WrestlingCorner Kolumne: Ein schmaler Grat

Veröffentlicht am 25. September 2021 um 17:26 Uhr von Vincent Hummel in der Kategorie: Kolumnen.

Dass solche Diskussionen immer wieder aufflammen, ist teilweise schon ziemlich traurig. Dennoch musste sich in dieser Woche Wrestler Tommy Dreamer für seine Worte verantworten. Die Folge: Suspendierung bei Impact Wrestling und eine ungehörte Entschuldigung. Wieso musste es erst wieder so weit kommen?

Die Nachricht über Tommy Dreamer und seiner Suspendierung und den Worten zwang Ric Flair zu einer Stellungnahme. Der „Nature Boy“ ist nämlich die Hauptperson in den Worten Dreamers. So sieht man, welche Brisanz dieses Thema doch hatte – hat doch tatsächlich eine US-Wrestlingseite viermal darüber berichtet.

Alles fing an anno 2002. Ein Flugzeug flog in die Vereinigten Staaten mit verschiedenen Wrestlern als Insassen. Der Flug wurde deshalb so relevant für die Medien, weil es bereits zuvor schon Probleme gab und berichtet wurde, dass sich in dem Flugzeug einige betrunkene Leute aufhalten würden. Das bestätigte auch sofort Ric Flair, der ebenfalls am Flug beteiligt war. Ihm wird vorgeworfen, die Flugassistenin Heidi Doyle zu sexuellen Handlungen gezwungen zu haben. Konkret sollte sie Flair’s Genitalien anfassen. Der WWE und allen anderen Promotions war der Flug zunächst überaus peinlich. Am besten sollte alles schnell vergessen werden. So auch diese Anschuldigung von Doyle. Man zahlte ihr eine Entschädigung und dafür verliert sie kein Wort mehr über die Tat.

Das hat alles gut geklappt…bis Dreamer auftaucht und in einem Interview Flair verteidigt. Da der Fall nie geklärt war, kann hier auch keine Parteiergreifung erfolgen. Was er machte war also purer blödsinn. Es macht absolut keinen Sinn, dieses Thema wieder anzusprechen. Flair verteidigte sich natürlich im späteren Verlauf und sagte, dass er stark betrunken gewesen sei. Dennoch mildert er die Schilderung Doyles eher ab.

Eigentlich war dieses Thema längst vergessen. Dreamer machte sich mit seinen Äußerungen keine Freunde. Gerade durch die nie geklärten Umstände ist dieser Vorfall mit Vorsicht zu genießen. Doch auch wenn es sich um ein Versehen handeln sollte, bei dem Dreamer betont, dass niemand zu Schaden hätte kommen sollen, ist kein Trostpflaster, sondern scheint nur ein verzweifelter Rettungsversuch. Bis jetzt redete er gegen eine Wand. Ob er wieder eingestellt wird? Fraglich. Ob sein Image beschädigt ist? Absolut.

Solche Themen, die immer mal wieder in den Nachrichten ihren Platz finden, sind nicht selten. Und doch kristallisieren sich immer wieder kleine Schnittmengen heraus. Diese Schnittmengen in Form der wenigen Personen, die das alles anheizen, sind oftmals ein wahrer Schock für jeden Fan, der sich mit diesem Wrestler identifizierte. Das wohl tragischste und erschütterndste Beispiel ist Chris Benoit.

So darf es nicht mehr weitergehen. Ich finde es sehr konsequent, wie Impact Wrestling gehandelt hat. Und nach meiner Ansicht ist es gerechtfertigt, dass Dreamer keine Anstellung mehr bekommt. Es mag zwar hart zu lesen sein, wo er doch eher noch humaner war als manch andere. Doch er hat eine Frau diskreditiert, die vielleicht etwas durchgemacht hat, was man sich gar nicht vorstellen mag. Und es geht hier nicht um Wortwahl oder der Entscheidung zwischen mild und extrem – es ist schlussendlich ein Delikt, der zurecht geahndet werden muss. Damit setzt die Company ein klares Zeichen und sollte auf diese Entschuldigung nicht reagieren. Wiedereinstellung wäre erst recht der falsche Schritt.

Und im Sinne aller sollte damit gelten, dass im Wrestling kein Platz für irgendwas ist, wo Personen zu Schaden kommen, diskriminiert, ausgegrenzt oder gemobbt werden. Denn wenn Wrestling wirklich das bleibt, was es ist, dann ist es ein Zusammenschluss aus Fans verschiedener Persönlichkeiten, die mit Emotionen, Verbundenheit, Respekt und Spaß ein wahres Erlebnis fühlen, welches nur dieser Sport bieten kann.

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