Die RAW-Ratings und der generelle Media-Buzz als auch die Wahrnehmung der meisten Fans über die WWE sinken ständig und zwar beachtlich. Aktuell sind die Ratings um 20% zum Vorjahr gesunken. Warum ist das so? Ein paar Gedanken dazu von mir.
Die WWE ist im Unterhaltungssegment. Nicht im Sportsegment. Vergleiche zu Football oder Basketball verliert man idR, aber das sind auch nicht die Messlatten. Aus meiner Sicht ist die WWE eher in Konkurrenz zu den endlosen Serien wie Game of Thrones, Breaking Bad, Sense8, American Gods, Supergirl, Gotham und 100te weiterer. Die "100" ist dabei nicht mal als Übertreibung zu verstehen - wer Kunde bei Netflix und Amazon Prime ist, wäre sich auch nicht sicher, wieviele aktuelle (!) Serien da momentan rumgeistern. Und in Amerika kommt noch die generelle TV/Kabel-Welt dazu mit ihren exklusiven Formaten.
Man steht also in Konkurrenz zu (teils top produzierten) Serien. Man selbst hat eine eigene wöchentliche Show (wenn man sich nur auf RAW fokussiert, aber das Argument ist problemlos erweiterbar auf Smackdown), die Montag abend 3h lang geht. Die Show ist ok produziert, aber an sich passiert wenig Entscheidendes. Es gibt gute Actionsequenzen, mal ein Story-Bröckchen - beides kann man aber mühelos online per Review verfolgen oder die Clips auf Youtube anschauen. Wirklich grandiose Live-Momente sind sehr rar. Selbst das berühmte RAW-after-Wrestlemania war dieses Jahr in dem Bereich sehr enttäuschend. Warum also wöchentlich 3h der eigenen Zeit für eine Serie opfern, in der eigentlich nichts passiert. Bzw. alles spannende alle 2-4 Wochen in einem PPV (der für 9,99$ erschwinglich ist) abzufragen ist, wenn man es will.
Wenn man die WWE bspw. mit Game of Thrones vergleichen wollen würde, würde sich die wöchentliche Episode nur darum drehen, wie Cersei sich besäuft (und sonst nichts macht), Arya den Tempel schrubbt, Jon die Baumeister durch die schwarze Festung befiehlt und mal im Wald spazieren geht und Daenerys Königinnendienst macht und über 08/15-Probleme urteilt, die ihr vorgetragen werden. Und alle 4 Wochen kommt dann die Sonderausgabe, wo Cersei losintrigiert, Daenerys auf dem Drachen reitet und Yunkai'i wegbrutzelt, Jon kämpft gegen einen Whitewalker-Kommandeur usw. Nur, dass vermutlich die wöchentlichen GoT-Ausgaben unterhaltsamer wären als RAW. Sie sind nur 50 Minuten lang, die Schauspieler sind konsistent qualitativ gut in der Rolle und werden sinnvoll hingeführt. Und es kommt auch nicht 2-3 mal im Jahr Conan der Barbar vorbei, der einen Drachen erschlägt, Daenerys kurz von hinten nimmt und dann wieder für 4 Monate weg ist wie in der WWE.
Das sind dann auch die weiteren Probleme: Die WWE schafft es nicht, eine Show zu erschaffen, in der die Charaktere wachsen und stärker werden. Fast grundsätzlich werden sie 2-3 Monate nach ihrem Debüt einfach nur schwächer und meistens alberner. Und immer, wenn ein rostiger Titan aus grauer Vorzeit kommt, wird er dargestellt, als ob er fucking Superman ist gegen die ganzen Daredevils der regulären Show.
Long story short: Ich denke, dass die Serienflut das Kernproblem der WWE ist. Sie haben eine eigene Serie mit RAW in einem Format, dass benutzerunfreundlich (zu lang) und letztlich zu langweilig ist.