WrestlingCorner-Interview mit Alastor Ken

Veröffentlicht am 23. April 2017 um 11:00 Uhr von WrestlingCorner in der Kategorie: Intern, Interviews.

WrestlingCorner.de führte ein Interview mit Alastor Ken, einem jungen 21-jährigen Mann, der zuletzt 16 Jahre lang in München wohnte und nun für seinen großen Traum, Profi-Wrestler zu werden, nach Kanada auswanderte, um dort beim ehemaligen WWE-Superstar Anthony Carelli (aka Santino Marella) in dessen Battle Arts Academy Pro Wrestling School zu trainieren. Dort wird er u.a. von Santino Marella und der japanischen Shoot-Legende Yuki Ishikawa trainiert, welcher u.a. auch die aktuelle NXT Women’s Championesse Asuka trainiert hat. In diesem Interview sprach er mit uns darüber, warum er nach Kanada ging, welche Pläne er in der Zukunft hat und noch vieles mehr.

WrestlingCorner.de: Hallo Aleksandar. Erst einmal bedanke ich mich bei dir, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Du lebst zur Zeit in Kanada, weil du Profi-Wrestler werden möchtest. Wie kam es dazu, dass du dich dazu entschlossen hast, nach Kanada zu gehen, um diesen Weg als Wrestler einzuschlagen?

Aleksandar Jaksic: „Als Kind träumt fast jeder davon, Wrestler zu sein. Im jungen Alter hat man aber viele Träume und viele davon scheinen unmöglich zu sein. Je älter ich wurde, schien es mehr und mehr als wäre das alles wirklich nur ein Wunschdenken gewesen. Aber als ich vor über einem Jahr gemerkt habe, dass das alles doch nicht unmöglich ist, hatte ich es beschlossen. Letzten Sommer flog ich nach Toronto und nahm mir vor, die Wrestlingschule von Anthony Carelli aka Santino Marella zu besichtigen und mich tatsächlich selbst überzeugen zu lassen. Als ich dann vor Anthony stand und er mir die Hand reichte, habe ich erst begriffen, dass dies alles ist, was ich jemals wollte. Sechs Monate später, am 3. Januar 2017, saß ich wieder im Flugzeug, aber diesmal per One-Way-Ticket.“

WrestlingCorner.de: Das ist schon eine super Sache, wenn man vor so einem ehemaligen WWE-Superstar steht, den man zuvor immer nur aus dem TV kannte. Aber warum hast du dich denn für Kanada entschieden? Denn hier in Deutschland gibt es auch jede Menge gut geführte Wrestling-Schulen. Du hattest ja in München gewohnt. Im Raum Nürnberg hat zum Beispiel der ehemalige WCW-Wrestler Alex Wright seine Wrestling-Schule. In Essen gibt es die Wrestling Academy der wXw, die eine der besten europäischen Ligen ist. Wieso Kanada? Hast du einen Bezug zu diesem Land?

Aleksandar Jaksic: „Ich bin in Kitchener, Ontario geboren, etwa eine Stunde von Toronto entfernt. Als ich noch sehr jung war, sind wir nach Toronto gezogen und lebten dort für knapp 5 Jahre. Persönlich hatte ich nur gute Erinnerungen aus meiner Kindheit in Kanada und es fiel mir lange schwer, in Deutschland Fuß zu fassen. Bevor ich meine Karriere als professioneller Wrestler anfangen würde, wollte ich mich von allem distanzieren, was mich geprägt hat. Man könnte sagen, ich habe ein neues Kapitel in meinem Leben geöffnet.“

WrestlingCorner.de: Was hattest du hier in Deutschland zuvor gemacht, bevor du nach Kanada geflogen bist? Hattest du hier schon mal ein Probe-Training oder ähnliches gehabt?

Aleksandar Jaksic: „Damit ich mir keine „bad habits“ aneigne, wollte ich nichts außerhalb der Battle Arts Academy ausprobieren. Und dies hat sich letztendlich als richtige Entscheidung entpuppt. Ich habe grundsätzlich versucht, körperlich bereit zu sein, sechsmal die Woche im Fitnessstudio war mein Minimum.“

WrestlingCorner.de: Du hast dann also ab Anfang Januar 2017 deine ersten Trainingseinheiten in Sachen Wrestling gehabt. Wie sieht das Training in der Battle Arts Academy von Santino Marella (Anthony Carelli) aus. Wie oft bist du dort im Training und wer trainiert dich dort?

Aleksandar Jaksic: „Fünf bis sechs Mal in der Woche bin ich anwesend, meistens ab 14 Uhr. Zweimal in der Woche bleibe ich bis etwa 23 oder 0 Uhr. Es fängt an mit Submission Wrestling um 16 Uhr, welches von Yuki Ishikawa geleitet wird. Dort lernen wir die Kunst des Shoot Wrestlings – etwas, dass Yuki sehr schätzt und immer in seinen Matches einbaut. Es ist eine Ehre, unter ihm zu trainieren und ihn neben „Sensei“ auch einen wahren Freund nennen zu können. Er behandelt jeden von uns wie sein eigenes Kind und versucht uns so gut vorzubereiten, wie es nur geht. Das Training endet meistens mit Sparring, wo wir versuchen, unseren Gegenüber zu submitten. Daraufhin gibt es Judo-Einheiten für drei Stunden, welche Anthony leitet. Er ist ein Schwarzgurt und wahrscheinlich im echten Leben das totale Gegenteil von seinem damaligen Charakter in der WWE. Nachdem wir mit Judo durch sind, kommt das professionelle Wrestling. Dies wird gemeinsam von Yuki und Anthony geleitet. Meistens fangen wir mit einem 30-minütigen „Warm-Up“ an, daraufhin geht es meistens in den Ring für Drills oder Matches. Nach unseren Shows, die wir immer jeden Monat halten, schauen wir uns alle zusammen die Tapings an und reden über Fehler und Verbesserungsvorschläge. Das Pro Wrestling-Training ist dreimal die Woche, andere Trainingseinheiten wie Boxen, Kickboxen und Shoot-Wrestling gibt es täglich. Gewichte sind auch nicht weit vom Ring zu finden.“

WrestlingCorner.de: Das stelle ich mir ziemlich stressig vor. Wie finanzierst du dir das dort und wo lebst du? Hast du eine eigene Wohnung, oder gibt es für euch „Students“ extra Unterkünfte?

Aleksandar Jaksic: „Extra-Unterkünfte gibt es nicht. Ich musste mir eine Wohnung suchen, bevor ich mein Ticket nach Kanada kaufen konnte. Finanziell läuft es gut, da ich sechs Monate lang Geld sparen konnte, um erstmal auszusorgen. Außerdem nutze ich meine Deutschkenntnisse und arbeite als Translator, was ich eigentlich auch in Deutschland bei KICKZ.com gemacht habe. (KICKZ.COM – Online Shop for best Streetwear, Sneaker and Basketball Gear).“

WrestlingCorner.de: Okay, und wie findest du die Trainingseinheiten? Die Trainingseinheiten von Yuki Ishikawa, der den Strong-Style und MMA-Einflüsse liebt, stelle ich mir ziemlich hart vor. Wie siehst du das?

Aleksandar Jaksic: „Sie sind in meinen Augen perfekt. Wir lernen den Battle Arts Style, einen einzigartigen Stil der zu den besten der Welt gehört. Das beste Beispiel ist Asuka. Sie wurde von Yuki ausgebildet und dominiert seit ihrer Ankunft in NXT ihre Division. Wie bereits vorher erwähnt, empfinde ich das Lernen unter Yuki Ishikawa als eine Ehre und will mir so viel aneignen, wie nur möglich. Egal ob Hiebe, Kicks oder das Battle Arts Shoot Wrestling. Wer sich das letzte Match zwischen Shibata und Okada angeschaut hat, weiß wovon ich rede.“

WrestlingCorner.de: Das sind alles aktuell große Namen in Japan und Asuka ist nun auch bei NXT. Hast du bereits deine ersten Matches gehabt? Du sagtest, du hast bislang Trainingskämpfe gehabt. Und wie sieht dein weiterer Karriereplan aus? Hoffst du auf eine Einstellung bei der WWE in den kommenden Jahren, oder willst du dich vielleicht sogar in Japan versuchen?

Aleksandar Jaksic: „Mein erstes Match hatte ich am 15. April bei einer unserer Shows bestritten, welches ich gewann. Gegner war einer meiner Kameraden aus der Akademie. Persönlich fand ich, dass das Match recht gut ausgefallen ist. Die Zuschauer fanden es teils super und haben für eine gute Atmosphäre gesorgt. Was meinen persönlichen Karriereplan angeht, bin ich sehr geduldig. Stetig besser werden liegt an erster Stelle. Ich möchte nicht aufgrund meiner „Physicue“ und Aussehens bekannt werden, sondern durch Skills, die man sich nur durch harte Arbeit aneignen kann. Japan war schon immer ein Traum, nicht nur aus Wrestling-Sicht. Ich würde es mir sogar zutrauen. dort für einige Jahre zu leben, so sehr fasziniert mich die Kultur und das Land. Die WWE ist meistens für jeden das Ziel und das ist auch gut so. Jedoch finde ich, dass man sich selber – seinen Stil und seinen Charakter – erstmal selber finden und entfalten sollte.“

WrestlingCorner.de: Wie würdest du deinen Wrestling-Stil selbst nennen? Hast du auch bereits einen Ringnamen?

Aleksandar Jaksic: „Jeder hat seinen persönlichen Stil, doch ich werde natürlich sehr viel von Battle Arts mit mir nehmen. Denn wir sind nicht nur Wrestler – wir sind echte Kämpfer. Mein Ringname ist Alastor Ken.“

WrestlingCorner.de: Wie kamst du auf diesen Namen? Konntest du dir den selbst aussuchen, oder wurde er dir von Santino vorgeschlagen?

Aleksandar Jaksic: „Er hat mir geholfen, den Namen auszusuchen, aber er stammt hundertprozentig von mir selbst. Alastor ist der, „der nicht vergisst“. Dies bezieht sich auf mich persönlich und auf meinen Charakter. Ken steht für „stark, gesund“. Die erste Silbe meines Nachnamens bedeutet genau dasselbe in der serbischen Sprache.“

WrestlingCorner.de: Deine Familie hört sich ziemlich international an. Du bist in Kanada geboren mit serbischer Abstammung. Sind deine Eltern beide aus Serbien?

Aleksandar Jaksic: „Genau, meine Eltern sind beide aus Serbien. Meine Eltern haben sich in Belgrad kennengelernt und sind aufgrund des Krieges nach Kanada ausgewandert. Davor hat mein Vater in Sarajevo und meine Mutter in Samac gelebt.“

WrestlingCorner.de: Kommen wir mal zu einer anderen Frage, wer waren deine Vorbilder im Bezug aufs Wrestling? Welche Wrestler haben oder hatten dich früher und aktuell am meisten beeindruckt?

Aleksandar Jaksic: „Ich erinnere mich noch an meine Kindheit, als die Orton/Cena Fehde das „Non-Plus-Ultra“ war. Alle Kinder waren natürlich für Cena – außer mir. Randy Orton hat mich bis heute geprägt, sein Charakter, seine Art sich zu bewegen, seine Moves – einfach alles. Heutzutage ist er immer noch einer meiner Lieblingswrestler, aber am meisten mit Abstand inspiriert mich Kenny Omega. Nicht nur, dass er in meinen Augen der beste Wrestler der Welt ist, sondern auch unsere Gemeinsamkeiten in Sachen Begeisterung für Japan. Es wäre eine Ehre für mich, eines Tages mit ihm im Ring zu stehen. Ansonsten beeindrucken mich Leute wie Seth Rollins, Cody Rhodes oder Charlotte Flair. Vor allem Letztere, mit der ich mich letzten Monat etwa für 15 Minuten unterhalten habe. Sie ist ein unglaublich guter Mensch.“

WrestlingCorner.de: Oh ja, Kenny Omega ist schon einer der besten Wrestler, die Kanada jemals hervorgebracht hat. Und sein Match im Januar 2017 bei Wrestle Kingdom gegen Okada war schon der absolute Hammer. Wie kam es zu dem Treffen mit Charlotte Flair? War sie zu Gast bei euch in der Academy?

Aleksandar Jaksic: „Ja, sie war zu Besuch, als die WWE ihr Live Event in Toronto hatte. Neben ihr haben noch sechs oder sieben andere Superstars vorbeigeschaut, alles super Leute.“

WrestlingCorner.de: Wohnen deine Eltern noch in München, und wie ist der Kontakt zur Zeit? Wahrscheinlich nur via Telefon, Skype etc., oder?

Aleksandar Jaksic: „Ja, meine Eltern sind zwar geschieden, aber wohnen nicht weit voneinander. Meine Mutter wohnt mit meinem kleinen Bruder in München, während mein Vater in Nürnberg wohnt.“

WrestlingCorner.de: Würdest du auch in Europa wrestlen, viele Topstars wie AJ Styles, Kevin Owens, Seth Rollins, Sami Zayn, Cesaro usw. hatten z.B. bei der wXw schon im Seilgeviert gestanden, andere wie Tommy End aka Aleister Black oder „Speedball“ Mike Bailey, die man mit eurem Wrestling-Stil vergleichen kann, waren auch dort. Könntest du dir dies auch vorstellen? Zuletzt war auch einer deiner Lieblinge, nämlich Cody Rhodes, beim wXw 16 Carat Gold Turnier mit dabei. Dieses ist das größte Wrestling-Turnier in Europa.

Aleksandar Jaksic: „Ja, auf jeden Fall! Die besten Erfahrungen als Wrestler sammelt man durch performen vor den unterschiedlichsten Zuschauern und Gegnern. Europa und vor allem Deutschland sind auf jeden Fall Orte, die in meinen Planungen mit dabei sind.“

WrestlingCorner.de: Wenn du mal wieder im Lande sein solltest, kannst du dich gerne mal bei mir melden. Da kann ich dir ein paar Empfehlungen geben, vielleicht ergibt sich ja etwas. Aber nun meine abschließende Frage: Was kannst du unseren Lesern raten, die mit dem Wrestling-Training beginnen wollen. Was sollten sie für Voraussetzungen mitbringen?

Aleksandar Jaksic: „Danke, hört sich gut an! Wrestling ist eine Kunst, und Kunst ist undefinierbar. Man muss keine bestimmten Voraussetzungen mit sich bringen. Das Einzige jedoch ist Willen. Wenn du schnell und agil bist, dann versuche noch schneller und agiler zu werden. Wenn du stark bist, versuche noch stärker zu werden. Im Großen und Ganzen, hör nie auf, besser zu werden. Besser werden kann man auch durch beobachten, also habe immer ein Auge offen. Und zu guter letzt, hab keine Angst vor Risiken. Auch wenn du etwas oder sogar alles aufgeben musst, um an dein Ziel zu gelangen.“

WrestlingCorner.de: Dann bedanke ich mich bei dir für deine Zeit und unserem gemeinsamen Interview und wünsche dir für deine Zukunft alles Gute. Und vielleicht sieht man dich ja eines Tages in einem WWE-Ring. Ich würde es dir wünschen.

Aleksandar Jaksic: „Danke dir ebenfalls für die Zeit, die Wünsche und das Interview! Hoffen wir das Beste für die Zukunft.“

Das Interview führte Martin Mahony für WrestlingCorner.de und die Facebook Wrestling-Gruppe „WWE & Pro Wrestling Inside“ 

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