WrestlingCorner-Interview mit Blue Nikita

WrestlingCorner.de hatte das Vergnügen in einem Interview mit einer der besten Wrestlerinnen Europas zu sprechen. Die Rede ist von Blue Nikita. In diesem Interview erzählt sie über ihre knapp 17 Jahre andauernde Karriere, ihre Matches gegen Paige, sowie Awesome Kong und sie äußert sich über die WWE Divas Revolution.

WrestlingCorner.de: Hallo Nikoleta. Erst einmal bedanke ich mich bei dir, dass Du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Dann lass‘ uns direkt beginnen. Wie kam es dazu, dass du dich für das Wrestling begeistert hast und wann stand es für dich fest, dass du dies auch selbst machen wolltest?

Blue Nikita: „Anfang der 90er Jahre war das Wrestling in Deutschland sehr groß und ich verfolgte es regelmäßig im Fernsehen. Ich erfuhr dann, dass es eine Wrestlingschule in Berlin gab – die German Wrestling Federation (GWF). Als ich beim Training vorbei geschaut hatte, war ich mir sofort sicher, dass es für mich die perfekte Schule ist, wo ich den Sport professionell erlernen kann.“

WrestlingCorner.de: Wie kam denn der Kontakt mit der GWF damals zustande? Ich meine, Du hast ja vor etwa 17 Jahren dein In-Ring-Debüt gefeiert und warst somit noch ziemlich jung. Das Internet war zu der Zeit auch noch lange nicht so weit, wie es heute der Fall ist.

Blue Nikita: „Damals war es noch etwas schwieriger ins Business zu kommen, gerade für uns Frauen, und generell gab es nicht die Möglichkeiten wie heute sich darüber zu informieren. Heutzutage ist es viel einfacher durchs Internet sich zu erkundigen. Ich hatte das Glück und habe durch eine Freundin erfahren, dass es die GWF in Berlin gab, die Trainings-Seminare angeboten hatten. Das was diese Schule ausmacht ist, das Frauen im Training genauso behandelt werden wie die Männer. Wenn nicht sogar viel härter. Aber ich habe die Zähne zusammengebissen, durchgehalten und meine Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt. Ich blieb im Training und bekam meine ersten Bookings.“

WrestlingCorner.de: Hattest du denn damals zu Beginn deiner Karriere Vorbilder, und wenn ja, welche waren das?

Blue Nikita: „Anfang der 90er Jahre konnte ich ja nur die WWF (heute: WWE) verfolgen. Damals waren meine Favoriten Alundra Blayze, Bull Nakano, Bret Hart, Shawn Michaels und der „Bad Guy“ Razor Ramon.. Später hatte ich dann auch die Möglichkeit japanisches Wrestling zu schauen. Ich wurde ein riesiger Fan von Manami Toyota, Sie ist für mich ein großes Vorbild und ein Ziel von mir ist, mal gegen Sie anzutreten.“

WrestlingCorner.de: Dank den Bookings bist du über die Jahre schon in vielen Ländern gewesen, hast dabei sicher viel gesehen und erlebt. Wie ist der Ablauf eines Tages, wenn du außerhalb von Deutschland in den Ring steigst? Hast du da auch noch Zeit etwas von den Städten zu sehen?

Blue Nikita: „Wenn man vom Flughafen abgeholt wird geht es meistens direkt zur Halle in der die Veranstaltung stattfindet. Bis zum Showbeginn ist meistens dann noch Zeit, falls der Promoter einen nicht braucht, um im Nahbereich der Halle etwas zu essen (wenn man etwas findet). Oft bleibt man jedoch direkt in der Halle. Viele Promotions gerade im Ausland haben kein Catering. Deswegen versuche ich immer auf dem Weg zur Halle schon etwas einzukaufen, sodass ich über den gesamten Tag etwas zu Essen habe. In England ist es zu 99% der Fall. Oft sind wir auch mehrtägig unterwegs, sodass es genug Zeit für Sightseeing an einen weiteren Tour-Tag gibt. Paris ist zum Beispiel wunderschön. Ich hatte für eine Promotion in Frankreich fast sieben Jahre gearbeitet. Somit konnte ich sehr viel von Paris sehen. Ich liebe es Städte zu besichtigen und neue Kulturen kennenzulernen. Vor zwei Jahren war ich in Dubai gebucht und es war einfach traumhaft. Da hatte ich die Gelegenheit sehr viel zu besichtigen.“

WrestlingCorner.de: Da hast du ja dank deiner langjährigen Karriere schon wirklich viel von der Welt gesehen. Gerade für Dubai beneide ich dich ja schon. Natürlich hast Du auch gegen viele namhafte Gegnerinnen im Ring gestanden, wie zum Beispiel Britani Knight aka Paige. Du konntest sie in der Vergangenheit ja bereits mehrfach besiegen. Wie waren die Matches mit ihr? Wie beurteilst Du ihre Entwicklung? Gerade jetzt, wo man sie (anfangs) bei NXT und (später) im Main Roster der WWE sehen ist?

Blue Nikita: „Paige aka Britani Knight war immer sehr lernwillig und motiviert. Sie hat immer frischen Wind hinein gebracht. Kollegial gesehen ist das super. Ich hatte sie kennengelernt, als sie noch sehr jung war, und jeder hat germerkt, dass sie wie ein Rohdiamant war. Zum ersten Mal traf ich sie vor einer halben Ewigkeit, als ich in der Promotion ihrer Mutter antrat. Aber damals war sie noch nicht aktiv. Später habe ich sie dann im Ring trainieren sehen. Und es war nur eine Frage der Zeit, dass sie ganz groß wird. In der WWE-Zeit hat sie sich definitiv sehr weiterentwickelt. Und ich denke, sie wird noch viele Jahre die Divas-Division der WWE prägen. Und ich sehe sie jetzt schon als zukünftige Hall-of-Fame-Kandidatin. Allein schon, weil sie zu der Verbesserung der Divas Division der WWE herausragend beigetragen hat.“

WrestlingCorner.de: Was hältst du denn aktuell von der Divas Division in der WWE? Sagt dir das Produkt zu und wer sind dort deine Favoritinnen?

Blue Nikita: „Das Wrestling der Frauen in der WWE ist auf jeden Fall besser geworden. Und ich hoffe, dass es auch bald wieder den Womens-Titel gibt. In der WWE gibt es so krass viele gute Talente, wie z.B. Sasha Banks, Becky Lynch, Paige und Charlotte. Diese Frauen haben sehr viel im Ring verändert. Sie haben gezeigt, dass die Frauen nicht nur gut aussehen müssen, sondern auch kämpfen können und meisterhafte Moves und Techniken zeigen können. Alle Frauen trainieren dort sehr hart. Und das respektiere ich sehr. Früher habe ich echt vor gespult, aber was ich heute sehe, das genieße ich sehr.“

WrestlingCorner.de: Neben Paige standest du auch schon gegen Awesome Kong im Ring. Was hast du vor dem Match gedacht? Warst du sehr nervös als du von deiner Gegnerin erfahren hast? Awesome Kong will man ja nicht unbedingt im Ring gegenüber stehen, oder war dir das damals egal?

Blue Nikita: „Das erste Mal bin ich bei Chickfight (heute: Pro EVE) gegen Awesome Kong angetreten. Na klar, ich war sehr angespannt, als ich erfuhr, dass ich gegen so eine Gigantin antrete. Aber letztendlich bin ich Profi und habe mich darauf eingelassen. Gegen so eine hammermäßige Weltklasse-Wrestlerin im Ring zu stehen, dass war eine große Ehre für mich. Ich war extrem motiviert und habe alles rausgeholt was ging. Unsere erste Begegnung war eine Bereicherung für mich, ich habe sehr viel daraus gelernt. Das zweite Mal hatten wir dann einen 4-Way-Dance bei German Stampede Wrestling (GSW). Dort wurde ich zur ersten GSW Ladys Championesse gekrönt. Und ich will das Ganze noch einmal steigern, hoffe, dass ich Awesome Kong noch einmal gegenüberstehe. Sie hat mich dazu gezwungen mich selbst zu übertrumphen.“

WrestlingCorner.de: Anfang 2015 konntest du bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit der wXw in Berlin in eurer Heimat, die wXw Diva Melanie Gray besiegen, die ich auch vor kurzem interviewt hatte. Leider gibt es im Moment im deutschsprachigen Raum nicht so viele aktive Frauen in den verschiedenen Ligen, was ich eigentlich sehr schade finde, denn das Frauen-Wrestling ist doch schon längst Salonfähig geworden. Wie kann man Jugendliche bzw. junge Frauen für das aktive Wrestling begeistern, damit in den kommenden Jahren da einiges nachkommt in der Deutschen Wrestling-Szene?

Blue Nikita: „Das geht nur, wenn man mit dem Herzen dabei ist, lernwillig, und geduldig ist. Die Trainer und Promoter können eine noch so gute Basis schaffen, wenn man kein Herz für das Wrestling hat, dann wird das nichts. Wrestling in Deutschland ist wieder im Kommen. Die WWE hat hier ihr Programm wieder im Fernsehen und bestimmt ist bald auch eine deutsche Promotion mit einen TV-Deal am Start. Das generiert Interesse am Wrestling-Training. Doch ob jemand das Wrestling auch wirklich liebt, dass wird sich u.a. während des Trainings zeigen. Frauen brauchen, genauso wie die Männer, auch eine gute Schule. Sie sollten in gewisser Weise den Ruf und den Erfolg der Schule betrachten und sich dann eine gute Schule auszuwählen. Auch ihre körperlichen Vorraussetzungen sind sehr wichtig. Ohne ausreichend Fitness kommt man nicht so leicht durch das Training. Und sehr wichtig ist auch „das gewisse Etwas“. Man sollte herausstechen können. Wrestlerinnen haben allerdings noch andere Herausforderungen zu meistern. Viele Mädels stecken noch in der Rolle eines „Püppchen“ fest. Das sollten sie ablegen und beweisen, dass sie auch kämpfen können. Was aber ganz zu Beginn kommt, und unabhängig von Frau und Mann ist, dass ist der Respekt. Trainings-Interessierte sollten respektvoll gegenüber den Trainern, den zukünftigen Kollegen/Kolleginnen und dem Geschäft an sich sein. Dann kommt man in der Karriere auch Schritt für Schritt voran.“

WrestlingCorner.de: Wie lange hast du denn noch vor in den Ring zu steigen?

Blue Nikita: „So lange mein Körper noch mitmacht. Ich hoffe, dass ich euch noch ein paar Jahre erhalten bleibe. Jeder, der das Wrestling kennt, der wird verstehen, dass es körperliche Grenzen gibt. Zwar absorbiert der Körper, und bspw. die richtige Fallschule, viel von der entgegengebrachten Gewalt – die auf den Körper wirkt – aber ewig macht das ein menschlicher Körper nicht mit.“

WrestlingCorner.de: Zum Schluss kannst du unseren Lesern mal erklären, warum es sich lohnt eine Veranstaltung der GWF zu besuchen und wann wird man dich wieder für die GWF im Ring sehen?

Blue Nikita: „In den Veranstaltungen der German Wrestling Federation gibt es innovative Aktionen, ausgefeilte In-Ring-Technik und extrem coole Charaktere zu sehen. Waghalsige Aktionen und gute Storylines sind an der Tagesordnung. Aber vor allem die Partystimmung wird Euch überzeugen. Für die ganze Familie und jeden Zuschauer ist etwas dabei!

Ich werde am 05. und 06. Februar 2016 im „Huxleys Neue Welt“ in Berlin, zu sehen sein! Die GWF beginnt das Jahr mit einem Hammer Wochenende, mit dabei sind Internationale Wrestling Stars wie Aoki, Son of Hovac aka Matt Cross, Colt Cabana und ganz viel mehr.

Mehr Informationen findet ihr auf der Homepage der German Wrestling Federation: http://www.gwf-wrestling.com/ .“

WrestlingCorner.de: Das war es dann auch schon, ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft und noch einmal vielen Dank für das Interview.

Blue Nikita: „Ich bedanke mich auch, es hat Spaß gemacht und ich grüße alle Leser von dir.“

Das Interview führte Martin Mahony für WrestlingCorner.de und die Facebook Wrestling-Gruppe „WWE & Pro Wrestling Inside“