WrestlingCorner Kolumne: Das letzte Produkt

Veröffentlicht am 21. Mai 2022 um 18:00 Uhr von Vincent Hummel in der Kategorie: Intern, Kolumnen.

Mittlerweile erlebt man beim Marktführer WWE auch viel Unterhaltung bei „NXT 2.0“. Das Produkt wurde neu ausgerichtet und folgt nun dem Kredo seiner größeren Brüder „Monday Night RAW“ & „Friday Night SmackDown“. Warum auch nicht, will man doch im Main Roster nichts anderes sehen. Wieso also was anderes „vorspielen“, was unterm Strich bei den großen Shows irrelevant wird. Doch wie verhält es sich mit dem Ableger „NXT UK“. Diese Show könnte man wohl als „letztes Produkt“ der „alten Schule“ des Nachwuchsanspruchs von WWE bezeichnen. Aber auch hier merkt man langsam die Kehrtwende.

Ist „NXT 2.0“ wirklich besser als „NXT“? Richtigerweise hat man sich in offiziellen Kreisen dazu entschieden, diese Frage mit den Worten „das kann man nicht vergleichen“ zu beantworten. Und die werden es schon wissen, warum sie so argumentieren. Denn was sicherlich jeder bemerkt hat, ist die hohe Frequenz an Matches, die leider dennoch nicht immer über zehn Minuten erstrahlen. Dabei sind gerade diese zehn Minuten beim Wrestling eine magische Zahl, um ein Match in weiteren Minuten danach interessanter und qualitativ interessanter zu gestalten. Aber auch die Segmente sind im Zuge des „Neustarts“ gehäuft aufgetreten. Da sind z.B. die Segmente Joe Gacys, die fast in jeder Episode von „NXT 2.0“ von der Crowd mit den Worten „We want Wrestling“ beschmückt werden.

Zurecht kann man also urteilen, dass die Unterhaltung über den „Epic-Matches“ steht. Und wie ich bereits dazu schrieb, gar keine schlechte Idee, wenn man bedenkt, dass es im Main Roster nicht anders laufen wird. Aber rein philosophisch betrachtet, muss man einfach gestehen, dass die Produkte, mit denen WWE zumindest dann immer argumentieren konnte, wenn es mal wieder hieß, dass man Wrestler um ihres Kampfeswillen bringe, „NXT“ ins Spiel brachte, jetzt noch rarer geworden sind.

Einzig überlebendes Überbleibsel bleibt „NXT UK“. Der britische Ableger hat immer noch eine klassische Zeit von ungefähr einer Stunde pro Folge, den klassischen drei Matches, indem der Main Event zu einer tollen Attraktion wird, der mehr als nur ein klassisches Hin-und-Her zeigt. Hier sah man noch deutlich die Handschrift, die „NXT“ damals trug. Doch das änderte sich bekanntlich alles, als sich Triple H zurückzog und CEO Vince McMahon die Produkte mehr oder weniger komplett unter seine Fittiche nahm. Merkte man einen Unterschied? Eindeutig!

Ich erlaube mir kein konkretes Urteil darüber, ob das jetzige Produkt besser sei als früher. Beide haben zweifellos ihre Reize. Aber ich bin auch Fan eines Produkts, dass auch mal die Dinge im Ring in den Fokus stellte: Und da bin ich bis jetzt immer noch auf „NXT UK“ ausgewichen, was die einzige übrige Alternative war. Doch was sich bereits seit ein paar Wochen zeigt, ist auch hier eine Änderung zu anderen Ausgaben. Die Segmente häuften sich und der letzte Main Event erreichte knapp die magische Marke von zehn Minuten.

Will man also sein Produkt „NXT UK“ mehr in den Fokus der Segmente und der Unterhaltung stellen, hat man da zumindest gute Argumente. Denn man erlebt immer wieder, wie fertige Superstars von „NXT UK“ zu „NXT 2.0“ wechseln. Und da dort bereits die gleiche Linie gefahren wird wie im Main Roster, würde man sicherlich nichts falsch machen, einigen Superstars diese Form auch schon am Anfang, also bei „NXT UK“, näherzubringen, zumal viele sowieso schon aus ihrer Indie-Zeit große Fehden und Rivalitäten mit filmreifen Segmenten verbinden mussten.

Abstreiten will ich gar nicht, dass Segmente Teil des Wrestlings seien und bleiben müssen. Diese schaue ich mir genau so gerne an wie den Kampf im Ring. Aber wie weit will man damit gehen? Das ist wohl die entscheidende Frage und die scheint sich bei mir für WWE immer mehr in die Richting zu entwickeln, die sich bereits anbahnt. Wobei es dafür nicht primär Gründe gibt, die dessen bedarf. Wie oft sind schon Wrestler aus „NXT“ ins Main Roster berufen wurden und konnten sich sensationell dem Konzept anpassen, ohne dafür Vorarbeit leisten zu müssen? Da rede ich von Leuten wie Kevin Owens, Sami Zayn, Finn Balor, Seth Rollins, Roman Reigns oder sogar Shinsuke Nakamura.

Es wäre trotzdem wünschenswert, wenn ein Produkt übrig bliebe, dass den Anspruch besitzt, den Fokus auf den Ringkampf zu legen. Daher möchte ich in diesem Zusammenhang gerne auch „NXT UK“ als letztes Produkt in dieser Sparte bei WWE einreihen, in der Hoffnung, dass es auch so bleibt.

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