WrestlingCorner Kolumne: Existenzängste

Veröffentlicht am 6. Juni 2021 um 0:30 Uhr von Vincent Hummel in der Kategorie: Kolumnen.

Existenzängste? Ja, dieses Mal muss unsere Überschrift auch mal in der Einleitung stehen. Jeder hat es mitbekommen: Die WWE hat weitere sechs Wrestler entlassen. Dieses Mal
mit großen Namen. Mit einer Entlassung geht auch immer eine Angst einher, die Existenzangst. Zwar ist es zum Glück ein Sport, bei dem es mehrere Alternativen gibt, aber dennoch muss auch mal über die Gefühlslage der Wrestler gesprochen werden.

Unter 25 Mitarbeitern, die gekündigt wurden, stecken auch bestimmt 25 Familien. Aber so ist es immer, egal in welcher Branche. Personalabbau ist und bleibt ein Problem, dass leider keine Kehrseite besitzt. Daher heißt es manchmal für viele: Augen zu und durch.
Es hat etwas von Lethargie, wenn man diese Nachricht erfährt. Als Sportsmann oder eventuell auch als Prominenter hast du zudem noch Verantwortung, weshalb es wichtig ist, dass man nach außen hin eher die Gefühlswelt einer starken Persönlichkeit suggeriert. Nicht umsonst fällt jedem die Kinnlade runter und ist geschockt, wenn man von Selbstmord nach Depression einer „Very Important Person“ hört.

Im Falle der WWE ist Aleister Black ein gutes Beispiel. Man kennt seine inneren Gefühle nicht, jedoch hat er im Interview verlauten lassen, dass alles in Ordnung wäre. Diese Latenz lässt darauf schließen, dass es sicherlich eine endliche Gewissheit brachte, aber auch ein Wegfall eines lukrativen Jobs. Auch wenn bislang schon öffentlich bekannt ist, dass ein „normaler“ „NXT“ Superstar nicht mehr verdient als es ein „normaler“ Arbeiter einer Anwaltskanzlei. Aber für Black waren die Dimensionen größer. Das spürte er sicherlich auch beim Gehalt.

Natürlich würden Moralapostel nun wieder sagen, dass der finanzielle Aspekt bedeutungslos erscheint, doch gibt es ein einfaches Prinzip der freudigen Annehmbarkeit. Was vielleicht erfreulicher für Black sein wird, ist die Tatsache, dass es nun wieder Tommy End auf dem Markt gibt. Natürlich hat dies den Nachteil, dass viele durch die Namensänderung verwirrt sein werden und es eher dem Image schaden würde, einfach weil es zu viele reine WWE-Zuschauer gibt, aber die Frage ist doch, ob End überhaupt den Namen behalten darf. Denn so wie ich die WWE kenne, halten sie das Patent auf den Namen Aleister Black.

Kommen wir wieder zum allgemeinen Überblick. Gewissheit kann manchmal auch erleichternd wirken und bisweilen auch eine andere Tür öffnen. Aber es sollte jedem klar sein, dass es auch private Gründe geben kann, die sich mit dieser Entlassung nicht vereinbaren lassen:
Wenn du zur WWE kommst, kannst du ein Star werden. Braun Strowman war so ein Star. Unabhängig seiner produktiven Leistungen, war er ein Athlet, der sicherlich bei den Gehältern nicht den schlechtesten Rang der Verdiener belegte. Dadurch ergibt sich auch wieder ein gewisser Standard, den man lebt und vor allem auslebt. Etwas, was Alltag schien, muss nun umgekrempelt und hinterfragt werden. Keine leichte Aufgabe.

Was ein wenig beruhigend erscheinen wird, ist, dass ehemalige WWE-Wrestler gerne in den Indies gesehen werden. Allein durch den ehemaligen Vertrag beim Marktführer, lässt sich ein finanzieller Bonus erspielen. Das spielt den Kandidaten in die Karten, jedoch hat nicht jender das Bedürfnis, Verhandlungsgespräche zu führen, wo doch vorher alles so einfach war.

Es gibt tausend Gründe, wie Wrestler auf ihre Kündigung reagieren. Andrade machte Luftsprünge, während für Vanessa Borne ein Lebenstraum platzte. Und diese Differenzierung sollte auch WWE bewusst sein. Dass sie im Sinne des Geschäfts handeln müssen, sollte ihnen nicht wirklich zur Last gelegt werden. Allerdings sollte sich hier ein wenig Menschenkenntnis durchsetzen, um etwas zu verhindern, was durchaus passieren kann. Damit man auf der sicheren Seite ist, sollte man seine Mitarbeiter kennen, individuelles Vorgehen bei der Kündigung walten lassen und vor allem Perspektiven aufzeigen.

Nach diesen Regeln wäre es eine nahezu perfekte Abwicklung. Beherzigt man diese Vorgehensweise, wird es weniger Hass gegen das eigene Lager geben und eine Menge an sozialer Integrität gewonnen.

Kommende Veranstaltungen

8
error: Content is protected !!