WrestlingCorner-Interview mit Melanie Gray

Veröffentlicht am 6. November 2015 um 19:00 Uhr von WrestlingCorner in der Kategorie: Europa-News, Intern, Interviews.

WrestlingCorner.de führte ein Interview mit der deutschen wXw-Wrestlerin Melanie Gray. In diesem Interview äußerte sich Melanie Gray über ihre Karriere, über ihre Konkurrenz im deutschsprachigen Raum, über die wXw, aber auch über die WWE Divas Revolution. Zum ersten Mal hat WrestlingCorner.de nun auch eine Wrestlerin im Interview.

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WrestlingCorner.de: Hallo Melanie. Zum ersten Mal interviewe ich eine weibliche Wrestlerin (oder auch Diva – schließlich beschreibst Du dich auch als „Die Diva der wXw“). Wie kamst du denn auf diesen Namen? Du verkörperst ja mit diesem Charakter vornehmlich die Heel-Rolle. Liegt dir diese Rolle mehr oder wärst du auch gerne als Face unterwegs?

Melanie Gray: „Der Name hat sich, wie das oft der Fall ist, einfach so ergeben. Mir fiel es am Anfang schwer, mich in meiner neuen Rolle als Heel zurechtzufinden, aber nach und nach habe ich immer mehr divenhafte Züge angenommen, inklusive Starallüren und allem drum und dran, daher war es nur logisch mich irgendwann selbst als Diva zu bezeichnen, was nicht einmal wirklich negativ gemeint ist. Wenn man sich Hollywood Diven aus den 50er/60er Jahren zum Beispiel ansieht oder auch die Gesangsdiven der 90er (Mariah Carey, Whitney Houston), dann schwingt da auch immer ein Hauch von Glamour und Klasse mit. Diese Frauen stachen heraus durch ihr Auftreten, ihr Aussehen, ihr Charisma und ihr Talent und genau das möchte ich eben auch verkörpern, jedoch auf meine eigene Art und Weise versteht sich. Ich muss gestehen, dass ich mich mittlerweile sehr wohl damit fühle von den Leuten gehasst zu werden und dies vor allem auch zu provozieren, da es im Alltag leider nicht toleriert wird bzw. „gestattet“ ist, wenn man Leute anpöbelt, anschreit und ein übertriebenes Selbstbewusstsein an den Tag legt, auch wenn es manchmal angebracht wäre.“

WrestlingCorner.de: Leider ist die Konkurrenz im festen Roster der wXw ja nicht ganz so groß, außer dir und Alice sind da keine weiteren Wrestler im aktuellen Roster vertreten. Dafür habt ihr aber immer wieder tolle Gaststars bei euren wXw Events. Findest du es schade, dass du so wenig Konkurrenz im Deutschsprachigen Raum hast?

Melanie Gray: „Es ist vor allem für mich unverständlich, warum das so ist. Gerade in einer Zeit, in der das Ladies Wrestling u.a. durch NXT endlich wieder einen festen Platz auf der Card hat, und zwar nicht nur als Eye Candy, und sogar Shows Main Eventen darf, ist mir nicht klar, warum nicht viel mehr Frauen diesen Sport ausüben. Selbstverständlich nimmt das Wrestling viel Zeit, Blut, Schweiß und Tränen in Anspruch, aber es gibt in Deutschland mit Sicherheit dennoch genug Frauen, die es zumindest reizen würde, selbst einmal in den Ring zu steigen. Davon bin ich überzeugt! Meine persönliche Vermutung ist, dass es am Umfeld scheitert, das dem potentiellen Nachwuchs diese Idee ausredet, da es sich für Frauen „nicht ziemt“ so etwas zu tun. Das kann die Familie sein, Freunde oder vielleicht Schul- oder Arbeitskollegen. Und auch, wenn ich gerne allein an der Spitze des deutschen Ladies Wrestling stehen würde, so will ich das nicht aufgrund mangelnder Konkurrenz sein.“

WrestlingCorner.de: Du bist jetzt 28 Jahre alt, seit knapp 2,5 Jahren in einer der besten Wrestling Promotions Europas, nämlich der wXw. Wie gefällt es dir bei der wXw und wie lange hast du noch vor in den Ring zu steigen?

Melanie Gray: „wXw ist für mich zu so einer Art Familie geworden. Zum einen natürlich, weil man sich ständig sieht (manchmal sogar mehr als einem lieb ist), zum anderen aber natürlich, weil einen so viel verbindet. Wrestling ist ja nicht nur ein Hobby, es ist im Prinzip ein Lebensstil. Man weiß um die Entbehrungen, die man macht, die wenige Freizeit, die einem bleibt, den Stress viele Dinge unter einen Hut zu bekommen, man teilt Erfahrungen, die Erschöpfung nach einem langen Road Trip bzw. die Geschichten, die auf den Fahrten erzählt werden. Man teilt Freud und Leid, Erfolg und Misserfolg. Man trainiert zusammen, man isst zusammen, man schläft zusammen in einem Raum. Im Endeffekt arbeiten wir alle zusammen daran, dass das Produkt wXw Schritt für Schritt vorankommt. Wir ziehen alle an einem Strang und das ist es dann auch, weshalb wXw für mich wie eine Familie ist und meiner Meinung auch, was wXw so erfolgreich macht. 

Wie lange ich noch in den Ring steigen möchte, kann ich gar nicht genau sagen. Eine Grundregel ist allerdings, dass sobald mir mein Körper das Signal gibt, dass die Strapazen für ihn zu viel sind, ich auf ihn hören und meine Boots an den Nagel hängen werde.“

WrestlingCorner.de: Du hattest in der Vergangenheit gegen einige bekannte Namen im Ring gekämpft, auch in Mixed Tag Team Matches. Dabei war z.B. auch der aktuelle NXT Wrestler Axel Tischer dein Gegner. Du konntest jeweils einmal mit Ivan Kiev aber auch mit Toby Blunt, das Mixed Tag Team Match gegen Axel Tischer und deiner Erz-Rivalin Svetlana Kalashnikova gewinnen. Wie fühlt es sich an, dass nun ein ehemaliger Kollege von dir den Sprung in die USA zum Marktführer (WWE) geschafft hat? Und kannst du dir solch eine Karriere auch vorstellen, falls du ein Angebot zu einem Try Out nach Orlando, Florida bekommen würdest?

Melanie Gray: „Definitiv ja! WWE ist und bleibt nunmal die führende Promotion auf der Welt und mein „Hobby“ zum Beruf machen zu können, ist einfach der größte Traum, den es gibt. Ich muss zugeben, dass es schon ein wenig merkwürdig ist, allzu bekannte Gesichter bei NXT zu sehen (Apollo Crews, Solomon Crowe, …), aber ich bin sehr froh für diejenigen, die es geschafft haben dort hinzukommen und freue mich jedes Mal sie im TV zu sehen.“

WrestlingCorner.de: Du standest aber nicht nur mit Axel Tischer zusammen im Ring, sondern auch gegen so Gegner wie Blue Nikita, oder Shanna aus Portugal, die auch bereits mal kurz für TNA auf einer UK-Tour workte. Aber auch zusammen mit dem „König der Catcher“ Karsten Beck in einem Mixed Tag Team Match gegen Candice LeRae, die aktuell bei Jeff Jarretts Global Force Wrestling unter Vertrag steht und Joey Ryan, der früher mal für Total Nonstop Action / IMPACT Wrestling arbeitete. Wie ist es denn so, gegen solch bekannte Namen im Ring zu stehen?

Melanie Gray: „Es flößt einem zunächst einmal immer einen heiden Respekt ein, wenn man hört mit solchen Namen in den Ring zu steigen. Dennoch kochen wir alle nur mit Wasser und es vereinfacht auch viele Dinge im Ring, da es sehr beruhigend sein kann einen erfahrenen Gegner zu haben, der weiß, was er tut. Schließlich vertrauen wir demjenigen immer noch unsere Gesundheit an und hoffen darauf, dass derjenige uns nicht verletzt. Generell macht es auch sehr viel Spaß gegen „große Namen“ anzutreten, da das Publikum auch gleich anders reagiert und interagiert, wenn sie die Wrestler im Ring besser kennen, z.B. eben aus dem TV oder dem Internet.“

WrestlingCorner.de: Am 28. November 2015 wirst du in Rostock bei einem wXw Event erneut zusammen mit dem amtierenden wXw Unified World Wrestling Champion Karsten Beck in den Ring steigen. Dort werdet ihr auf Absolute Andy und die Schottin Nikki Storm treffen, die ja Gerüchteweise bei der WWE für ein kommendes Try Out gehandelt wird. Bist du lieber in Mixed Tag Team Matches unterwegs, oder ist es dir egal ob Tag Team oder Singles Matches?

Melanie Gray: „Im Grunde ist es mir egal, trotzdem sind mir Singles Matches ein bisschen lieber. Dennoch freue ich mich natürlich trotzdem auf das Match und auch an der Seite des Königs zu stehen.“

WrestlingCorner.de: Zu deinen Aktionen gehören unter anderem auch der German Suplex, ein Sitout Powerslam, aber auch der Black Hole Slam, den z.B. auch TNA Star Abyss sogar als seinen Finisher benutzt. Magst du lieber so Kraftaktionen bzw. Power-Moves, da du ja auch deinen meisten Gegnerinnen körperlich überlegen bist?

Melanie Gray: „Genau aus diesem Grund tendiere ich tatsächlich eher dazu Power-Moves einzusetzen, denn warum sollte man seine Vorteile auch nicht anderen gegenüber ausspielen? Und, auch wenn ich durchaus in der Lage wäre auf filigranere Techniken zu setzen, war ich einfach schon immer jemand fürs Grobe.“

WrestlingCorner.de: Was hälst du eigentlich von der aktuellen Divas Revolution in der WWE und wie fandest du das erste 30 Minuten „Iron Woman Match“ bei NXT „Takeover: Respect“, zwischen Bayley und Sasha Banks? Hast Du es dir überhaupt angeschaut?

Melanie Gray: „Es war ja der erste Ladies Main Event bei einem NXT-PPV und meiner Meinung nach standen die beiden dort völlig zu Recht. Generell war ich sehr froh, als ich von der „Divas Revolution“ gehört habe, jedoch bin ich mittlerweile davon (zumindest in den Main Shows) etwas enttäuscht, da ich kaum Veränderungen sehe, außer dass einige Wrestlerinnen das Roster dort aufgewertet haben. Ich finde es generell schade, fast schon traurig, dass überhaupt eine „Revolution“ nötig war, da Frauen in diesem Sport genauso hart arbeiten wie Männer, wenn nicht sogar härter, da sie zusätzlich noch gegen die gängigen Vorurteile ankämpfen müssen. Das Problem ist allerdings, dass dieses Business aber nunmal immer noch von Männern dominiert und auch größtenteils geführt/geleitet wird. Man sehe sich nur einmal die Chefetage der meisten Promotions an. Das soll jetzt keine Kampagne für eine Frauenquote werden, aber man hätte einfach viel mehr für Frauen im Wrestling erreichen können, wenn man die Trish Stratus/Lita Ära der WWE besser fortgeführt hätte. Meiner Meinung nach eine weitere Revolutionärin ihrer Zeit war definitiv Stephanie McMahon, schon allein deshalb hatte ich mir für die „Divas Revolution“ deutlich mehr erhofft, da ich mir vorstellen kann, dass gerade ihr viel daran liegt das Ladies Wrestling voranzubringen. Noch gebe ich die Hoffnung allerdings nicht auf, dass sowohl in Deutschland, als auch anderswo auf der Welt, das Ladies Wrestling endgültig mehr wird als nur bloßes Eye Candy.“

WrestlingCorner.de: Wer waren denn im Wrestling deine Vorbilder? Da gab es doch ganz sicher auch weibliche Vorbilder und was bewegte dich dazu, dass du auch eine Wrestlerin werden wolltest?

Melanie Gray: „Dazu gehörte auf jeden Fall Sherri Martel, auch wenn mich diese eher als Valet nachhaltig geprägt hat. Meine erste richtige Erinnerung ans Ladies Wrestling beinhaltet Bull Nakano und Alundra Blayze.“

WrestlingCorner.de: Du warst in den ersten Jahren von WrestlingCorner.de auch Userin in unserem Forum gewesen. Ich finde das eine klasse Sache, das Userinnen von uns auch eine Karriere im Ring hinlegen. Wie findest du allgemein solche Wrestling-Newsseiten?

Melanie Gray: „So ziemlich jeder Wrestler ist nun einmal auch Fan, von daher ist das keine allzu seltene Entwicklung. Das Internet und damit auch Fan- und Newsseiten sind für Wrestling Fans an sich natürlich großartig, um sich immer auf dem Laufenden zu halten. Gleichzeitig allerdings hat das Internet viel vom Mysterium Wrestling genommen, sodass ich mir manchmal fast wünsche, wir könnten zurück „in die gute alte Zeit“.

WrestlingCorner.de: Zum Schluss wollte ich noch fragen, ob du ein paar Tipps parat hast, für unsere Leserinnen oder auch Leser, die vielleicht auch Interesse daran haben, eine Karriere als Wrestler/In zu starten.

Melanie Gray: „Man sollte sich zunächst immer fragen, wie sehr man das wirklich will, da es beim Wrestling nicht getan ist, 1-2 Mal die Woche ins Training zu gehen und das war es. Da gehört nun einmal viel mehr dazu. Wenn man aber bereit ist einige Opfer zu bringen, dann ist der erste Schritt eine gute Schule zu finden, möglichst natürlich in seiner Nähe, wobei das nicht unbedingt ein Ausschlusskriterium ist (Coburg – Oberhausen ist kein Zuckerschlecken mit der Bahn). Dennoch sollte man versuchen gerade am Anfang so oft wie möglich zu trainieren, da grundlegende Bewegungsabläufe einfach sitzen müssen. Zusätzlich muss sich jeder selbstständig um seine Fitness kümmern, d.h. ein Fitnessstudio besuchen und auch auf seine Ernährung achten. Generell ist es immer von Vorteil, schon vorher eine körperbetonte Sportart ausgeübt zu haben. Das muss aber nicht mal im Kampfsportbereich sein. Auch Turnen, bestimmte Tanzstile bzw. alle Sportarten, bei denen Körperkontrolle gefragt ist, sind nützlich.“

WrestlingCorner.de: Dann bedanke ich mich bei dir für das Interview und wünsche dir für deine wrestlerische Zukunft noch viel Erfolg und das du vor Verletzungen verschont bleibst.

Dieses Interview führte Martin Mahony zusammen mit der wXw Wrestlerin Melanie Gray für WrestlingCorner.de und die Facebook Wrestling-Gruppe WWE & Pro Wrestling Inside.

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