Musik-Fans dürfen weiter bei «Rock im Park« feiern
NÜRNBERG - «Rock im Park«, «Norisring-Rennen«, dazu das Frühlings- und Herbstvolksfest – vor dem Verwaltungsgericht in Ansbach fordern drei Anwohner Ruhe für den Dutzendteich.
Wenn die 60.000 Besucher des Musik-Festivals «Rock im Park« ausgelassen tanzen, hüpfen 800 Meter entfernt in der Wohnung von Anwohner Gerd R. (Name geändert) «die Kaffeetassen«, schildert der erboste Kläger im Verwaltungsgericht. Dann wedelt er mit Fotos, um zu belegen, dass die Anwohner nicht nur unter Lärm leiden.
Müllberge und heruntergelassene Hosen
Weitere Nebenwirkungen: Müllberge rund um das Veranstaltungsgelände, Dreck, der in die dortigen Gärten geschmissen wird und obendrein, so der Anwohner, «hocken Hunderte von Leuten mit runtergezogenen Hosen vor meiner Gartentür, offenbar fehlen auch noch Toiletten!« Trotzdem: Umziehen kommt für ihn nicht in die Tüte. Sein Vorschlag: Das Festival soll weichen. «Es wäre gut, wenn sich die Stadt ein anderes Gelände sucht.«
Stadtjurist Thomas Maurer schüttelt den Kopf. Fehlanzeige, man habe intensiv nachgedacht, ein vergleichbares Gelände gibt es in Nürnberg nicht. Der Rechtsdirektor verweist auf das Gesamtkonzept der Stadt: Um den Anwohnern nicht zuviel Lärm zuzumuten werden Festivalveranstalter Argo strenge Auflagen diktiert. Um die Lautstärke (tagsüber 65 bis 70 dB(A) nachts 55 Dezibel) nicht zu überschreiten, wurden zuletzt rund ums Festivalgelände Messstationen aufgebaut, auch an der Straße der genervten Anwohner. Ein zu hoher Lärmpegel wurde auch für die Tontechniker im Rockkonzert sofort sichtbar: An deren Mischpulten herrschte ein Ampelsystem – sobald das gelbe oder gar das rote Licht anging, musste die Lautstärke runter – das Festival brauchte grünes Licht.
Klage gegen Volksfest folgt
Um die Interessen des Festivals und den Anwohnern unter einen Hut zu kriegen, musste der Veranstalter Argo-Konzerte ab 23 Uhr für Nachtruhe sorgen. Viel mehr, so Maurer, sei Argo nicht abzutrotzen, wolle man das Festival – das sich seit Jahren als Publikumsmagnet erweist – in der Stadt halten. Der Streit mit den Anwohnern zieht sich seit Jahren hin, zuletzt wollten sie das Festival per Eilantrag verhindern, doch der Bayerische Verwaltungsgerichtshof erlaubte die Veranstaltung in letzter Sekunde. Auch die Anwohner feierten bereits Teilerfolge: Das Motorrad-Rennen von 2006 bleibt eine einmalige Sache, die Zweiräder werden nicht mehr rund um die Steintribüne knattern. Auch bei dem Firmenlauf wird künftig darauf geachtet, dass die Beteiligten nicht mehr stundenlang die Sportergebnisse per Lautsprecher in die Luft posaunen. Abgelehnt auch die Modell-Rennboot-Regatta und die Rockband AC/DC, statt in Nürnberg traten die Musiker in München auf.
«Die Stadt Nürnberg gestaltet die Situation erträglich«, urteilten die Richter – die Klage gegen «Rock im Park« wiesen sie ab. Doch die Kläger bereiten schon den nächsten Prozess vor: Auch das Norisring-Rennen und das Volksfest ist ihnen ein Dorn im Auge. Fortsetzung folgt also.
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