WrestlingCorner-Interview mit Slinky

Veröffentlicht am 6. Mai 2016 um 12:00 Uhr von WrestlingCorner in der Kategorie: Europa-News, Intern, Interviews.

WrestlingCorner.de führte ein Interview mit Slinky, der regelmäßig für die German Wrestling Federation (GWF) in den Ring steigt. In diesem Interview berichtet er unter anderem über seine Zeit in der ehemaligen DDR, wie er zum Wrestling kam, und welche Aufgaben er auch im Office der GWF übernommen hat.

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WrestlingCorner.de: Hallo Robert! Erst einmal möchte ich mich bei Dir bedanken, dass Du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast.

Slinky: „Danke für Eure gute Arbeit. Plattformen wie WrestlingCorner.de, oder „WWE & Pro Wrestling Inside“ sind Grundbausteine für eine wachsende Wrestlinggemeinde in Deutschland und Europa.“

WrestlingCorner.de: Danke für dein Lob! Das hört man sehr gerne! Seit wann schaust du Wrestling und wie kam es dazu, dass du auch Wrestler werden wolltest?

Slinky: „Die wahre Wahrheit? Das ich Wrestler werden wollte, war gescripted. Ich habe eine weit verzweigte Familie, die schon seit langer Zeit in verschiedenen Formen etwas mit Medien und Unterhaltung zu tun hat. Ich denke, wenn man in diese Welt hineingeboren wird, beschäftigt man sich logischerweise mit den Handlungen und der Berufung der eigenen Familie, seiner Vorfahren und des näheren Umfelds. Und das habe ich getan. Aber es gab noch einen unglaublichen Grund.

Federführend in meinem näheren Umfeld war meine Tante Else. Eigentlich war sie nicht meine Tante, sondern die Mutter meiner Großtante. Aber ich habe sie „Tante“ genannt. Wie das halt Jungs mit 4 oder 5 Jahren machen. Sie war eine zurückhaltende alte Frau, die bei unseren großen Familientreffen den Kaffee und das Miteinander genoß. Zu ihrer Zeit, also in ihrer Jugend, war es nicht üblich, dass Frauen viel zu sagen hatten oder frei mitbestimmen konnten. In gewisser Weise wurden Frauen auch gering geschätzt.

Das Geheimnis meiner Tante Else war jedoch, dass sie eine besonders starke Frau war – die einen bedeutenden Knotenpunkt zwischen einflussreichen Personen bildete. Ähnlich wie Olga Förster-Prowe zwischen Bronnen, Goebbels und Brecht. Meine Tante Else war augenscheinlich eine fast schon devote Person innerhalb meiner Familie. Wenn man jedoch ins Innere schaute, dann erblickte man eine knallharte Politikerin, die nicht nur innerhalb meiner Familie die Strippen zog. Sie hatte eine Beziehung mit dem Kulturminister der Deutschen Demokratischen Republik, Klaus Gysi, und hatte dadurch einen Einblick darin, wie das Milieu um ihm herum die Bevölkerung nach ihren Vorstellungen manipulierte. Du kannst dir vorstellen, dass diese Menschen die Fähigkeit hatten z.B. bei Knappheit von Eiern den Leuten einzupflanzen, dass zu viel Eier ungesund sind. Und wenn die Produktion von Eiern gut lief, dann verkauften sie der Bevölkerung, dass sie lieber zwei oder drei nehmen sollten – oder zusätzlich zu jeder Mahlzeit ein „Trinkei“ zur Stärkung.

Meine Mutter arbeitete in der Wende-Zeit u.a. in Russland, sodass ich bei meiner Großtante in West-Berlin untergebracht war und im dortigen Wrestling-Archiv rumturnte. Tante Else beobachtete mich beim Wrestling-Tapes sehen und schmunzelte über meine Begeisterung für Hulk Hogan und den Ultimate Warrior. Für mich war das großartig, bunt und aufregend. Ich sah die Gemeinsamkeit der beiden Publikumslieblinge – und ich wusste, egal was passiert, ich werde für beide applaudieren. Es waren zwei Welten die aufeinander trafen. Und ich liebte beide.

Du kannst dir vorstellen, dass für mich West-Berlin eine ganz neue und bunte Welt war. Als ich kurz nach der Maueröffnung in Berlin über die Grenze ging, wechselte plötzlich alles von Grau zu einem Bunt, mit vielen Reklametafeln, Zeitschriften mit großen Bildern drinnen und ein sehr vielfältiges Angebot an Früchten, Süßigkeiten und Spielzeug. Ich liebte es z.B. die vielen neuen Getränke aus den damals üblichen Dosen zu trinken. Ich kannte das aus der DDR nicht. Ich liebte Coca Cola, McDonalds und die ganzen neuen Dinge! Und Wrestling gehörte einfach dazu!

In der DDR wurde Pro Wrestling und Rock-Musik als „westliche Dekadenz“ betrachtet und kanalisiert. Natürlich war das keine Ideologie, sondern politisches Geschäft. Sonst wäre auch nicht Sport „im Osten“ so hochgehalten worden, der eigentlich einen „bürgerlich-dekadenten Luxus“ darstellt. Arbeiter und Krieger treiben keinen Sport, sondern die körperliche Aktivität ist eine Notwendigkeit um im Krieg zu Überleben und im Produktionsprozess mithalten zu können. Nachdem der Mann meiner Tante Else Anfang der 90`er Jahre einen Schlaganfall erlitten hatte und ein Pflegefall wurde, besuchte ich ihn oft und hörte ihm bezüglich solcher Aussagen gut zu. Ich lernte viel! Zudem war es für mich sehr beeindruckend, wie eine so mächtige Person – über den alle Sprachen und der auf den Feiern im Mittelpunkt stand – mit einem Schlag fast wieder wie ein Baby wurde. Ans Bett gefesselt und gefüttert.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass meine Tante mit half, solche Begegnungen und andere wichtige Ereignisse in meiner Kindheit und Jugend zu inszenieren. Natürlich ging das nicht bei jedem Aspekt in meinem Leben, doch kann man durch bestimmte Aktionen, einen bestimmten Werdegang fördern – zu einer bestimmten Verhaltensweise hinführen. Bestimmte Reaktionen erzeugen. Beispielsweise wirst du ja auch eher ein positives Verhältnis zu einer Person haben, die dich durch viel Lob und Aufmerksamkeit besonders auszeichnet. Wenn dich eine Person aber andauernd negativ kritisiert, wirst du diese eher nicht lieben. Das ist ganz logisch. Und so kann man dich auf einen bestimmten Pfad bringen. Auch wenn unser Verstand sagt: „Nein, ich bin stärker als solche Manipulationsversuche und bestimme meinen Weg selbst.“, Wir sind nicht unabhängig und lassen Uns so oft beeinflussen.

Meine Tante hatte das sehr gut drauf. Sie erkannte meine kindliche Begeisterung und führte mich immer weiter, Schritt für Schritt, an das Pro Wrestling heran. So wollte ich z.B. eine Karriere im American Football starten, spielte in meiner Jugend Flag-Football bei den „Berlin Bullets“. Als ich dort wegen meinen schulichen Leistungen nicht weiter kam, ermunterte mich meine Tante weiter Sport zu treiben. Und auch andere Wege zu suchen. Meinen Rucksack zu packen und heraus in die Welt zu gehen. Dabei rieb sie mir z.B. Latein-Amerika unter die Nase. Dort ist ja bekanntlich eine Hochburg des Pro Wrestling mit vielen Legenden und Vorbildern.“

WrestlingCorner.de: Wow, auf so eine lange Antwort war ich gar nicht vorbereitet und bin sehr beeindruckt! Du hast erwähnt, dass Dich damals ein Match zwischen Hulk Hogan und dem Ultimate Warrior sehr gefesselt hat. Gibt es aus der heutigen Zeit nach wie vor Matches, die dich so begeistern können?

Slinky: „Ein Match, was mir aus den letzten Monaten besonders in Erinnerung geblieben ist, ist „Kobra Moon vs. Bengala“. Ich glaube, die Begegnung fand am 10. Februar 2016 bei Lucha Underground statt. Dieser Kampf ist ein gutes Beispiel für eine wundervolle Geschichte mit guten Charakteren.

Ich mag den Stil und die Geschichten des fast vergessenen traditionellen Lucha Libre. Das derzeit populäre Lucha Underground ist ja eindeutig US-Amerikanisch und vom modernen Lucha Libre (Anm.: aus Mexiko) geprägt. Was stellenweise extrem bedauernswert ist. Die alten, vergessenen Logiken und Geschichten des Lucha Libre interessieren mich. Und manchmal scheint es bei Lucha Underground durch, dass zusätzlich zum flippigen Wrestling und Mode-Logiken auch gute Wrestling-Archäologie betrieben wird. Letztendlich ist es aber sehr schade, dass alte Wrestling-Stile, wie das rundenweise Catchen, traditionelles Lucha Libre und Collar-and-Elbow aussterben oder ausgestorben sind! Ich finde es sehr spannend und interessant mich mit der Geschichte und den Logiken von Unterhaltung zu befassen.

Auch darum habe ich das gute alte amerikanische Sports Entertainment der WWE bevorzugt. Die Logiken dort sind brilliant! Sie haben in der WWE die weltbesten Persönlichkeiten und fesselnde Geschichten. Mich begeistern Personen wie Vince McMahon und Bruce Prichard, von denen ich viel verfolge und fast jeden kleinen Videoschnipsel auswerte. Sie kennen die Grundbaustein der Magie. Der Unterhaltung. Sie sind die Macher in diesem Geschäft. Und zu solchen Machern möchte ich gehören!

Solche Personen haben ein unglaubliches Verständnis und eine enorme Passion für das Unterhaltungsgeschäft. Ich habe in den letzten Monaten z.B. einen Vince McMahon gesehen, der sich mit seiner „hässlichen Fratze“ in einem Mugshoot (Anm.: Motiv eines Fahndungsfotos) ablichten ließ. Er ist der Mann des Pro Wrestling, hat so enorm viel im Geschäft erreicht, ist durch das Pro Wrestling wohlhabend geworden. Aber er lässt es zu, dass man ihn so, wie einen Verbrecher, ablichtet. Das allein zeigt seinen riesigen Respekt vor dem Geschäft. Seine Liebe. Diese Liebe ist ein Versprechen, welches auch ich gegeben habe, als ich mit dem Pro Wrestling begann.

Einige meiner Kollegen haben dieses Versprechen auch gegeben. Sie sind meine Brüder. Meine Trainer Ahmed Chaer und Crazy Sexy Mike sind im Bezug auf das Wrestling so etwas wie meine spirituellen Väter. Ohne die beiden wäre ich nichts in der Wrestling-Welt. In diesem Sinn ist Vince McMahon mein spiritueller Wrestling-Grossvater! Ohne seinen Einfluss wäre mein Leben anders verlaufen, und ich hätte nicht im Ring gestanden.

Neben Vince McMahon und Bruce Prichard gibt es noch weitere inspirierende Personen. Heutzutage gibt es ja über das Internet viel mehr Anknüpfungspunkte und Möglichkeiten andere Ansichten und Meinungen kennenzulernen. Beispielsweise Jim Cornette, Steve Austin und Vince Russo höre ich gerne in Podcasts zu. Persönlich habe ich Dr. Tom Prichard kennengelernt, und ich bin sehr begeistert von ihm. Für mich war es wie ein Zuckerrausch, als ich Dr. Tom Prichard begegnete. Er ist schon extrem lange im Geschäft, hat krasse Erfahrung. Ich würde es lieben, wenn ich von ihm über längere Zeit trainiert werden könnte.“

WrestlingCorner.de: Du bist jetzt 34 Jahre alt. Vor einigen Jahren hast Du dann beschlossen, tatsächlich Wrestler zu werden und eine Trainingsschule zu suchen. Wie kam es dazu, dass Du erst relativ spät den Entschluss gefasst hast?

Slinky: „Tatsächlich hatte ich vor 5 ½ Jahren bei Ingo Vollenberg´s German Stampede Wrestling (GSW) mein In-Ring-Debut gegen Colby und Steve Corino. Das war im Huxley´s Neue Welt in Berlin-Neukölln. Jetzt veranstaltet meine Heimat-Promotion German Wrestling Federation (GWF) dort. Damals war ich 29 Jahre alt, was definitiv nicht zu alt für den Beginn einer Wrestling-Karriere ist. Viele grosse Champions haben ihre beste Zeit mit über 50 Jahren im Pro Wrestling gehabt. Klar, heutzutage bekommen auch „junge Punks“ ihre Chance – aber ob es dem Geschäft gut tut, wenn sich Leute, die sich erst 6 oder 7 Jahre in der Unterhaltungsindustrie bewegen, schon als „Pro´s“ bezeichnen und große Spots bekommen, das steht auf einem ganz anderen Blatt.

Bevor ich mit dem „Pro Wrestling“ anfing, habe ich über Jahre hinweg professionell diverse Veranstaltungen organisiert, ich produzierte TV-Sendungen und war an dem Aufbau und der Pflege von riesigen Netz-Gemeinschaften beteiligt. Seit über 11 Jahren mache ich professionelle Medien- und Pressearbeit. Ich brauche mich nicht vor einem 20-Jährigen verstecken – und muss mich auch nicht mit jemanden gleichsetzen lassen, der 10 oder 15 Jahre lang seinem Hobby nachgegangen ist.

Im Gegenteil! Ich habe professionelles Verhalten gelernt und verstanden! Und ich liebe es gerade darum noch immer grosse Anstrengungen zu unternehmen, um dann vieleicht „nur“ vor 50 Zuschauern zu kämpfen. Ich laufe nicht vor Arbeit weg und ich kann auf Tour auch mal auf einer Couch oder in einem Auto übernachten. Ich brauche keine Pampers!

Um meine Entwicklung zu beschreiben, erinnere ich mich gerne: In den 90`er Jahren entwickelte sich in Berlin auf lokaler Ebene ein neues Privatfernsehen. Ich hatte mal so gar keine Ahnung von allem, aber fand es spannend was im Fernsehen zu machen. Also half ich bei einer sehr kurzlebigen und qualitativ weniger niveauvollen Kunstsendung mit. Dort lernte ich erstmals ein wenig wie Fernsehen und Medien generell funktionieren. Ich versuchte überall mal reinzuschauen, aber damals war es sehr schwer – besonders mit 16 und 17 Jahren dort Fuß zu fassen. Es gab da eine Menge D-Promis, die um jeden Spot hart kämpften.

Ich erinnere mich wie ich einmal Molly Luft bei einer Live-Sendung mit der Technik helfen konnte. Eine Berliner Kult-Figur. Sie hatte damals eine nächtliche Sendung auf TV Berlin, die ich mir gerne anschaute. Die Sendung bei der ich mithalf war jedoch ein anderes Format, aber genauso eine Call-in Sendung – und das Publikum, sowie die technische Ausstattung ein Desaster.

Im Endeffekt kann ich diese Erlebnisse auf meine gegenwärtige Arbeit für das Wrestling projizieren. Wir machen so viele Sachen, die ich durch meine damaligen Erfahrungen besser verstehe und angehen kann. Ich habe einen ganz anderen Blickwinkel und kann auch in kritischen Reaktionen ruhig agieren. Übrigens, meinen ersten Lohn im Unterhaltungs-Geschäft bekam ich damals direkt von Molly Luft: Eine Currywurst mit Pommes für 2 Mark 80!“

WrestlingCorner.de: Wie oft bist Du denn in der Woche beim Training und was machst Du sonst noch so neben dem Training?

Slinky: „Ich werde seit Oktober 2009 von Ahmed Chaer, Ali Aslan und Crazy Sexy Mike zum Pro Wrestler ausgebildet. Daneben hatte ich noch Seminare bei Dr. Tom Prichard und Atsushi Aoki. Zudem konnte ich in den Trainingsschulen der German Wrestling Federation (GWF) von diversen Workern eine Menge lernen. Beispielsweise von Ivan Kiev, Wesna, Orlando Silver und Alexander Wolfe.

Seit März 2015 assistiere ich zudem im Produktionsbüro der ChaerBros Wrestling Gbr. Ich habe dort die Möglichkeit mir alles im Zusammenhang mit der Produktion von Pro Wrestling- und MMA-Veranstaltungen anzuschauen, darüber zu lernen und mitzuarbeiten. Mir wurde ganz nach der alten Schule gesagt, dass ich mich umschauen und meinen Platz finden soll.

Ich habe dort z. B. ein Programmheft für die German Wrestling Federation entworfen. Das war für mich so eine Art Gesellenstück. Allerdings wird das Programmheft nicht in den Verkauf kommen. Es gibt nur zwei Exemplare. Das Erste habe ich Dr. Tom Prichard als Dank für seine Motivation, seine Inspiration und seinem hervorragenden Training geschickt. Das zweite Examplar habe ich dem Anschreiben beigelegt, mit dem ich mich im Dezember 2015 direkt bei Vince McMahon beworben habe.

Jedenfalls gehöre ich mit meiner Arbeit für die German Wrestling Federation zu der Gruppe, die offiziell rund um die Uhr für das Pro Wrestling arbeiten. Viele Arbeiter im Geschäft haben ja eher informell rund um die Uhr mit Wrestling zu tun. Meine Motivation ist darum auch, die Anzahl der Arbeiter zu erhöhen, die offiziell vom Pro Wrestling leben können. Und Wir sind mit der German Wrestling Federation gut dabei.

Meine Woche und meinen Tagesablauf zu beschreiben, sowas fällt mir sehr leicht. Vom Vormittag bis zum Nachmittag bin ich im Produktions-Büro der German Wrestling Federation, danach und/oder davor gehe ich zum Fitness- und/oder Wrestlingtraining. Dann schlafe ich. Das mache ich jeden Tag, mit Ausnahme an Show- oder Tourtagen, die meistens am Wochenende sind, oder wenn ich zu Castings oder Filmdrehs gehe. Natürlich kann sich hier und da auch mal einiges verschieben, aber im Großen und Ganzen ist das mein Alltag.

Das Wrestling-Training bei uns findet dreimal wöchentlich und zusätzlich an Show-Tagen statt. In der Regel ist es abends und dauert etwa drei Stunden. Über Details des Trainings möchte ich ungern sprechen, aber ich kann Dir garantieren, dass meine Trainer mich richtig quälen und wahnsinnig gute und lehrreiche Sachen draufhaben. Mein Erfolg ist ihnen geschuldet!“

WrestlingCorner.de: Mit Deinem ersten Titelgewinn innerhalb der GWF begann dieses Jahr für Dich ja sehr gut. Seit dem 20. Februar 2016 darfst Du dich GWF Next Wrestling Champion nennen. Kannst Du unseren Lesern einmal kurz erklären, wofür dieser Titel steht und wie es sich für Dich anfühlt diesen nun zu tragen? Gegen wen würdest Du den Titel gerne mal verteidigen?

Slinky: „Die Chance auf den GWF Next Wrestling Star-Titel ist eine Auszeichnung für einen Wrestler, der in der nahen Zukunft seinen internationalen Durchbruch schaffen kann. Es ist mir eine große Ehre diesen recht jungen Titel zu tragen. Ich war schon in Frankreich sehr erfolgreich, aber es ist noch eine enorme Steigerung möglich. Und es gibt noch reichlich andere Länder.

Wer in der Position eines Herausforderers gesehen wird, das entscheiden allein die Matchmaker. Ich hatte allerdings schon Fabius Titus, der sehr erfolgreich bei DSDS und ähnlichen Formaten war. Und ich bin der Meinung, dass für Fabius Titus nicht nur im Wrestling noch Einiges gehen wird. Ich persönlich wünsche mir David Finlay jr., Tim Zbyszko und Cody Hall.

Viele wissen es nicht, da eine beträchtliche Anzahl an Catch-Wettbewerben nicht im Internet dokumentiert sind. Schon 2015 habe ich den Thüringen-Pokal auf einen Festival am Brocken (Harz) errungen. Das war ebenso gigantisch wie der Gewinn des GWF Next Wrestling Star-Titel. Ich werde nie vergessen, wie ich Angesicht zu Angesicht meinem Gegner auf der Bühne gegenüber stand und etwa 5.000 Festival-Besucher uns lauthals anfeuerten.“

WrestlingCorner.de: Wie Du gerade bereits erwähnt hast, hast Du vor einiger Zeit bereits Matches in Frankreich bestritten. Wie kam es dazu?

Slinky: „Wow, Frankreich ist echt der Hammer! In Berlin haben wir auch ein gutes Publikum. Ein regelrechtes Party-Publikum. In Frankreich gab es jedoch mehr Familien, die die Shows besuchten. Und sehr viel mehr Kinder sind bei den Shows zu sehen. Das Publikum geht dort ähnlich wie in der alten CWA-Zeit mit. Frankreichs Catch wird in naher Zukunft wieder einen enormen Wachstum erleben. Da bin ich mir sehr sicher.

In die Ligue Nationale de Catch (LNC) bin ich über eine Empfehlung gekommen. Und da hatte ich großes Glück, denn nicht jeder bekommt so eine großartige Chance. Ich mag diese Promotion sehr und es hat mir sehr viel Spaß gemacht dort zu arbeiten. Ich hatte dort einige sehr krasse Kämpfe gegen David Michel. Einmal hatte ich in Frankreich innerhalb von 24 Stunden 4 Kämpfe, und beim letzten Kampf – einer Revanche – gab ich David Michel mega brutal meine Faust zu fressen. Er gab mir das mit einem Elbow-Drop zurück, der mich fast köpfte. Mit dieser Härte haben wir damals sehr viel Geld verdient. Das Publikum hat es geliebt, unsere Schlachten zu sehen.

Ich kann mich noch sehr genau erinnern, wie ich in Frankreich kaum mehr in das Auto steigen konnte, um zur nächsten Show zu fahren. Damals habe ich mich erstmals wie ein „Pro Wrestler“ gefühlt. Heute schäme ich mich ein bisschen, wenn ich neben Leuten wie Lucha Underground Wrestler „Son of Havoc“ Matt Cross sitze, der mir ähnliche Sachen, mit einem viel intensiveren Tourplan, erzählt. Ich möchte genauso wie Matt jeden Tag in den Ring steigen und kämpfen.

Matt Cross hat mich sehr beeindruckt, als ich gesehen habe, wie er seine Tour bei uns durchgezogen hat. Er arbeitet, isst und trainiert wie eine Bestie – und das mit einem enormen Respekt gegenüber dem Geschäft und seinem Gegenüber! So einen willensstarken Mann findet man selten. Ein Mann, den ich gerne in einem Tag Team-Match an meiner Seite haben würde.“

WrestlingCorner.de: Bei der GWF bildest Du ja an der Seite von Slim Jim und Brenda Star das Stable „Purple Star Circus“. Wie seid ihr zu diesen Gimmicks gekommen, die ja ein wenig an das ehemalige TNA Stable „The Menagerie“ erinnert?

Slinky: „„The Menagerie“ hat uns natürlich sehr beeinflusst. Das bleibt nicht aus. Wir beobachten natürlich unsere Kollegen überall auf der Welt. Als Wir als „Purple Star Circus“ am 5. April 2014 bei der GWF Berlin Wrestling Night 24 zum ersten Mal in Erscheinung traten, waren wir drei schon ein relativ gut eingespieltes Team. Und fast alles was wir taten hatte auch einen Grund. Slim Jim und ich sind sehr von der Arbeit des Undertaker beeindruckt. Und so war es für uns klar, dass wir als Team-Aktion einen seiner bekannten Moves in abgewandelter Form nutzen.

Unser Name war sowohl an den Undertaker als auch an dem neuen Geist im Wrestling angelehnt: Dem gemischtgeschlechtlichen Wrestling und der stärkeren Förderung von Frauen im Pro Wrestling. Purple – oder auf deutsch: lila – ist keine zufällig gewählte Farbe. Warum Wir diese Farbe vermehrt einsetzen, das hatte einen Grund. Lila ist die Kombination aus Blau und Rot, dem männlichen und weiblichen Prinzip. Lila ist zudem ein Symbol des Todes, welches aufzeigt, dass jedes Geschlecht im Tod gleich ist. Egal ob Schniedel oder ohne, ob reich ob arm. Mächtig oder nicht.

Es gibt noch eine Reihe anderer cooler Sachen, die wir gemacht haben und deren Logik sehr interessant ist. Das ist aber nichts, was man einfach so herumposaunt. Dadurch enstehen zu viele Risse in der Mauer. Im Pro Wrestling hat alles einen bestimmten Grund. Das Beispiel mit der gewählten Farbe, ob bei der Beleuchtung, der Bekleidung oder dem Namen, zeigt schon sehr, wie komplex und tiefsinnig so etwas sein kann. Um so etwas zu lernen, muss man gut beobachten und zuhören können. Und eine Menge Geld in seine Ausbildung stecken.

Wir hatten mit dem Purple Star Circus das erste Mixed Gender Match in der German Wrestling Federation. Manche Leute mögen das ja nicht, weil sie denken, dass eine Frau nicht gegen einen Mann bestehen kann. Aber schau dir mal an, was sie im Discovery Channel tun! Wenn da zwei Löwen eine Gazelle angreifen, dann interessiert dich ja auch nicht, wer von den Dreien etwas mehr oder weniger zwischen den Beinen hat. Auf was Du beim Kampf achtest, ist, wie die Gazelle zerfleischt wird. Oder wie sie doch noch durch einen Tritt auf die Löwen-Nase entkommen kann. Manche mögen es dann aber doch weniger kämpferisch, und schauen sich halt ein zahmes Kätzchen auf Youtube an, über dessen Gesicht ein paar Mäuse laufen. Ich mag solche Geschichten sehr gerne. Ich meine, es wäre doch verrückt, wenn jemand nur darauf aus ist zu kämpfen.

Heutzutage haben wir ja auch im Unterhaltungsbereich die Herausforderung, dass die Zuschauer oft verrückt sind. Das „Schweigen der Lämmer“ ist ein gutes Beispiel dafür. Ich habe eine Menge Leute gehört, die Hannibal Lecter dort gut fanden – und sich gar nicht mehr wirklich an die Betroffenen erinnert haben. Im Pro Wrestling passiert sowas Verrücktes natürlich auch. Und mich interessiert, wie das Geschäft damit umgeht. Die WWE hat hier ja eine Vorreiter-Rolle. Und viele Entwicklungen sind so trickreich und spannend.“

WrestlingCorner.de: Vor gut zwei Monaten habt ihr sogar die Chance auf die GWF Tag Team Titel bekommen. Dieses habt ihr jedoch nach kurzer Zeit verloren. Habt ihr denn vor in Zukunft erneut anzugreifen? Oder hat das Halten des GWF Next Wrestling Titels nun erstmal Priorität?

Slinky: „Ich muss Dich leider enttäuschen. Slim Jim hat sich während dem Match gegen „Chaos und Körperverletzung“ schwer verletzt und wird in den nächsten Monaten wahrscheinlich nicht mehr in den Ring steigen. Ob es den Purple Star Circus weiter in der einen oder anderen Form geben wird, das wird sich noch zeigen. Im Moment sieht es da eher schlecht aus. Brenda hat sich ja wrestlerisch auch sehr weiterentwickelt und schielt schon nach den Spots in Übersee und England. Und für sie ist in Deutschland ja auch Großes möglich.

Und ich habe zur Zeit auch ganz anderes im Sinn. Mir wurde gesagt, dass ich Einzigartig sei und ich versuche seit einiger Zeit den Grund meiner Einzigartigkeit zu finden. Ist es meine Frisur? Ich habe bewiesen, dass es nicht meine Frisur ist. Ich habe meine Haare abrasiert und einen Bären draufgesetzt. Ich blieb einzigartig. Dann habe ich mein teures Outfit genommen und habe es gegen ein extrem billiges Outfit getauscht. Und wieder habe ich große Pops gezogen und ich wurde wieder auf meine Einzigartigkeit angesprochen.

Ich frage mich also weiterhin was es ist. Was mich „es“ haben lässt. Was könnte es sein? Ich betrachte mich und ich schaue mir die vielen Stars in der Welt an. Und ich lerne!“

WrestlingCorner.de: Bei GWF Global Warning waren kürzlich viele bekannte Gaststars zu besuch. Gegen welchen Namen würdest du gerne mal in der Zukunft in den Ring steigen? Wer wäre dein Wunschgegner?

Slinky: Oh ja, bei GWF Global Warning wurden viele internationale Gast-Stars engagiert. Und bestimmt wird es da ordentlich Nachschlag geben. Ich selbst würde sehr gerne mit dem Boogeyman in einem Team zusammenarbeiten. Der Boogeyman ist eine einzigartige Persönlichkeit, eine besondere Attraktion – die bei jedem Zuschauer, bei Jung und Alt, in Erinnerung bleibt.

Und das professionelle Facepaint des Boogeyman und sein Outfit ist eine Menge Arbeit. Das wird von Außenstehenden oft unterschätzt. Auch die Sache mit den Würmern macht nicht jeder. Ich könnte das nicht. Außer es wären Gummibärchen-Würmer…

Außerdem würde ich gerne mit Matt Cross und Catherina in einem Six-Person Tag Match stehen. Über Matt Cross habe ich ja schon einiges gesagt, aber Catherina von Lucha Underground ist der Hammer! Diese Frau hat so unglaublich viel Charisma, sie könnte eine Zwiebel sein und jeder würde sie mögen.

Mein größter Wunschgegner sollte jedoch allen klar sein. Der wertvollste Titel den es gibt, dass ist der WWE World Heavyweight Title. Und der wird zur Zeit von Roman Reigns gehalten. Er ist kein guter Kerl, und er ist kein schlechter Kerl. Er ist DER Kerl mit dem ich mich um den höchsten Titel in dieser Welt streiten will. Ich würde es lieben gegen ihn zu kämpfen. Und ich denke auch, dass jeder Pro Wrestler, der diesen Spot nicht haben will, keine Eier hat.

Ich weiss, dass Roman Reigns sich Schritt für Schritt hochgearbeitet hat. Er hat Gegner um Gegner besiegt. Er hat das Pro Wrestling im Blut und sein Weg führte von Anfang an zum einzigen wahrhaften Weltmeister-Titel! Ich stehe ganz unten, am Fuß des Berges den Roman Reigns schon erklommen hat. Ich habe niemals im Leben ein Titelkampf gegen Roman Reigns verdient. Aber das ist mir egal: Ich fordere Dich heraus, Roman!“

WrestlingCorner.de: (lacht) Der Samoaner scheint es dir ja ganz schön angetan zu haben.

Slinky: „Roman Reigns gegen Slinky? Er kann gerne kommen. Und wenn nicht: WWE ist sicher bald wieder in Berlin.“

WrestlingCorner.de: Das war es dann auch schon, ich wünsche dir für deine Zukunft im Seilgeviert noch weiterhin alles Gute.

Das Interview führte Martin Mahony für WrestlingCorner.de und die Facebook Wrestling-Gruppe „WWE & Pro Wrestling Inside“.

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