WrestlingCorner-Interview mit Baron von Hagen

Veröffentlicht am 26. Oktober 2011 um 16:14 Uhr von Tobias in der Kategorie: Interviews.

Hey Torben wir freuen uns dass du zu diesem Interview erschienen bist und uns ein bisschen deiner Zeit schenkst!
Hej hej, freut mich sehr und Dank zurück an euch. Auch wenn ich sagen muss, dass es schon eine Frechheit ist, dass ein Joerg Guth ein Audiointerview kriegt und ich mir hier die Finger wundschreiben muss. ;)

Hehe! Er wollte das so! :D
Gerne würde ich dich auch zu meinem Segment „5 Minutes with…“ einladen weil ich mir vorstellen kann dass ein so wortgewandter Kerl wie du vieles zu erzählen hat was er nicht in geschriebene Worte fassen kann! :) Diesmal dann als Audio-Version!!! :D
Das ist eine Einladung, die ich gerne annehme. Und es freut mich, auch so in schriftlicher Form das steigende Interesse am europäischen Wrestling in der Wrestlingecke bei euch bedienen zu können.

Juhuu! Liebe WrestlingCorner.de User…hier lest ihr es zuerst! 5 Minutes with Baron von Hagen – Audio Edition…COMING SOON! Nun aber zu den Fragen:

Selbst bist du zwar nicht mehr aktiv, aber gibt es heutzutage noch Funktionen, die du hinter den Kulissen übernimmst/übernehmen kannst?
Wenn die Frage auf irgendwelche Handwerkertätigkeiten oder dergleichen anspielt, muss ich sagen nein. Für technische Sachen haben die meisten Ligen Leute mit Kernkompetenzen, ich gehöre eher zu denen, die für den Schraubenzieher eine Bedienungsanleitung brauchen. Wenn es um Kreatives geht: In dem Lockerroom, in dem ich mich am heimischten fühle, bin ich nach wie vor willkommen. Bei der wXw werden meine Ansichten und Anmerkungen zu Shows, Matches und Ideen definitiv zumindest gehört. Das ist übrigens eine wirklich tolle Sache. Insgesamt muss man aber von der Vorstellung weg, dass ein europäischer Promoter sehr viele Kreativpositionen bei sich besetzt und etwas zu sagen habe ich nicht. Ich bin gerne aber immer bereit, meinen Kopf mit einzubringen, wenn man mich danach fragt…und das nicht heißt, dass man mich drauf wirft.

Wie kam es zu deinem In-Ring Namen „Baron von Hagen“?
Das interessante zu dem Ringnamen meiner Wenigkeit ist, dass es zunächst mal keine eindeutige Relation zur Stadt Hagen für mich gibt. Über entfernte Verwandte aus der Region bin ich irgendwann mal in meinem Freundeskreis aber zu dem Spitznamen und somit zur Namensverwandschaft mit dem Siegfried-Töter gekommen. Das Baron von war dann auf der Idee meines ersten Promoters begründet: Bas van Kunder, damals Schalter und (nicht Big Van) Walter der holländischen FCW hatte ein Faible für 80ies Gimmicks der WWF und sah in mir eine Aura des Million Dollar Mans Ted DiBiase – übrigens DEUTLICH zu viel der Ehre wenn man mich fragt. Als er mich dann zum Million Euro Guy machen wollte, war ich da dann aber doch etwas widerspenstig.
Wenn wir Reichtum und Snobismus in der alten Welt wollen, dann doch lieber einen adeligen Zug für die Figur. Dass es dann Baron und nicht Graf, Freiherr oder ähnliches wurde, lag an meiner ganz leichten Ähnlichkeit zu einem berühmten deutschen Tennisspieler den die Jüngeren wohl nur aus Pokerwerbung oder vielleicht noch Frauengeschichten kennen. Dessen Spitzname war unter anderem der „Rote Baron“, und das passte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der „Baron“ irgendwann auch einmal einen echten Vornamen besessen hat, aber die Erinnerung daran ist sehr wage.

Ich persönlich finde dass du eine auf einem bestimmten Foto über dass ich mal gestolpert bin dem Million Dollar Man auch ziemlich ähnlich siehst! (http://www.cagematch.de/site/main/img/wo…agen_Europa.jpg)
Ich habe das Foto erst neulich wieder in einer großen deutschen Wrestler-Datenbank gesehen. Das war damals tatsächlich das FCW Promo Foto. Ich weiß auch noch, dass Bas meinen damaligen Finisher in Eigenregie als „Million Euro Dream“ benannte, obwohl ich mindestens fünf mal gesagt habe, dass der Hold „Monocle“ hieß. Genau so Klischeebeladen, aber weniger Plagiat. Na ja, Bas war / ist ein Unikat. ;)

Was siehst du als größtes Highlight deiner Karriere?
Da muss ich mehrere Ebenen aufzeigen, weil ein einziges großes Highlight wirklich nicht auszumachen ist. Es gibt einerseits die Rubrik Erfolg. Erfolg definiert sich für mich dadurch, dass Promoter in dich vertrauen haben und Fans nach deinen Matches zufrieden nach Hause gehen. Nach meiner Definition war das ganze wXw Jahr 2006 für mich ein einziger großer Erfolg und somit ein echtes Highlight, wenn auch mit einem wehmütigen Ende. Aber das ist wie mit guten Filmen, ein echtes Highlight muss dich auf ganz viele verschieden Arten emotional bewegen. Auch die CWN-Debüt Show in dem Ort, in dem ich aufgewachsen bin, war ein solches Highlight. In beiden Fällen hatte ich immer positive Energien von Leuten wahrgenommen, Fans die zufrieden nach Hause gingen und für mich in jeden Fall wiederkommen würden und eben Veranstalter die mehr als zufrieden waren mit dem Weg, den das Produkt ging und bei dem ich als „Geh-Hilfe“ dabei war.

Welchem deutschen Wrestler würdest du den ganz großen Schritt nach Amerika zutrauen?
Wenn wir mit Amerika WWE definieren: „Bad Bones“ John Kay – gute Besserung an dieser Stelle nochmal von mir für dich, da sollten die Leser sich anschließen, der Psycho freut sich – ist für mich jemand, der von seinem Können und seiner Arbeitsmoral da auf jeden Fall hingehört. Vielleicht fehlen ihm 10 cm an körperlicher Größe, aber vom Können her muss er sich vor niemanden verstecken. Auch ein „Absolute Andy“ würde es packen, vielleicht sind bedingt durch sein Gardemaß die Chancen sogar noch ein wenig besser. Das Problem ist, dass WWE nicht unbedingt in Deutschland sucht.
Zu den Independents: Da ich TNA nicht aus dem Indypool rausrechne, sage ich zusammenfassend zur Indyszene, dass ich so ziemlich allen Leuten in Europa zutraue, in den US-Indies mitzuhalten. Wenn wir jetzt nicht vom Backyardundertaker sprechen, der im Garten Leute durch Müll wirft, sondern von Leuten, die regelmäßiges, anständiges Training genießen und Matchpraxis sammeln / gesammelt haben.

Verfolgst du die amerikanischen Mainstream-Ligen?
Ich folge WWE ergebnistechnisch und schaue einige Shows. Ich würde TNA und RoH trotz ihres Anspruches nicht als Mainstream definieren. RoH habe ich nie wirklich verfolgt, hin und wieder vereinzelte Matches. Bei TNA habe ich mehrere, gescheiterte Einstiegsversuche hinter mir, nach denen ich die Promotion irgendwann als „Nicht mein Bier“ abgetan habe. Manchmal verfolge ich Ergebnisse und Ereignisse, hin und wieder sehe ich besonders hervorgehobene Momente – ob negativ oder positiv – auf irgendwelchen Online-Videoportalen und bin dann in der Regel sehr entsetzt.

Woran fehlt es dir denn bei TNA?
Ich kann natürlich nur aus Sicht eines Zuschauers beurteilen, aber mir fehlt einfach die konkrete Umsetzung eines eigenen Ziels. Oder vielleicht erstmal sogar nur ein konkretes Ziel. TNA promotet sich als eine Alternative, so wie ich es bisher verstanden habe, zu WWE. Aber mit welchen Mitteln/page/? Mit WWE-Crash-TV-Elementen aus der „Attitude Ära“. Was dabei rauskommt ist mitnichten ein frisches Heißgetränk, sondern viel mehr eine dünne, mit viel Kaffesatz versetzte Plörre die zum x-ten Male aufgewärmt wird.

Alternative Sachen waren beispielsweise Elemente wie die X-Division. Das ist nicht mein Stil, aber es ist etwas, was ein Abgrenzungsmerkmal war. Abgedrehte Matcharten mit Regeln, die nicht mal die eigenen Kommentatoren verstehen, sind dagegen nicht wirklich eines.
Ich könnte da glaube ich stundenlang weiter schreiben, aber das würde den Rahmen sicher sprengen. ;)

Was ist dein größtes Hobby (außer Wrestling)?
Ich begeistere mich sehr für Fitness, Fussball, Lesen und Filme. Bei letzterem vor allen besonders schlechte, wie dir sicherlich auch einige Kollegen gerne und eifrig bestätigen werden.

Da kann ich dir den Film „Per Anhalter durch die Galaxis“ wärmstens ans Herz legen! :)

Was kannst du uns von deinen Anfängen im Wrestlingbusiness berichten?
Das ging alles in sehr kurzer Zeit vonstatten. Ich hatte selber den Entschluss gefasst, mich unbedingt in den Ring begeben zu wollen und körperlich darauf hingearbeitet. Es bot sich mir die Chance, dies in einem Camp zu tun, dass die holländische FCW in einem wirklich kleinen Kaff in der Vulkaneiffel veranstaltete, damals 2004. Sicherlich im Sommer einer der heißesten Orte Deutschlands. Jedenfalls gab es dort ein Trainingscamp mit Nick Berk, The Bull (Robin Lekime) und Bas van Kunder. Den Nordisch Fight Club gab es damals nicht, von der EWP School hatte ich nichts gehört, Westside Dojo stand im Schicksalsnetz auch irgendwo weiter in der Zukunft und so begab ich mich dann in diesen tierisch heißen Kessel eines Ortes und ließ eine Woche Blut und Schweiß. Tränen gab es keine, denn nach dem Blut und Schweiß war keine Flüssigkeit mehr über. Die ganze Geschichte gibt es meine ich auch in der Ausgabe 4 oder 5 der Pro Wrestling Anderswelt von Christian Michael Jakobi und Tassilo Jung zu hören, um hier mal ganz unauffällig für anderes gutes Material im Eurowrestling zu werben. ;)

Wer ist dein persönliches Vorbild?

Ich kann darauf die langweiligste Antwort geben, die möglich ist: Meine Eltern. Wer so viel Geduld mit seinen Kindern hat, ihnen so viel Liebe entgegen bringt, ihnen so viel komische Eskapaden ohne weiteres verzeiht, ihren Freunden so offen entgegentritt und immer unterstützt wie es die eigenen Mittel erlauben, der ist ein unglaublicher Mensch und wenn mehr Leute so wären – da schließe ich mich nicht aus – hätten wir in meinen Augen eine weitaus bessere Welt als wir sie haben. Ohne damit sagen zu wollen, dass in der Welt alles schlecht ist.

Das mutige, außergewöhnliche & frische Konzept GSW Courage ist ja nach dem Staffelende ins Stocken geraten und auf eine 10th Anniversary Show wird hingearbeitet! Hast du denn bisher Courage verfolgt? Wenn ja wie gefällt es dir bis jetzt?
Ich habe Courage leider nicht verfolgt und kann deshalb keine Beurteilung zum Produkt abgeben. Es ist aber in der Tat ein sehr ambitioniertes Konzept, welchem ich einen größeren Erfolg gewünscht hätte.

Könntest du dir eine On-Air Rolle, wie zum Beispiel die Rolle des Managers vorstellen?
Man spielt schon fortwährend mit dem Gedanken, wieder in irgendeiner Weise etwas aktiver am Geschehen teilzuhaben als es momentan der Fall ist. Allerdings muss ich wohl sagen, dass eine solche Rolle sich auf wXw beschränken würde und dort voll aufgrund vieler Ursachen doch Probleme mit sich brächte. Aufgrund eigener Verpflichtungen hier oben im Norden ist nicht immer gewährleistet, dass ich Teil einer Show sein kann und wer braucht schon einen Manager, der jede zweite oder dritte Show auftaucht/page/? Allgemein könnte ich mir mittlerweile aber schon vorstellen, eine solche Rolle zu übernehmen.

Mit welchen Wrestlern bist du auch privat eng befreundet?

Ich würde die Frage gerne auf Eurowrestlingpersönlichkeiten ausdehnen. Joerg Guth zum Beispiel ist im Gegensatz zu seiner eigenen Auffassung kein Wrestler, aber definitiv ein Freund den ich zu schätzen weiß. Tassilo Jung und Christian Michael Jakobi führen beide Rollen im und am Ring so wie hinter den Kulissen aus und sind in meiner Wahrnehmung echte Freunde die ich nicht missen möchte. Big van Walter, Bad Bones und Rico Bushido sind alles dann Aktive im Ring, die echte Freunde sind und die ich gerne öfter sehen würde als ich es tue.
Und natürlich ist da noch Adam Polak. Aber der ist eigentlich eher schon fast ein Bruder für mich als ein Freund. Es gibt noch eine mich selbst überraschende Vielzahl von Leuten, die ich verdammt gerne mag, aber das sind die, mit denen ich den engsten Kontakt habe. Und wenn wir jetzt von „Fans“ oder „Backstagetanten“ anfangen, bin ich nie im Leben fertig. Die angesprochenen wissen wer gemeint ist.

Was fällt dir bei folgenden Namen ein:

– Carnage
aufstrebendes Talent mit großem Kämpferherz.

– Joerg Guth
hat seine letzten beiden T-Shirts ausverkauft.

– Macho Man Randy Savage

irre 80er Jahre Promos und eine Legende.

– Sami Callihan
furchtbarer Strafstoßschütze, aber sehr guter Wrestler.

– Bad Bones John Kay

DER ADMONISHER!

Der liebe „Herr Sevington“ wie du ihn nennst hat ja mehrere Fragen zu deinem ,,allerbesten Kumpel“ Karsten Beck gefragt! Die habe ich jetzt mal zusammengefasst! Torben…beschreibe bitte Karsten Beck mit 5 Worten!
Modegraupe, unterhaltsam, unfassbar verbessert und – und das ist am allerwichtigsten und darum schreib ich es in Großbuchstaben – ERZFEIND

Angenommen, man würde dir eine große Menge an Geld bieten, damit du zurück in den Ring kommst, würdest du es annehmen oder gibt es für dich definitiv keinen Weg zurück in den Wrestlingring?

Das käme wirklich auf die Höhe der Summe an, aber mit Summen die in Europa zahlbar sind wahrscheinlich nicht. Der Sport würde sich denke ich auch selber nicht wirklich einen Gefallen tun, jemanden für großes Geld zurück zu holen der mittlerweile rund 5 Jahre Ringrost ansetzt.

Europa hat viele wirklich gute, jüngere Leute die voll im Training stehen, ob aus Karsten Kretschmers Nordisch Fight Club, dem Westside Dojo, Ecksteins’ Schule oder von Kovacs Powerplex. Diese Jungs haben sich ihre Chancen verdient. Wenn ich die Möglichkeit hätte, ohne meine Gesundheit im Höchstmaß zu gefährden wieder zwischen die Seile steigen zu können, wäre ich der erste der sich aufmachen würde, allerdings würde ich mich brav hinten anstellen und mich wieder auf einen ordentlichen Trainingsstand bringen wollen. Und dann würde Karsten Beck den Hintern versohlt bekommen, dass sage ich dir.

Gibt es noch irgendetwas was du deinen Fans von WrestlingCorner.de gerne mitteilen möchtest?
Ich hab Fans auf WrestlingCorner.de? ;)
Na ja, ich möchte gerne ALLEN Besuchern von WrestlingCorner.de mitteilen, dass man in Europa jeden von euch gerne auch in den Clubs, Discos und Turnhallen am Ring sehen würde. Wrestling ist nicht nur der globale Juggernaut, der WWE ist, sondern auch wXw, GSW, CWN, NFC, GHW und wie auch immer sie alle heißen. Guckt ruhig, was in eurer Region ist und nehmt mal eine Show mit, ihr werdet sicher nicht enttäuscht. Und man „darf“ durchaus beides mögen, WWE und Europa, also keine Scheu. ;)

Torben…Vielen herzlichen Dank für dieses unglaublich ausführliche & offene Interview! Ich hoffe natürlich auch viele meiner WrestlingCorner Kollegen mal bei einer Euro-Veranstaltung zu sehen! In der Hoffnung dass deine Finger nicht komplett wundgeschrieben sind verabschiede ich mich und freue mich schon auf „5 Minutes with Baron von Hagen“ – The Audio Edition! Noch einmal ein warmes Dankeschön vom gesamten WrestlingCorner.de Team!!!
Ich habe zu danken und freue mich auf die „5 Minuten“!

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