Pontifex aus Argentinien: Habemus Papam - Jorge Mario Bergoglio ist Papst Franziskus I.

  • Jorge Mario Bergoglio aus Argentinien ist Franziskus I.


    Der erste Lateinamerikaner auf dem Papstthron: Jorge Mario Bergoglio (76) aus Argentinien ist das neue Oberhaupt der katholischen Kirche. Er wird den Namen Franziskus I. tragen.


    Sensation im Vatikan: Der 76-jährige Jorge Mario Bergoglio, Erzbischof von Buenos Aires, ist neuer Papst und damit Nachfolger von Papst Benedikt XVI. Der 76-Jährige ist der erste Lateinamerikaner auf dem Papstthron. Die Entscheidung für ihn erfolgte am Mittwoch im fünften Wahlgang des Konklaves.


    Die Entscheidung für einen Lateinamerikaner war überfällig. Fast 560 Millionen Menschen, kanpp die Hälfte der gut 1,1 Milliarden Katholiken, leben in Lateinamerika: Auf keinem anderen Kontinent ist der Anteil von Katholiken so hoch.


    Von Mexiko bis Feuerland sind in 778 Diözesen organisiert und in 22 Bischofkonferenzen zusammengeschlossen. Das Netz kirchlicher Trägerschaften ist nirgends so eng: Es gibt katholische Schulen und Universitäten, Krankenhäuser und Gesundheitszentren, Kindergärten und Vereine, Zeitungen und Radio- und Fernsehstationen. Und in vielen Gegenden des Subkontinents übernimmt die Kirche seit eh und je Aufgaben, denen der Staat aus vielen Gründen nie nachkommen konnte und kann.


    Mit einer großen Geste der Demut stellte sich der neue Papst den Katholiken weltweit vor. In einer schlichten weißen Soutane trat er am Mittwochabend auf die Mittelloggia des Petersdoms, bat um einen guten gemeinsamen Weg und um Gebet für sich selbst. "Bevor ich euch segne, bitte ich euch, dass ihr den Herrn bittet, mich zu segnen", sagte er. Dazu verneigte er sich tief.


    Bergoglio ist der erste Jesuit auf dem Heiligen Stuhl. Er hat die meiste Zeit seines Lebens in Lateinamerika verbracht und sich viel der Priesterausbildung gewidmet. Der 76-Jährige gilt als bescheiden und hat sich als Modernisierer der einst besonders konservativen argentinischen Kirche auch international Respekt erworben.


    Trotz seines Alters wurde der Argentinier Bergoglio von einigen als einer der Favoriten, möglicherweise auch als einer der einflussreichen "Großwähler" gehandelt. Beim Konklave 2005 soll Bergoglio, vermutlich mit Hilfe einer liberalen Gruppe um die Kardinäle Martini und Danneels, etwa 40 Stimmen erhalten haben; sein Rückzug habe dann die Wahl Joseph Ratzingers mit großer Mehrheit ermöglicht.


    Die vor einigen Jahren in argentinischen Medien veröffentlichten Zeugenaussagen, Bergoglio habe während der Militärdiktatur (1976-1983) als Jesuiten-Provinzial Ordensleute nicht genug vor Übergriffen der Machthaber geschützt, konnten seine Chancen offensichtlich nicht schmälern, ebenso wie seine 2010 zwischenzeitlich angeschlagene Gesundheit.


    Der persönliche Lebenswandel Bergoglios gilt als prophetisch: bescheiden, volksnah, ökologisch. Als "Kardinal der Armen" nutzt er meist öffentliche Verkehrsmittel und verzichtet auf bischöflichen Prunk.


    Weltliches Oberhaupt des Vatikanstaates


    Der Papst ist Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Der von den Kardinälen gewählte oberste Repräsentant der katholischen Weltkirche mit mehr als einer Milliarde Christen ist zugleich weltliches Oberhaupt des Vatikanstaates. Seit dem 19. Jahrhundert weiteten sich die Befugnisse des Papstes und Bischofs von Rom in Glaubensfragen durch das 1870 beschlossene Unfehlbarkeitsdogma innerhalb der Kirche aus.


    In der katholischen Kirche ist der Papst die oberste Autorität. Für andere christliche Kirchen gilt dies als eines der größten Hindernisse auf dem Weg zur Einheit der Christen. Die katholische Kirche leitet die Autorität ihres Oberhauptes aus der Annahme ab, dass er als direkter Nachfolger des Apostels Petrus gilt.


    Der Name "Papst" (lateinisch "papa") ist ein Ehrentitel. Er wurde bis zum siebten Jahrhundert allen Bischöfen gegeben, dann aber immer stärker für den Bischof von Rom reserviert. Als Bischof von Rom und damit Nachfolger des Apostels Petrus ist der Papst Stellvertreter Christi, Leiter der Gesamtkirche und Haupt des Bischofskollegiums. Gleichzeitig ist er als "Chef" des Vatikanstaates auch Staatsoberhaupt.


    Heiliger Vater und Nachfolger des Apostelfürsten


    Die besondere Stellung des Papstes zeigt sich in den Titeln, die er im Laufe der Kirchengeschichte erhielt: Heiliger Vater, Nachfolger des Apostelfürsten, Oberhaupt der allgemeinen Kirche, Primas von Italien, Erzbischof und Metropolit der Kirchenprovinz Rom, Souverän des Staates der Vatikanstadt, Pontifex Maximus, Servus servorum Dei (Knecht der Knechte Gottes).


    In diesen Titeln spiegeln sich das jeweilige Selbstverständnis des Amtsträgers, die Auffassung seiner Umgebung oder auch päpstlicher Anspruch. Die Bischofskirche des Papstes ist die Laterankirche in Rom und nicht der Petersdom.


    Das Kirchenrecht beschreibt seine Amtsgewalt so: "Der Papst besitzt kraft des Amtes die oberste, volle, unmittelbare und allgemeine ordentliche Gewalt in der Kirche, die er stets frei ausüben kann." Diese oberste "Gewalt" hat der Papst "kraft des Amtes", sie ist göttlichen Rechts, wird ihm also nicht von menschlichen Gremien, etwa der Gesamtheit der Gläubigen oder durch die Bischöfe, übertragen. Er steht über dem Allgemeinen Konzil oder dem Bischofskollegium; seine Entscheidungen bedürfen keiner Bestätigung. Auch gibt es dagegen keine Berufung an eine andere Instanz.


    Papst Benedikt XVI. trat zum 28. Februar, knapp acht Jahre nach Beginn seines Pontifikats, aus Altersgründen zurück. Nach dem Tod oder Amtsverzicht eines Papstes treten alle Kardinäle im Alter von bis zu 80 Jahren zum Konklave zusammen, um ein neues Kirchenoberhaupt zu wählen. Anstelle seines Taufnamens wählt der Papst für die Dauer seines Pontifikats einen Papstnamen.


    (Quelle: welt.de)