Random Thoughts #3 - Ein Hauch von Attitude


  • Seit der Entscheidung, das WWE-Programm wieder mit einem kinderfreundlichen „PG“-Rating auszustatten, um die umsatzstarken Gruppen der Kinder und Frauen wieder für das Produkt begeistern zu können, eckt die Company aus Stamford nur noch – bis auf wenige Ausnahmen – selten an. Eine dieser Ausnahmen fand am gestrigen Montag mit dem „Festival of Friendship“ statt.


    Wenn ich über meine Definition von Wrestling schwadronieren müsste, würde ich vermutlich dem ein oder anderen Fan ordentlich gegen den Kopf stoßen. Meine Priorität liegt nicht etwa auf dem In-Ring Work der Beteiligten, sondern in erster Linie auf den Charakteren, deren Darstellung und Storylines. Während die WWE in weiten Teilen nur noch im sicheren Fahrwasser ihren Stiefel runterbookt, blitzen hier und da immer mal wieder stellenweise Momente auf, die mich daran erinnern lassen, warum ich so ein großer Fan des McMahon-Imperiums wurde – wegen der Over-the-top-Unterhaltung.


    Ich verlange keine absurd überzeichneten Segmente im Wochentakt, die erinnerungswürdigen Geschehnisse der letzten Jahre – egal ob Trash oder nicht – lassen sich aber sicherlich an einer Hand abzählen (unter anderem die „Festnahme“ von Mr. McMahon, das „Occupy RAW“-Segment etc.). Zwischen all den zähen, dreistündigen RAW-Ausgaben tut es gut, einmal wieder ein Segment wie das „Festival of Friendship“ mit Host Chris Jericho und Kevin Owens zu sehen: Ein völlig aufgeheizter, lächerlich gekleideter Y2J eröffnet unter den Klängen einer 70er-Jahre Samstagabend-Show mit Tänzerinnen auf der Stage diese Veranstaltung und überreicht seinem besten Freund überhaupt, Kevin Owens, eine Reihe absurder Geschenke. Darunter eine homoerotisch anmutende, 7000 Dollar teure Statue und ein ebenso unangenehm anmutendes Gemälde (siehe Bild oben). Um Owens dann auch noch Mut für sein Match gegen Goldberg bei Fastlane zu machen, tritt kurzerhand „Vintage“ Gillberg auf, der nach einer Tracht Prügel seitens des „Prize Fighters“ Jericho dazu verleiten lässt zu sagen: „Schau mal, du hast gerade Goldberg besiegt. So einfach geht das!“ Abgeschlossen wird dieses durchweg absurd-unterhaltsame, mich an den Bildschirm fesselnde Segment mit einer pathetischen Liebeserklärung von Jericho an Owens, der über das gesamte Segment herrlich missbehaglich dreinblickte.


    Ja, immer mal wieder dachte ich an das „This is your Life“-Segment zwischen The Rock und Mankind zurück. Ja, mir war jederzeit bewusst, dass die ganze Veranstaltung unheimlich lächerlich daherkommt. Aber genau diese Art von Unterhaltung kann nur eine Entertainment Sendung bringen, die in ihrem eigenen Universum umherschwebt und sich – neben all der Ernsthaftigkeit – selber nicht zu 100% erst nimmt. Denn bricht man diese Form von Unterhaltung herunter, sehen wir Woche für Woche knapp bekleidete, teils eingeölte Muskelberge, die wie geistig weniger gut ausgestattete Heranwachsende versuchen, ihre Differenzen mit roher Gewalt zu lösen. Das ist nicht despektierlich gemeint, sondern schlicht und ergreifend die einzige legitime Grundlage, auf die Segmente wie das „Festival of Friendship“ basieren können. Über das Booking von speziell Kevin Owens darf, nein, muss gestritten werden. Fakt ist aber, dass er und Chris Jericho Woche für Woche die Speerspitze der Unterhaltung bei Monday Night RAW darstellen – und ihren Zenit haben sie am gestrigen Montag zweifelsohne erreicht.


    Da man dieses Segment sowieso nicht mehr hätte toppen können, erfolgte letztendlich der endgültige Turn von Owens über Y2J. Nach den gefühlsschwangeren Abschlussworten von Jericho wurde er schlichtweg von „KO“ krankenhausreif geprügelt. Kevin Owens ist jetzt wieder der Überheel der er mal war und Chris Jericho, der sowieso durch seine Absurditäten wie „Quiet“ oder die „List of Jericho“ beim Publikum over wie kein zweiter wurde, kann befreit als Face aufspielen. Das ist konsequent gebookt, das macht Sinn, das ist das zu erwartende Ende einer Wrestling-Freunschaft – ich mag es kaum sagen, aber das ist einfach gut geschrieben. In dieser qualitativ betrachtet eher mageren WWE-Zeit tut es gut, mal wieder voller Überzeugung ein Lob aussprechen zu können. Verdient wäre jetzt ein WrestleMania Main Event zwischen den beiden um die Universal Championship – verdient hätten es sich beide Akteure aber mal sowas von.

  • Jepp, gerade hatten wir es noch davon. Sinnvolle Storylines, die unterhalten und mitnehmen. So ein Segment (bzw. durchaus die ganze "Fehde" von JeriKO), dazu ein gutes Grundniveau wie es Smackdown Live meistens hält und Wrestling funktioniert auch mit PG. Es muss konsistent und emotional sein, dass geht auch ohne "Fuck" und Blut.