Für viele Fans war es ein surrealer Moment, als Bret Hart am Abend des vierten Januar tatsächlich seine Rückkehr zu World Wrestling Entertainment feierte. Gar utopisch war viele Jahre der Gedanke, dass sich Hart und Shawn Michaels nach ihrem Disput im November 1997 noch einmal gemeinsam in einem Ring gegenüberstehen würden. Vor mehr als zwölf Jahren waren es Shawn Michaels, Vince McMahon und Triple H, die hinter den Kulissen die Entscheidung fällten, den damaligen WWF Champion Bret Hart zu hintergehen und ihm den Titel in einem Hart unbekannten Matchende gegen seinen Willen abzunehmen. Doch die Wogen scheinen geglättet. Hart und Michaels versöhnten sich in der Mitte der Rings, schüttelten die Hände und umarmten sich zum Höhepunkt dieses unwirklichen Szenarios. Einige Beobachter empfanden diesen Moment als gekünstelt, gar unecht und pochten darauf, dass Geschehene habe nur stattgefunden, da es dem Wohle der Liga diene. Insbesondere die Mimik von Michaels war der Indikator für diese Annahme. Doch genau dieses Misstrauen und die spürbare Uneinsichtigkeit von Shawn Michaels sollte so vermittelt werden.
Ein kurzer Rückblick hinter die Kulissen, wenige Stunden vor der eigentlichen Show: Shawn Michaels und Bret Hart treffen nach Jahren giftiger Anfeindungen und wüster Beschimpfungen aufeinander. Man setzt sich an einen Tisch. Es wird geredet. Vieles von dem, was im Ring passierte ist identisch mit dem, was beide Männer im Vorfeld miteinander besprechen. Es gibt einen Unterschied: vorallem Michaels soll deutlich freundlicher auf Hart zugegangen sein und entschuldigte sich mehrfach für sein Fehlverhalten in der Vergangenheit. Während es im Ring so wirken soll, als seien beide von ihrer Position überzeugt, beide allerdings an einem Punkt in ihrem Leben angekommen, an dem sie das Kriegsbeil begraben möchten, so spricht man sich Backstage tatsächlich aus.
Dass es zu diesem Ereignis kommen werde, daran glaubte nicht einmal der Besitzer von World Wrestling Entertainment, Vince McMahon. Der Mann, der viele Jahre betonte, dass Bret sich in jener November Nacht in Montreal selbst betrogen hätte, schmiedete noch im September des vergangenen Jahres Alternativpläne, falls Bret Hart sich von einem Engagement noch einmal zurückziehen würde. Erste konkrete Verhandlungen zwischen beiden Parteien fanden bereits im Februar 2009 statt. Nachdem klar wurde, dass der Hall of Famer sein Comeback feiern würde, ließ man die geplante Storyline zwischen dem Undertaker und Vince McMahon in der Freitagsshow „SmackDown!“ fallen.
Doch wohin geht die Geschichte um den Hitman und McMahon? So viel kann man derzeit zu einhundertprozentiger Sicherheit sagen: es wird einen großen Showdown im März bei WrestleMania 26, der größten Show des Jahres, geben. Die ursprünglichen Pläne sahen eine Art Street Fight zwischen beiden Kontrahenten vor, womit man die Schwächen von Hart als auch McMahon glaubte kompensieren zu können. Doch ein solches Aufeinandertreffen steht weiterhin in den Sternen. Bret Hart ertrug während seiner Karriere mehrere Gehirnerschütterungen, die ihn letzten Endes zum Rücktritt aus dem aktiven Geschäft zwangen. Im Jahre 2002 stieß Hart ein weiterer Schicksalsschlag zu: er erlitt einen Schlaganfall. Ein weiteres Detail aus den Planungen zum 04.01. zeigen, wie vorsichtig Hart und die WWE mit dieser Geschichte umgehen müssen. Der eigentliche Plan sah vor, dass McMahon seinem ehemaligen Champion eine schallende Ohrfeige verpassen sollte. Aufgrund der Problematik um Harts Gehirnerschütterungen bastelte man das Szenario um und Vince trat seinem Kontrahenten gezielt zwischen die Beine. Das Folgende spricht Bände über den Gesundheitszustand des Hitman: er kann nicht einmal mehr einen klassischen Fall mit dem Rücken auf die Matte nehmen. Dennoch wird man das Programm zwischen Bret Hart und Vince McMahon durchziehen.
Die grundlegende Richtung ist bereits in trockenen Tüchern und von beiden Seiten abgesegnet. Gleichwohl besteht ein Vetorecht für die kleineren Details der Geschichte. Ein erster Einblick zeigt, dass eine Menge persönlicher Inhalte in die Shows eingebunden werden. So soll auf Bret Harts Schlaganfall eingegangen werden, während man auf die Erwähnung der Gehirnerschütterungen komplett verzichten möchte. Ein durchaus verständlicher Zug der Liga, da Nachwirkungen verschiedenster Gehirnerschütterungen immer wieder mit dem Tod kürzlich verstorbener Wrestler in Verbindung gebracht werden.
Harts aktueller Vertrag sieht eine gemeinsame Zusammenarbeit bis zum April dieses Jahres vor. Der Hitman selbst habe jedoch angeboten auch über den April hinaus für World Wrestling Entertainment zur Verfügung zu stehen. Innerhalb der nächsten zwei Jahre würde Hart bereit sein, zu besonderen Anlässen in den Shows aufzutreten. Während seines Aufenthaltes bei RAW habe Hart übrigens sehr viel Zeit mit Ted DiBiase, Montel Vontavious Porter und Randy Orton verbracht. Insbesondere Orton und DiBiase kennen den Hitman schon seit ihrer Kindestage.
gelesen: MOONSAULT.de
Quelle: Dave Meltzer @ Wrestling Observer Newsletter