"Daredevil" Baumgartner: Aus 39 Kilometern in die Rekordbücher
Ein Sprung für die Ewigkeit? Felix Baumgartner hat das Unglaubliche geschafft - aus rund 39 Kilometern Hohe springt er aus der Kapsel und rast auf die Erde zu. Einen Rekord hat er aber verpasst.
Extremsportler Felix Baumgartner hat angeblich als erster Mensch im freien Fall Schallgeschwindigkeit erreicht. Dies zeigte die Live-Übertragung des Sprungs über dem US-Staat New Mexico am Sonntagmittag Ortszeit. Absolute Sicherheit soll die Auswertung der Messdaten in den nächsten Tagen bringen. Rund 40 Sekunden zuvor war Baumgartner in rund 39 Kilometern Höhe aus seiner Kapsel abgesprungen. Nach knapp vier Minuten freiem Fall hat er seinen Fallschirm geöffnet und landete sicher auf der Erde.
Vier Rekorde wollte er knacken: der höchste bemannte Ballonflug, der höchste Fallschirmsprung, das erstmalige Durchbrechen der Schallmauer eines Menschen und der längste freie Fall. Den letzten hat er offenbar nicht gebrochen. Im Vorfeld wurde immer wieder betont, mit dem Projekt wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse für die Raumfahrt gewinnen zu wollen. Der Nutzen ist aber unter Experten umstritten.
Die Kosten werden auf rund 50 Millionen Euro geschätzt, Sponsor Red Bull äußert sich dazu nicht offiziell. Die Werbewirkung des stundenlang in alle Welt übertragenen Spektakels wurde schon vor dem erneuten Versuch am Sonntag auf Hunderte Millionen Euro geschätzt.
"Keiner, der den Kick sucht"
"Daredevil" nennt man Menschen wie Felix Baumgartner in den USA, was für Draufgänger, Heißsporn oder eben Teufelskerl steht. In der Tat liest sich die Biografie des Österreichers wie die eines Mannes, der sich für unverwundbar hält. "Ich mag das Abenteuer. Aber ich bin keiner, der den Kick sucht", sagte er vor zweieinhalb Jahren der Nachrichtenagentur dpa. Damals stellte er in New York sein wohl gewagtestes Projekt vor: das Durchbrechen der Schallmauer im freien Fall, ohne jedes Fluggerät. Doch so waghalsig die Aktionen des 43-Jährigen in den vergangenen Jahren waren, so bodenständig begann sein beruflicher Werdegang: Baumgartner machte eine Lehre als Maschinenschlosser und arbeitet als Kfz-Mechaniker. Seinen ersten Skydive absolviert er mit 16 Jahren.
Der gebürtige Salzburger lernte dann beim Bundesheer, wie man komplizierte Absprünge macht. Doch was danach kam, wird in keiner Armee der Welt trainiert: Er sprang von der Christusstatue in Rio de Janeiro und von den Petronas Twin Towers in Kuala Lumpur - jeweils der niedrigste und der höchste der sogenannten Basejumps. Als Motto diente ihm sein Leben lang folgender Spruch: "Lerne zu lieben, wovor du dich fürchtest." Kaum ein hohes Gebäude, auf das es ihn nicht treibt. Und kaum eine Polizei, die ihn deshalb nicht wegen groben Unfugs oder anderer Vorwürfe festnehmen wollte. Allerdings gilt Baumgartner auch als einer, der höchsten Wert auf Sicherheit legt. Das Risiko soll berechenbar bleiben. Sein bislang spektakulärstes Projekt war 2003 das Überfliegen des Ärmelkanals - im freien Fall. Zwei Meter breite Kunststoffflügel auf seinem Rücken halfen ihm dabei.
Der Sprung aus 36 Kilometern Höhe ist um ein Vielfaches gefährlicher. "Da ist durchaus auch Furcht, wie vor jedem Absprung", sagte Baumgartner vorher. "Aber Springen ist mein Leben und von diesem, genau diesem Sprung, habe ich mein Leben lang geträumt. Die Furcht ist deshalb kein Hindernis, sie sorgt nur dafür, dass wir es richtig machen." Nach der erfolgreichen Mission will er als Hubschrauberpilot arbeiten.
Andere Höhen im Vergleich
Aus 39 Kilometern Höhe ist der Extremsportler Felix Baumgartner am Sonntag aus der Stratosphäre gesprungen, der zweiten Schicht der Erdatmosphäre.
- Die Internationale Raumstation ISS kreist in 350 bis 400 Kilometern Höhe um die Erde.
- Die Concorde, einziges Überschallflugzeug der zivilen Luftfahrt im Dauereinsatz, war in etwa 16 Kilometern Höhe unterwegs.
- Das Höhenforschungsflugzeug HALO des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) erreicht maximal 15,5 Kilometer Flughöhe.
- Andere Verkehrsflugzeuge reisen meist in 10 bis 13 Kilometern Höhe.
- Mit 8850 Metern ist der Mount Everest der höchste Berg der Erde.
- Hubschrauber fliegen in der Regel 3000 bis 3600 Meter hoch.
(Quelle: N24.de)