WrestlingCorner.de Interview mit Chris Colen

  • WrestlingCorner.de führte ein Interview mit Chris Colen, der aktuell für die wXw und die GWF, den beiden großen Promotions in Deutschland, in den Ring steigt. In diesem Interview erzählt er, wie er zum Wrestling kam, warum er erst so spät den Durchbruch schaffte und wie er seine Zukunft plant.



    WrestlingCorner.de: Hallo Chris. Erst einmal ein Dankeschön an dich, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Du bist seit 12 Jahren als aktiver Wrestler im Seilgeviert unterwegs. Wie kam es dazu, dass du Wrestler werden wolltest?


    Chris Colen: „Eigentlich war das nicht so aufregend. Ich war in keinem Sport so richtig gut, sondern eigentlich war ich ziemlich schlecht. Ich hatte schon ein wenig Kraftsport betrieben, hatte aber keinen speziellen Plan. Da ich aber immer für Neues offen bin, hatte ich in einer Power-Wrestling Magazin-Ausgabe gelesen, dass es in Wien eine Wrestlingschule gibt. Da hatte ich dann angerufen, ein Probetraining vereinbart und die Reise konnte beginnen.“


    WrestlingCorner.de: Da sieht man mal, wie nützlich so ein Power-Wrestling Magazin sein kann. Wer waren damals deine Vorbilder in Sachen Wrestling? Und welche Wrestler findest du heute aktuell ganz gut? Du kannst uns gerne ein paar Namen z.B. aus der WWE, aber auch aus Europa und der ganzen Welt, nennen.


    Chris Colen: „Damals waren es Cactus Jack, Bill Goldberg und Chris Benoit, aber ich hatte nie versucht jemanden nachzumachen. Ich hatte immer versucht, meinen eigenen Stil zu finden. Ganz aktuell gefallen mir Marius Al-Ani und Absolute Andy. Beide sind Top-Performer und auch Crazy Sexy Mike, der immer 110 % gibt. Die WWE schaue ich eigentlich nicht wirklich.“


    WrestlingCorner.de: Marius Al-Ani halte auch ich für eines der größten Talente, die es aktuell in Deutschland gibt. Und Apropos Crazy Sexy Mike, der dich ja auch trainiert: Du wurdest von einer wahren Legende aus Österreich, nämlich von deinem Landsmann Michael Kovac, trainiert. Wie kam damals der Kontakt zustande? Und wie lange wurdest du von Kovac trainiert?


    Chris Colen: „Wie gesagt, hatte ich damals mit Kovac telefoniert und ein Probetraining ausgemacht. Ich bin dann mit einem Freund hin. Dieser hatte jedoch schnell wieder aufgehört und ich hatte weiter gemacht. Am Anfang, also die ersten drei Jahre, war ich gar nicht mal so gut. Dafür hatte ich aber den Ring perfekt ab- und aufbauen können. War wohl ein verborgenes Talent von mir. Ich wurde ca. sechs Jahre von Kovac trainiert. Der hatte mich anscheinend nicht aufgeben wollen.“


    WrestlingCorner.de: Da muss er ja in alle den Jahren etwas in dir gesehen haben. Und es scheint sich ja auch gelohnt zu haben, denn du bist zur Zeit ein gefragter Mann. Kommen wir zu deinen Anfängen. Angefangen hattest du 2004 mit deinem Cardinal Colen-Gimmick, welches du auch aktuell erst im August 2016 in Wacken bei Bullhead City Wrestling mal wieder seit längerer Zeit genutzt hattest. Wie kam es zu diesem Gimmick und warum hast du es aktuell auch für eine Liga genutzt?


    Chris Colen: „Das Cardinal Colen-Gimmick wurde aus einer schnellen Entscheidung heraus erfunden, da ich 2004 so kleine Dojo-Shows gemacht hatte und wir schnell ein Gimmick brauchten. Eigentlich hatte es mir nie gefallen, und ich hatte auch gerade am Anfang nie das Selbstbewusstsein, das Gimmick gut zu verkörpern. Aber nach 12 Jahren kann man den Cardinal wieder aufleben lassen – gerade Wacken war genau richtig dafür. Es hat mir auch sehr viel Spaß gemacht wieder in die alte Rolle zu schlüpfen.“


    WrestlingCorner.de: Seit dem letzten Jahr wirst du ganz klar öfters gebookt – auch von der GWF in Berlin, wo du auch vom 03. Oktober 2015 bis zum 06. Februar 2016 GWF Berlin Champion warst. Den Titel hattest du dann an den Mexikaner Orlando Silver verloren. Im Tag Team Bereich wolltest du mit deinem ehemaligen Partner Ivan Kiev Jagd auf die Tag Team Titel machen. Leider hatte dies aber nicht geklappt und nun seid ihr beide erbitterte Feinde. Wie geht es mit dir bei der GWF weiter? Wird man dich dort nun vermehrt als Singles-Wrestler sehen? Und welche Ziele hast du in der GWF? Würdest du dir gerne den GWF Berlin Titel zurückholen?


    Chris Colen: „Der GWF habe ich meinen momentanen Run zu verdanken. Ahmed und Mike Chaer haben immer an mich geglaubt, mir auch immer Chancen gegeben, die ich auch genutzt habe. Dafür werde ich den beiden für immer dankbar sein. Mein Gold habe ich schon – das bekomme ich bei jeder GWF-Show, wenn der Promoter, wenn die Fans, wenn die Jungs im Lockerroom zu mir kommen und stolz auf meine Leistung sind. Alle wissen sie, wenn ich in den Ring steige, ist es egal ob ich gewinne oder verliere, sie bekommen immer wirklich immer das beste Match, das ich raushauen kann. Ich bin ein gefühlter ewiger GWF Berlin Champion.“


    WrestlingCorner.de: Zuletzt warst du auch in der wXw zu sehen, wo wir dich nun des öfteren zu sehen bekommen. Bei der wXw Fans Appreciation Night in Oberhausen konntest du am 27. August 2016 direkt mal ein Ausrufezeichen setzen, indem du einen der ganz großen Stars der wXw, nämlich „Bad Bones“ John Klinger, besiegen konntest. John Klinger respektiert dich sehr und ihr seid sogar als Tag Team aufgetreten. Du bist auch bereits für große Marquee-Events der wXw – unter anderem in Frankfurt am Main im Oktober 2016 – gebookt. Wie kam es zum Kontakt mit der wXw und wie fühlt es sich an, für eine der Top-Promotions in Europa in den Ring zu steigen?


    Chris Colen: „Ich denke, dass sie auch auf meine In-Ring Leistungen aufmerksam wurden. Und es war ja nur eine Frage der Zeit, bis sich unsere Wege auf Augenhöhe treffen. Ich bin natürlich stolz darauf, bei der wXw zu arbeiten.“


    WrestlingCorner.de: Man kann dadurch, dass du bei den beiden großen Promotions in Deutschland in den Ring steigst, sehen, dass das Jahr 2016 wirklich dein Jahr zu sein scheint. In der GWF warst du mit Ivan Kiev erfolgreich im Tag Team unterwegs. Danach hattet ihr eine große Fehde. Du konntest zuletzt bei der GSW, wo du deine größten Erfolge mit Titelgewinne zwischen 2006 und 2008 feiern konntest, den wXw-Top Star Absolute Andy besiegen. Danach konntest du John Klinger bei deinem wXw-Debüt besiegen. Du steigst nun für die GWF und wXw in den Ring – die zwei Top Promotions in Deutschland. Besser kann es doch kaum laufen. Wie kommt es dazu, dass du nun im Alter von 36 Jahren eigentlich dein bestes Jahr hinter dir hast und du gefragter denn je bist?


    Chris Colen: „Das ist eine gute Frage. Da muss ich ein wenig ausholen. Eigentlich wollte ich das Wrestling ein wenig einfrieren lassen, denn ich hatte keine Motivation mehr. Ich wollte mich mehr auf Kraftsport und MMA konzentrieren. Ich hatte im Jahr 2013 oder 2014 ein Bodybuilding-Seminar bei Tom Platz. Das war ein Bodybuilder aus der Goldenen Ära und der sagte etwas ganz Besonderes: „Danke Gott dafür, dass Du das Privileg hast, Kniebeugen machen zu dürfen.“ Wow dachte ich mir. Ich habe das Privileg Wrestling machen zu dürfen. Das hat meine Sichtweise verändert. Voller Demut und Stolz auf das Wrestling, hatte ich mein Feuer zurück. Ich danke Gott jeden Tag dafür, ein Wrestler zu sein. Ich bin stolz darauf, ein Wrestler zu sein. Ich denke, das sehen und fühlen auch meine Fans und auch die Promoter. Vielleicht ist es schade, dass es ein wenig gebraucht hatte, um diese Einstellung zu bekommen. Aber lieber spät als gar nicht. Ich denke, ich habe noch ein paar Jahre mit sehr guten Kämpfen vor mir. Und sollte mein Körper einmal nicht mehr können, werde ich sicher mit meiner Erfahrung und meinem Wissen der nächsten Generation an Catcher zur Seite stehen.“


    WrestlingCorner.de: Wird man dich in der Zukunft auch weiterhin bei beiden Ligen, nämlich der GWF und auch bei der wXw, im Ring sehen? Oder willst du dich auf eine der beiden Ligen beschränken?


    Chris Colen: „Ich kann mit Stolz sagen, dass ich der einzige Wrestler bin, der gleichzeitig für die beiden größten Promotions in Deutschland arbeitet – und das als Österreicher. Ich möchte so viel wie möglich im Ring stehen. Ich denke, es ist wichtig, Brücken zu schlagen und ich werde bei beiden Promotions alles im Ring geben.“


    WrestlingCorner.de: Ganz neu in der wXw angekommen, was sind deine Ziele in der wXw?


    Chris Colen: „Sehr gute Kämpfe zeigen, mit den besten Wrestlern der Welt in den Ring steigen, die Fans unterhalten und meinen Traum leben.“


    WrestlingCorner.de: Mit deinem Aussehen, deiner Statur und deinen wrestlerischen Fähigkeiten, wärst du eigentlich ein Beuteschema der ganz großen Ligen. Viele Insider meinen auch, du wärst ganz klar unterbewertet worden. Woran liegt das, dass z. B. auch die wXw jetzt erst auf dich zurückgreift?


    Chris Colen: „Unterbewertet? Vielleicht war ich bis vor kurzem gar nicht mal so gut, um auf dem Radar zu erscheinen. Ich denke, dass ich nicht mehr unterbewertet bin. Ich habe meinen Wert und das lassen mich die Promoter, so wie auch die Fans, spüren. Man ist immer selber für seinen Erfolg verantwortlich und wenn du hart arbeitest und das Herz hast, dann kommt auch der Erfolg.“


    WrestlingCorner.de: Das mit dem „Unterbewertet“ war auch nicht böse gemeint, denn viele Leute mit denen ich mich über dich unterhalten habe, meinten, dass du schon wesentlich früher so einen Erfolg verdient gehabt hättest, den du im Moment hast. Wie lange hast du noch vor in den Ring zu steigen?


    Chris Colen: „Mein Kampfstil ist leider nicht sehr körperschonend. Ich stelle sehr hohe Ansprüche an meinem Körper – im Training sowie auch im Ring. Ich zahle jetzt schon den Preis dafür. Der Schmerz ist ein ständiger Begleiter. Solange ich den Stil kämpfen kann, werde ich kämpfen. Sollte ich einmal nicht mehr 110 % geben können, dann werde ich aufhören – das bin ich mir und meinen Fans schuldig. Ich denke, ich habe noch ein paar gute Jahre vor mir und wie gesagt, sollte ich einmal nicht mehr in den Ring steigen, werde ich 110 % meiner Energie in den Nachwuchs stecken.“


    WrestlingCorner.de: Das hört sich doch gut an – auch dass du dein Wissen den jungen Talenten in der Zukunft weiter vermitteln willst und auch dem Wrestling-Business erhalten bleibst. Kommen wir zum Schluss: Du kannst unseren Lesern gerne noch sagen, warum es sich lohnt, mal eine Euro-Wrestling Show anzusehen.


    Chris Colen: „Warum es sich lohnt? Kommt und seht Menschen, die etwas mit soviel Hingabe machen, um euch zu unterhalten. Wrestling ist Show, aber ihr wisst nicht was als nächstes kommt. Lasst euch verzaubern – das ist Catchen. Danke an alle und ich würde mich freuen, euch bei der nächsten Show zu sehen.“


    WrestlingCorner.de: Das war es dann auch schon wieder von mir. Ich hoffe, dir hat das Interview Spaß gemacht. Ich wünsche dir für deine Zukunft in der wXw, bei der GWF und auch in allen anderen Ligen, wo man dich sehen wird, viel Erfolg und alles Gute.


    Chris Colen: „Danke und liebe Grüße, The Austrian Wolverine Chris Colen.“



    Das Interview führte Martin Mahony für WrestlingCorner.de und die Facebook Wrestling-Gruppe „WWE & Pro Wrestling Inside.“