pokusa’s Horrific Moments in Wrestling #6 – Black Scorpion

Veröffentlicht am 11. Dezember 2011 um 15:11 Uhr von WrestlingCorner in der Kategorie: Kolumnen.

Die „Horrific Moments in Wrestling“-Kolumne beleuchtet in unregelmäßigen Abständen exklusiv auf WrestlingCorner.de die schlimmsten, peinlichsten & schrecklichsten Storylines, Angles und Matches, die die Fans je zu Gesicht bekommen haben. Dabei wird ligenübergreifend aus jeder Zeit ein Thema gepickt.

Datum: 20. November 1990

Die heutige Ausgabe beleuchtet eigentlich den gesamten Werdegang des Black Scorpions, das oben angegebene Datum bezieht sich aber auf den absoluten Tiefpunkt der Fehde beim Clash of Champions XIII-Event. Das Datum steht stellvertretend für den Zeitraum vom August bis zum Dezember 1990, denn hier hat sich die WCW aufgrund der genialen Ideen von Ole Anderson einmal mehr zum Spott der Wrestling-Nation gemacht. Betrachtet man die Geschichte des Black Scorpion bis zum Ende, dann scheint es irgendwie so, als wollte man das schreckliche WCW Jahr 1990 nach dem Robocop und dem Fake Sting auch noch mit dem Black Scorpion gebührend abschließen.

Aber wer ist der Black Scorpion eigentlich? Klingt doch eigentlich cool, oder? Wie ihr aus der letzten Ausgabe wisst, waren Ole Anderson und Jim Herd keine großen Fans von Ric Flair, gewisse Gründe sind aber nicht wirklich bekannt. Aufgrund dieses egoistischen Verhaltens der beiden konnte auch die Fehde zwischen Sting und Ric Flair nicht fortgesetzt werden. Stattdessen hat sich Anderson einfach selbst ein neues Gimmick ausgedacht, das man gegen Sting stellen konnte. Alleine schon die drei Wörter „Anderson“, „Gimmick“ & „ausgedacht“ sollten reichen, um zu erahnen, was am Ende dabei rumkam.

Wie zu erwarten war das Ergebnis lächerlich. Ein Typ mit schwarzer Maske tauchte immer wieder in Videoeinspielern auf, um Sting Morddrohungen an den Kopf zu werfen. Laut der Aussage des Black Scorpions sei er selbst eine Figur aus der Vergangenheit vom damals amtierenden NWA Champion. Diese ganze Aufmachung in dunklen Räumen mit Nebel kam bereits im Jahre 1990 gar nicht gut an. Ich muss hier noch einmal betonen, dass man ein Jahr früher, 1989, die besten Wrestler, Fehden und Shows hatte, alles sehr bodenständig aber verbissen und ganz anders als die WWF. Genau deshalb wahrscheinlich waren so viele Leute resigniert, hätten sie vor 12 Monaten solche albernen Videos doch viel mehr in der WWF erwartet.

Ähnlich wie bei dem Gobbledy Gooker aber wurde so etwas wie ein Spannungsbogen aufgebaut, denn im Gegensatz zu heute stand die Antwort auf unbeantwortete Fragen noch nicht zwei Stunden nach Ausstrahlung im Internet. Man rätselte also, wer sich hinter der Maske verstecken könnte. Wie man es aber schon fast erwarten konnte, wusste Ole Anderson selbst nicht einmal, wer den Black Scorpion spielen könnte. Ihr habt richtig gelesen: Der Mann, der sich diesen lächerlichen Mist ausgedacht hat, hatte selbst nicht die leiseste Ahnung, wer unter der Maske stecken könnte. Hauptsache es ist nicht Ric Flair.

Was hätten wir uns die Mäuler im Internet über solch eine Dummheit zerrissen. Ole Anderson war aber damit beschäftigt, diese ganze Misere irgendwie zu lösen, sodass er sich kurzerhand selbst in das Kostüm des Black Scorpions zwängte. Er hielt drittklassige Promos mit einem Stimmenverzerrer und sprach immer wieder irgendwelche pseudo-Momente aus Stings Vergangenheit an. Es war lächerlich.

Bedeutend lächerlicher waren dann aber sämtliche Angles nach diesen stupiden Promos von Anderson. Sting machte sich auf die Suche nach dem Black Scorpion und trat immer wieder gegen Wrestler an, die er unter der Maske vermutet hätte. Immer wieder kam dann aber der Scorpion zum Ring und zeigte, dass Sting wieder falsch lag. Das schlimme an dieser ganzen Sache war aber, dass der Black Scorpion Woche für Woche anders aussah. Einmal war er klein und dünn, dann wieder groß und kräftiger gebaut. Eine Woche war der Black Scorpion sogar ein Schwarzer, um in der anderen Woche dann wieder weiß zu sein! Wäre ich damals im Publikum gewesen, dann hätten mich wahrscheinlich Security-Kräfte festhalten müssen. Das sah alles schon nach einer riesengroßen Verarsche aus. Beim Clash of Champions XII gewann Sting sogar gegen den vermeintlich echten Black Scorpion, allerdings befand sich unter der schwarzen Maske eine rote und der richtige Scorpion war es irgendwie nicht, denn der originale kam wenig später auf die Rampe.

Aufgrund fehlender Ideen hat man ein Match zwischen Sting und dem Black Scorpion erst für Starrcade festgelegt. Und dieses Event fand erst in gut drei Monaten statt. So wurde das alles unheimlich in die Länge gezogen, bis es beim Clash of Champions XIII dann zum vorläufigen Tiefpunkt der Storyline und des Wrestling-Jahres 1990 kam. Anstatt, dass der Black Scorpion Sting attackiert oder irgendwie anders herausfordert, hat er sich einen „Zuschauer“ aus dem Publikum genommen, ihn auf einen Stuhl gesetzt, ihn eine Box (!) auf den Kopf gesteckt (!!) und dann so getan, als würde der Scorpion Kontrolle über den Geist der Person gewinnen (!!!). Danach lenkte er diese Person (!!!!), sodass sie in den Tierkäfig geht, der schon die ganze Zeit da rumstand (!!!!!). Ein Vorhang ging über den Käfig und irgendwie muss da so etwas wie Magie passiert sein, denn als der Vorhang nach einer gefühlten Ewigkeit weg war, saß ein Tiger anstatt der Person im Käfig (!!!!!!). Grauenhaft.

Die Geschichte danach ist schnell erzählt: Irgendwann war es dann doch Zeit für Starrcade und wie erwartet hatte Ole Anderson immer noch keinen Plan davon, wer der Black Scorpion ist. Somit ist das passiert, was Anderson wohl nur in seinen schlimmsten Albträumen gemacht hat: Er hat Ric Flair ANGEFLEHT, dass er ihm aus der Patsche hilft. Flair hing natürlich an der NWA bzw. WCW, also konnte er nicht ablehnen. Wir hatten also ein Match zwischen Sting und dem Black Scorpion, das niemanden interessiert hat. So absurd wie die ganze Geschichte war auch der Einmarsch vom Scorpion, den ich hier nicht weiter beschreiben möchte. Ich sag nur: Raumschiffe! Und ich sag noch, dass dieser dumme Einmarsch von der offiziellen WCW PPV Kassette herausgeschnitten wurde.

Sting hat gewonnen, dem Black Scorpion die Maske abgenommen und ein zum ersten Mal in seiner gesamten Laufbahn äußerst kurzhaariger Ric Flair kam hervor. Ric Flair selbst war natürlich nicht glücklich darüber, Sting aber war der, der sich am meisten darüber ärgerte. Laut eigener Aussage von Flair habe Sting gesagt, dass diese dumme Fehde seine ganze Titelregentschaft zerstört hätte. Und irgendwie hatte er damit recht. Anstatt sich eine packende Fehde mit Ric Flair zu liefern und sich als neuer Top Star der WCW zu etablieren, musste er sich mit irgendeiner Ausgeburt der kranken Fantasien von Ole Anderson herumärgern. Anderson wurde übrigens nach diesem Angle gefeuert, mit Dusty Rhodes kehrte aber der alte Booker zurück…

httpv://www.youtube.com/watch?v=qt7EXn5zOcI

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