Zitter-Sieg für Schwarz-Gelb?
Sozialdemokraten verlieren mehr als 10 Prozent +++ FDP legt deutlich zu +++ Leichte Verluste für die Union +++ Linke stärker +++ Grüne nur Fünfter +++ Wahlbeteiligung ganz schwach
Schwere Verluste für die SPD, große Koalition voraussichtlich abgewählt. Laut ersten Prognosen haben die beiden großen Parteien bei der Bundestagswahl Stimmenverluste hinnehmen müssen.
Die FDP legte dagegen deutlich zu. UND: Es könnte für ein schwarz-gelbes Bündnis reichen!
Aber der Wahlabend bleibt spannend! Die Mehrheit für Union und FDP ist wackelig. Zurzeit gibt es nur Prognosen, noch keine Hochrechnungen.
So viel steht schon fest: Die Sozialdemokraten erlebten ein Debakel. Verglichen mit der Bundestagswahl vor vier Jahren verlor die SPD mehr 10 Prozent! Das schlechteste Ergebnis aller Zeiten.
Das miserable Ergebnis hatte sich seit Wochen abgezeichnet. Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier war es nicht gelungen, die frustrierten Genossen zu mobilisieren.
Ex-Kanzler Gerhard Schröder war es im Wahlkampf-Finale 2005 noch geglückt, einen Lastminute-Effekt zu erzeugen. Steinmeier schaffte das nicht.
Der Außenminister legte zwar ein ordentliches TV-Duell hin, bliebt aber im Wahlkampf blass. Es fehlten die Reiz-Themen.
Wechselbad der Gefühle bei der Union: Trotz Kanzler-Bonus konnten CDU/CSU ihr Ergebnis von 2005 nicht verbessern – im Gegenteil.
Angela Merkel hatte mit deutlich mehr Zustimmung gerechnet. Die CDU hatte ihre Kampagne voll auf die Kanzlerin zugeschnitten.
Die CDU-Chefin hatte aber einen äußerst zurückhaltenden Wahlkampf geführt und war jeder Konfrontation ausgewichen. Folge: Ein Minus-Ergebnis.
Dennoch – das wichtigste Wahlziel wurde offenbar erreicht: die Wunsch-Koalition mit der FDP.
Und: Merkel scheint Kanzlerin zu bleiben!
Riesen-Jubel bei den Liberalen.
Die FDP verbesserte sich deutlich auf rund 15 Prozent – und könnte DER Gewinner der Wahl sein. Allen voran Partei-Chef Guido Westerwelle. Er hatte leidenschaftlich für ein schwarz-gelbes Bündnis geworben: Und wie es aussieht, könnte es dafür reichen.
Für Westerwelle könnte ein Lebenstraum wahr werden – er würde vermutlich Außenminister.
Auch die Linke konnte zulegen. Ihr Spitzenkandidat Oskar Lafontaine profitierte dabei offenbar vom Negativ-Trend gegen die SPD.
Rund 11 Prozent holten die Sozialisten – und haben sich damit endgültig im Parteien-System etabliert.
Im Kampf um die dritte Kraft mussten die Grünen einen Rückschlag hinnehmen – sie landeten mit rund 10 Prozent der Stimmen nur auf Platz fünf. Die Piratenpartei hatte im Wahlkampf heftig im grünen Revier gewildert – offenbar mit Erfolg.
Hiobsbotschaft: Die Beteiligung an der Bundestagswahl war trotz strahlenden Sonnenscheins in vielen Bundesländern schwächer als vor vier Jahren.
Bis 14 Uhr hatten bundesweit erst 36,1 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Vor vier Jahren waren es um diese Zeit 41,9 Prozent gewesen. 2005 hatte die Wahlbeteiligung am Ende bei 77,7 Prozent gelegen – so niedrig wie noch nie.
In diesem Jahr wird der Negativ-Rekord offenbar noch unterboten. Allerdings: Es gibt mehr Briefwähler als beim letzten Mal.
Die Wahllokale öffneten um Sonntag um 8 Uhr. Mehr als 62 Millionen Wahlberechtigte waren aufgerufen, für die nächsten vier Jahre einen neuen Bundestag zu wählen.
Es traten 27 Parteien und 3556 Kandidaten an, die um mindestens 598 Mandate kämpften.
Nur Parteien, die bundesweit die Fünf-Prozent-Hürde überwinden oder mindestens drei Direktmandate erzielen, werden im Parlament vertreten sein.
Rund 3,5 Millionen junge Wähler konnten in den 299 Wahlkreisen zum ersten Mal ihre Stimme abgeben.
Quelle: BILD.de