Eure Vorstellung vom Wrestling!

  • Hallo WrestlingCorner Community,


    da ich mir vorhin Gedanken darüber gemacht habe, warum ich Wrestling schaue und was mir dabei wichtig ist, kam mir die Idee, Euch nach Eurer Meinung zu fragen.



    Denkanstöße können sein:

    Was ist Eure Vorstellung vom Wrestling? Warum seid Ihr Wrestling-Fan? Was macht es für Euch aus? Was ist Euch wichtig am Wrestling? Wie hättet Ihr es gerne? Seid Ihr mehr für Storylines oder mehr für die Matches an sich? Wie wichtig sind für Euch die Titel bzw. Titelmatches? Was sind Eure momentanen Kritikpunkte am Wrestling bzw. was würdet Ihr verändern/ verbessern wollen? ...

  • Okay also prinzipiell gefällt mir am Wrestling das gleiche wie an Actionfilmen - man hat interessante Charaktere und man erkennt einen Sinn in den Kämpfen durch die Storylines. Als MMA Fan mag ich es sowieso mir Kämpfe anzuschauen und auch wenn das Erlebnis ein ganz anderes ist, sprich man die zwei Sportarten auf keinen Fall miteinander vergleichen kann oder sollte, bietet das Wrestling genau das, was mir beim MMA oft fehlt. Wrestling ist spektakulärer, weil man die Matches planen kann. Dadurch sollten im Idealfall schlechte Cards vermieden werden können (was aber in der Realität leider oft nicht getan wird). Außerdem kann man es so steuern, dass die Leute im Roster, ganz besonders die stärksten unter ihnen, das nötige Talent und Star Appeal besitzen. Dazu kann man durch immer neue Matchverläufe, Stipulations oder Multi Men Szenarien für die oftmals nötige Abwechslung sorgen. Mehr oder weniger kann man sich im Wrestling als Promoter seine eigene Actionserie basteln und als Zuschauer kriegt man Storytelling gepaart mit Spektakel geboten. Ob nun athletisch oder brutal, lediglich von "familienfreundlicher" Comedy bin ich im Wrestling gar kein Freund, denn für mich sollten die Inhalte ernstzunehmend sein. Oder geht jemand im Rambo um zu sehen wie Sylvester Stallone auf einer Bananenschale ausrutscht, beide Zeigefinger in die Höhe streckt und "no" schreit? Also ich eher nicht. Wrestling ist für mich ein Unterhaltungsprogramm für eine Zielgruppe die überwiegend aus Jugendlichen bis jungen/mittelalten Erwachsenen gemacht ist (Jugendschutzgesetz würde mir widersprechen aber jeder weiß wohl noch wie realistisch diese Standards waren und sind). Wäre ich in den 80ern oder frühen 90ern Teenager gewesen, dann wäre ich heute wohl kein Fan, denn mit diesen Larger Than Life Comic Charakteren konnte ich nie was anfangen und bin froh, dass diese Zeiten hinter uns liegen. Ebenso dem peinlichen Versuch Wrestling als nicht gestellt zu verkaufen.


    Meine Idealvorstellung des Wrestlings ist im Grunde eine Mischung aus Attitude Ära und Ruthless Aggression Ära. Das war heftig, das war ernst, da hatte man mehrere Stars die man als solche auch respektieren konnte, da war das Booking abwechslungsreich und dennoch hatte man immer wieder ziemlich gute Matches. Und dennoch, allgemein würde ich sagen das Wrestling das ich mir wünsche lebt deutlich mehr von Storylines. Was nützt es mir, dass Sami Zayn ganz toll wrestlen kann wenn er auf mich wirkt wie die Taxifahrer am Hauptbahnhof? Was nützt mir ein technisches Feuerwerk zwischen Nakamura und Styles wenn es scheinbar um nichts geht? Ich bin mir sicher einige können dem was abgewinnen aber für mich ist das dann nicht mehr der Sport den ich liebe, denn da fehlen zu viele Bausteine damit ein Haus draus wird. Da gefällt es mir wirklich besser wenn sich Triple H und Batista ein weniger technisches Hell in a Cell Match liefern dem eine jahrelange Story zu Grunde liegt und bei dem sich die 2 mit allem das ihnen zur Verfügung steht die Scheiße aus dem Leib prügeln. Mir fällt es echt schwer heutigen Wrestlern Intensität abzukaufen wenn alles was sie sich antun dürfen die immer gleiche Kombination aus Stuhl in die Rippen -> Stuhl auf den Rücken ist und sie bei der kleinsten Wunde verarztet werden. Ich habe mir neulich Raw Folgen aus dem Jahr 2001 angeschaut und da wurde William Regal mit einem Auto überfahren. Case closed.


    Titel sind definitiv wichtig, denn sie sind Teil des Sense-makings das ich vorher angesprochen habe. Wenn es keinen Preis gibt, kein Zeichen dafür, dass man der beste der Welt ist, wieso macht man sonst Sport? Oder wieso sollte das einer sehen wollen? Okay, Geld, aber jeder Sport versucht zumindest das romantische Image des ehrgeizigen Athleten zu vermitteln und das kann man im Showsport nicht anders handhaben. Es kann auch nicht jede Fehde darauf basieren, dass beide sich abgrundtief hassen und sich die Freundin ausspannen oder den Hund des Anderen umlegen. Oft braucht man den sportlichen Aspekt und die Gier nach dem Nr.1 Spot. Das Wrestling hat das Problem, dass die Show besser funktioniert wenn man das Roster nicht in Gewichtsklassen splittet, aber man braucht dennoch mehr als nur einen Main Title, einen Tag Title und einen Women's Title. Daher hat man immer die Problematik mit den Midcard Titles die irgendwo Prestige haben sollen, aber irgendwo auch den Stempel haben der Preis der sportlichen Mittelklasse zu sein. Da liegt also der größte Balance Akt. Um nochmal die alten Zeiten aufzugreifen, das wäre meine Kritk an der Attitude Ära - die Titel selbst waren in ihrer Zahl zu viele und von ihrer Bedeutung zu weiten Teilen vernachlässigbar. Wenn man jetzt das Raw Roster nimmt, da ist es leicht eine Balance zu schaffen aus World Title für die Main Eventer, Midcard Title für die Midcarder und die Aufstrebenden, und dazu eben eine Tag und Divas Division. Mehr Titel braucht man nicht. Sollte man sich mit der Realität konfrontiert sehen, dass die Midcard mal zu schwach besetzt ist um sie effektiv zu sellen, dann besteht immer noch die Möglichkeit eines Hardcore Titles, das war schon in der Vergangenheit eine leichte Option um mit wenig Talent doch noch für viel Unterhaltung zu sorgen.


    Was dem Wrestling heute ganz besonders fehlt sind a) Brutalität und Kontroverses/Tabubrüche, b) die Eliminierung von Comedy und heuchlerischer Familienfreundlichkeit aus dem Programm, c) flexiblere Face-Heel Rollen (echt mal, es gibt praktisch nur noch den super netten starken Face und den feigen lächerlichen Loser Heel), d) weniger repetitive und dadurch zu leicht vorhersehbare Segment- und Matchformate, e) mehr Star Charaktere statt immer nur der IWC und ihrem Work Rate Fetischismus nachzulaufen, f) mehr Flexibilität im Main Event statt zu versuchen sich auf ein einziges Gesicht der Company festzulegen. Gibt bestimmt noch einige mehr aber das ist so das was mir spontan im Flow gerade eingefallen ist.

  • braucht man sich nur die neue Chamber anzugucken und eine Schweigeminute für einlegen, ich musste vorhin kurz den Main Eventer stoppen und mich kurz sammeln weil mich das echt gestört hat, old schoolige Elemente in der neuen Ära einzubauen geht mal gar nicht entweder lassen die das ganz oder oder. Die fehlende Intensität fehlt größtenteils deshalb da die WWE jedes noch so winzig kleine Risiko heutzutage rausnimmt sei es beim Booking oder den Matches selber und das schadet dem Wrestling

  • Mal etwas ausholen.


    Auf Reddit gab es vor kurzem die Frage, warum Game of Thrones gut ist. Meine Antwort darauf ist auch die Antwort darauf, wie Wrestling für mich sein muss.


    Story: Im Wrestling steht und fällt viel für mich mit der Motivation der beiden (oder mehr) Kämpfer. Das kann ein Wettkampf-orientiertes Prinzip sein (wie es NJPW wohl eher verfolgt) oder story/fehdenbasiert, wie es gute TV-Serien beispielsweise machen. Diese Stories müssen zudem dauerhaft verfolgt und bewahrt werden, auch wenn die eigentliche Fehde vielleicht beendet wurde. So Geschichten wie Zayn vs. Owens ist beispielhaft. Wenn die beide "zufällig" irgendwo aufeinander treffen, dann entsteht da immer Reibung.
    Das ganze betrifft auch Storytelling im Ring, also die sogenannte Ringpsychologie, das Spielen mit dem Publikum, das Erzählen einer Story wie Underdog vs. Gigant, oder ein Körperteil/Verletzung gezielt bearbeiten usw. Das funktioniert in der WWE ganz gut, geht aber immer besser.


    Charaktere: Die meisten Charaktere in der WWE sind austauschbar mittlerweile. Faces sind entweder Comedy-Acts oder Superman-Verschnitte. Heels für eine kurze Zeit badass, irgendwann mutieren sie dann zu chickenshit-Heels, insbesondere, wenn sie irgendwie einen Titel gewonnen haben. Tweener gibt es generell keine, coole Heels auch nicht. Die meisten "leben" ihre Rolle nicht, sind nicht konsistent. Vor allem Rollins ist da für mich ein Negativbeispiel.


    Casting: Caste die passenden Charaktere in die richtigen Rollen. Man könnte irgendeinen Zwerg als Tyrion casten, aber mit Peter Dinklage hat man einen charismatischen Typen gecastet, der es perfekt verkörpert. Aber auch fast alle anderen Castings sind perfekt. Im Wrestling muss man auch so vorgehen. John Cena ist bspw. perfekt in seiner Rolle. Roman Reigns bringt von der Ausstrahlung ALLES mit, um ein hervorragender Heel im Stil von Triple H zu sein. Er ist groß, düster, hat ein Moveset das explodiert. Stattdessen castet man ihn als Face, lässt ihn lächerliche Texte vortragen. Kevin Owens wäre als Face wie Heel toll, weil er es "zum Laufen" bringen würde. Er kann badass sein und lustig.


    Das Wrestling selbst (Technik, Action, Spots) sind mir auch wichtig, aber wichtiger sind mir die Motivationen der Charaktere und Stories, auf die man aufbauen kann, die der Sache an sich Bedeutung verleihen. Ohne sowas ist es für mich nur eine Stuntshow auf tollem Niveau, aber ohne Tiefe und Belang für mich.

  • Ich bin seit 2004 Wrestling-Fan. Mein persönlicher Geschmack hat sich im Laufe der Jahre geändert.


    In den 2000-er Jahren habe ich fast ausschließlich nur WWE geschaut. Es gab viele gute bis sehr gute Storys, starke Fehden, starke Promos, starke Charaktere, besonders gut inszenierte Entrances und starke Main Events. Woran ich mich ebenfalls gerne zurückerinnere, sind die ganzen Gimmick Matches wie Hell in a Cell, Steel Cage, Last Man Standing, No Holds Barred, TLC und Ladder, I Quit, First Blood, Street Fight, Falls Count Anywhere, Elimination Chamber usw. Das war wirklich eine hervorragende Zeit! Härte, Spannung, Ernsthaftigkeit... Alles war dabei. Natürlich gab es auch viel Midcard-Mist, einige schlechte Entscheidungen, gute Wrestler wurden unten gehalten (was aber schon immer so gewesen ist), es gab schwache Matches sowie schwache Wrestler wie Viscera, Vladimir Kozlov und Konsorten, aber insgesamt gesehen haben mir die Jahre 2004 - 2008 wirklich gut gefallen.


    In diesen Zeiten war ich ganz klar aufgrund der Storylines und der Charaktere Wrestling-Fan! Klar waren mir die Matches ebenfalls wichtig, aber ohne Story-Bezug ging es nicht wirklich.


    2005 habe ich TNA kennen gelernt - ich konnte allerdings nichts mit der Liga anfangen. Mich störte damals noch der sechseckige Ring, alles wirkte im Vergleich zur WWE billig und die Wrestler - allen voran die Main Eventer - konnte ich nicht richtig ernst nehmen. Allgemein fiel es mir sehr schwer, andere Ligen außer der WWE gut zu finden bzw. ernst zu nehmen. Erst Jahre später sollte sich diese Ansicht ändern...


    Ab 2009 kam es durch die Einführung der PG-Ära in der WWE zu einer starken Änderung. Die Charaktere wurden immer verweichlichter und dadurch schwächer, die Storyline-Qualität und die Intensität nahmen rapide ab und die meisten Gimmick Matches waren nicht mehr das, was sie einmal waren. Die letzten richtig großen Storylines in der WWE fanden meiner Meinung nach im Jahr 2008 statt - Jericho vs. Michaels und Undertaker vs. Edge waren fantastische Fehden, von deren Kaliber es seitdem leider keine mehr gab. Irgendwann haben mich die Shows der WWE einfach nur noch genervt, sodass ich ungefähr ab der Mitte 2009 bis ca. ins Jahr 2012 hinein Wrestling kaum bis gar nicht mehr verfolgt habe. Vereinzelt habe ich noch Shows geschaut - einige waren sogar recht gut, aber insgesamt gesehen hat mich Wrestling in dieser Zeit nicht mehr wirklich abholen können.


    Ca. 2012 habe ich dann angefangen, mal etwas über den Tellerrand zu schauen und mich mit anderen Ligen zu beschäftigen. TNA hat mir damals gut gefallen (man denke z.B. an den fantastischen Destination X 2012 PPV mit dem legendären TNA World Title Match zwischen Bobby Roode und Austin Aries!) und im Gegensatz zu einigen anderen fand ich, dass 2013 hinsichtlich der Qualität ein gutes TNA-Jahr war. Im Jahr 2013 habe ich auch der WWE eine erneute Chance gegeben und fand dieses Jahr auf jeden Fall besser als die Jahre davor - allerdings immer noch nicht wirklich gut. Der Sommer 2013 war gut, aber schnell verfiel man damals wieder in seinen alten Trott - langweilige Shows und eine aus meiner Sicht bookingtechnisch dämliche Fehde zwischen Daniel Bryan und Randy Orton folgten. Wie dem auch sei: In dieser Zeit habe ich mich zum ersten Mal ernsthaft an anderen Ligen versucht, was gut tat und mein Empfinden am Wrestling geändert hat.


    2014 bekam ich dann den Hype um New Japan Pro Wrestling mit und schaute mir erste Shows an - Wrestler wie Hiroshi Tanahashi und Shinsuke Nakamura fand ich auf Anhieb grandios und lieferten ein grandioses Match nach dem anderen ab. Seitdem ist NJPW meine Lieblingsliga. Auf NJPWWORLD konnte ich in den letzten Jahren auch einiges an Material aus dem letzten Jahrzehnt nachholen - allerdings konnten mich diese Shows nicht wirklich begeistern, wenn ich ehrlich bin. WWE war in den 2000ern einfach unbezwingbar.


    Aber auch mit der WWE sollte es ab 2014 wieder aufwärts gehen - NXT wurde immer besser und besser und lieferte tolle Storys und Matches. Neue Wrestler/innen wie Bray Wyatt, Seth Rollins, Sasha Banks, Bayley und co. erregten Aufsehen und das Women's-Wrestling bekam endlich mehr Beachtung. Besonders die TakeOver-Events lieferten immer wieder ab. NXT ist meiner Meinung nach immer noch das beste, was die WWE in diesem Jahrzehnt auf die Beine gestellt hat. Die Main Shows RAW und SmackDown! waren hingegen leider immer noch größtenteils langweilig - besonders gestört haben mich damals die andauernden Wiederholungen (Bsp.: immer wieder die gleichen Matches, besonders die Six Man Tag Team Matches nervten mit der Zeit). Hier und da gab es auch gute Shows, diese waren jedoch Rarität. Die PPVs waren jedoch damals ganz klar die Stärke der WWE im Hauptkader.


    Ich bin der Meinung, dass sich das Wrestling seit ca. 2009 einfach sehr geändert hat. Es gibt längst nicht mehr so starke Charaktere, Promos, Fehden und Storys wie früher. Dafür ist mit den Jahren jedoch die Matchqualität immer weiter gestiegen - dies ist in den meisten Ligen der Fall, auch in der WWE. Deswegen hat sich mein Geschmack geändert, sodass ich heutzutage Wrestling hauptsächlich aufgrund der Matches schaue. Storylines sind natürlich nach wie vor wichtig, haben aber nicht mehr so einen großen Reiz für mich wie früher. Man hat sich durch New Japan, TNA und durch die moderne WWE einfach umgewöhnt. In Prozenten ausgedrückt (wie ich Montag Nachmittag in einem anderen Thread bereits geschrieben hab), würde ich den Storylines, Charakteren und Fehden eine Wichtigkeit von ca. 35-40 % einräumen, den Matches dagegen eine Wichtigkeit von ca. 60-65 %. In den 2000er-Jahren war dies für mich genau anders rum. Mittlerweile habe ich viel von der früheren Attitude-Ära nachgeholt; da waren die Storylines, Charaktere und Fehden sogar noch wichtiger als in den 2000-ern und das Wrestling war insgesamt gesehen ziemlich schlecht (zu viele unbewegliche Klötze).


    Normalerweise könnte man meinen, dass ich die WWE aufgrund dessen eigentlich großartig finden müsste, allerdings nervt diese Liga immer noch mit ihren seltsamen Booking-Entscheidungen, dem ständigen Einsatz von Teilzeitwrestlern, uninteressantem Entertainment-Zeugs und den langweiligen Charakteren/ RAW-Ausgaben. SmackDown! hingegen ist wirklich gut seit dem neuen Rostersplit im Juli 2016, sodass die WWE meiner Meinung nach deutlich besser geworden ist als in den Vorjahren. NXT ist 2016 trotz Nakamura und Joe leider etwas schwächer geworden (bis auf die TakeOver-Events natürlich!), weswegen ich hoffe, dass es dieses Jahr wieder besser wird. Mit Sanity gibt es ja schon einmal ein neues gutes Stable und Bobby Roode gefällt mir ebenfalls sehr gut in seinem neuen GLORIOUS-Gimmick.


    Was der WWE einfach nach wie vor größtenteils fehlt sind wirklich gute Storys, starke Face- und Heel-Charaktere; die Liga braucht mehr Härte, Spannung, Ernsthaftigkeit, bessere und durchdachtere Fehden und besseres Booking. Gerade letzteres sorgt bei mir immer wieder dafür, dass ich die Lust verliere. Letztes Jahr nach WrestleMania war es sogar so weit, dass ich bis zur Verkündung des neuen Rostersplits bis auf das Anschauen von Highlight-Clips keine einzige Hauptshow geschaut hatte. Ich bin mir sicher, dass sich dies auch fortgesetzt hätte, wenn die WWE letztes Jahr den Rostersplit nicht durchgezogen und SmackDown! wieder relevant gemacht hätte. SmackDown! steht zwar immer noch deutlich hinter RAW und dies wird sich wohl auch nie ändern, liefert im Gegensatz zum roten Brand aber wirklich ab. Im Großen und Ganzen gibt es deswegen ein Daumen hoch für den Rostersplit und vor allem für SmackDown!.


    Was ebenfalls größtenteils unnötig ist, sind diverse Indy-Verpflichtungen anstatt selber neue Charaktere aufzubauen. Viele Verpflichtungen wie Roderick Strong z.B. passen nicht in die WWE und werden es dort nie wirklich zu etwas bringen. Teilweise kommt es mir so vor, als wolle die WWE den Indy-Ligen nur die Talente klauen. Wirklich gebrauchen kann die WWE diese Leute schließlich nicht. Die WWE muss in Zukunft wieder verstärkt darauf achten, eigene Leute zu kreieren und aufzubauen.


    Titel bzw. Titelmatches waren für mich immer wichtig, heute finde ich diese aber noch wichtiger als damals. Die heutigen Wrestler (ligenübergreifend) haben ihre Stärke hauptsächlich im Ring, weswegen es sinnvoll ist, starke Matches um Titel zu booken und alles wie einen richtigen Wettbewerb aussehen zu lassen. Das ist auch das, was ich an New Japan so gerne mag. Die WWE bookt zwar auch immer wieder sehr starke Matches um Titel, kommt an NJPW hinsichtlich dessen aber (noch) nicht ran.


    Ich bin in diesem Forum sicherlich der größte New Japan-Fan, allerdings gibt es auch hier Punkte, die mir nicht so gut gefallen. So ist meiner Meinung nach der Six Man Tag Team Title total unnötig, es gibt kein Frauen-Wrestling, die Sprachbarriere stört schon etwas (den englischen Kommentar gebe ich mir nicht, weil dieser nicht zum Produkt passt), die Hallen sind oft viel zu dunkel, teilweise setzt man zuviel auf Highflying-Spots und bringt teilweise zu viele Titelwechsel. Aufgrund dessen reicht mir NJPW alleine nicht aus und ich würde der Liga deswegen auch nicht die Höchstpunktzahl (10/10) geben. Ich mag Frauen-Wrestling gerne und möchte auch mal die große Show-Atmosphäre der WWE genießen. Und auch wenn normale Singles und Tag Team Matches Tradition bei New Japan sind: Ich brauche gelegentlich auch mal Gimmick-Matches wie Hell in a Cell, TLC, Falls Count Anywhere, Last Man Standing und co.


    Wo viele Leute mit ihrer Kritik an NJPW allerdings falsch liegen sind die Storys. Es gibt zwar kaum Promos, die Geschichten spielen sich jedoch stattdessen in den Matches ab (Wettkampf-Konzept). Keine Liga der Welt liefert solche guten Storys in den Matches und allgemein so eine große Match-Qualität wie NJPW.


    Am Wrestling ist mir ebenfalls noch sehr wichtig, dass das gesamte Produkt einer Wrestling-Liga authentisch ist. Die WWE war schon immer hauptsächlich Entertainment, New Japan hatte schon immer hauptsächlich das Wrestling und den Wettbewerb als Schwerpunkt, TNA hatte immer den Mix aus Entertainment und Wrestling im Fokus. Eine Liga sollte das darstellen, was sie ausmacht und sich nicht grundlegend ändern.



    Um noch kurz aktuelle Bewertungen einiger Ligen abzugeben (Bewertung erfolgt nach allen Punkten, die mir wichtig sind): WWE - 7,5/10 Punkten, NJPW 9/10 Punkten, TNA 6,25/10 Punkten. Von Lucha Underground habe ich von der dritten Staffel bisher zu wenig gesehen (Staffel 1 und 2 größtenteils jedoch schon; gebe den beiden Staffeln insgesamt 8/10 Punkten) und Indy-Ligen wie ROH schaue ich viel zu selten um sie insgesamt bewerten zu können. Indy-Ligen sind nach wie vor nicht wirklich mein Ding.




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    Was nützt mir ein technisches Feuerwerk zwischen Nakamura und Styles wenn es scheinbar um nichts geht?


    Ich hoffe, dass dies allgemein gemeint gewesen ist, denn ihr Match bei Wrestle Kingdom 10 ging immerhin um den damals drittwichtigsten Titel der Welt (heute nach dem WWE Titel, dem WWE Universal Title und dem IWGP Heavyweight Title der viertwichtigste Titel der Welt). Da ging es um alles. ;)


  • Ich hoffe, dass dies allgemein gemeint gewesen ist, denn ihr Match bei Wrestle Kingdom 10 ging immerhin um den damals drittwichtigsten Titel der Welt (heute nach dem WWE Titel, dem WWE Universal Title und dem IWGP Heavyweight Title der viertwichtigste Titel der Welt). Da ging es um alles. ;)


    War natürlich nicht allgemein gemeint. Ich mag sowohl Nakamura als auch Styles, mit dem richtigen Story Handling und eventuell eben einem Titel kann man da definitiv eine mehr als nur anständige und bedeutsame Sache draus schustern. Was ich damit darstellen wollte ist, dass diese zwei zum einen stark im Ring sind und zum anderen bei der neuen Fangeneration super ankommen (Indy Darlings). Aber interessant sind ihre derzeitigen WWE Charaktere überhaupt nicht, man baut zu 100% auf ihre Reputation und auf ihr Ring Work. Gleiches kann man in der Regel im Indy Bereich beobachten, da geht es in erster Linie darum den Fans ein In Ring Spektakel zu liefern, ob nun durch Spot-Monkey-ism oder Finisher Overkills. Für manche reicht es sogar schon wenn das Match länger als 15 Minuten dauert und etwas Chainwrestling reingemixt wird. Für mich ist das zu wenig. Angenommen ich würde mich heute das erste Mal mit Wrestling befassen, da kann man mir nicht einfach zwei Dudes auftischen, sagen die sind toll weil die ja "all over the world" gewrestlet haben und dann geben die's sich für 25 Minuten im beschriebenen Stil. Das gibt mir nicht den Kick. Selbst wenn es um die WWE Championship geht. Story muss sein und ein Charakter bei beiden Superstars muss auch vorhanden sein. Leider wird das mehr und mehr vernachlässigt. Dafür können weder Styles noch Nakamura etwas, das sind Probleme verursacht durch die Offiziellen und die zentrale Fanbase.