WrestlingCorner-Interview mit Bernhard Wulff

Veröffentlicht am 8. April 2016 um 12:00 Uhr von WrestlingCorner in der Kategorie: Europa-News, Intern, Interviews.

WrestlingCorner.de präsentiert Euch ein Interview mit dem ehemaligen WWE Kommentator Bernhard Wulff. Er spricht über seinen Weg ins Wrestling, seinen Job als Kommentator, seine Sicht auf WWE, seine neue Liebe (PROGRESS) und vieles mehr.

 

Bernhard Wulff

WrestlingCorner.de: Hallo Bernhard, zuerst möchte ich mich bei dir bedanken, dass Du dir die Zeit für das gemeinsame Interview genommen hast. Im Vorfeld dazu konnten Leser der Facebook-Gruppe „WWE & Pro Wrestling Inside“ Fragen einsenden, wovon wir Dir natürlich auch ein paar stellen werden. Dann legen wir auch gleich mal los.

Bernhard Wulff: „Hallo auch von mir. Na dann bin ich mal gespannt, was du „ausgewählt“ hast. Ein bisschen hab ich ja vorher schon mal in der Gruppe „spioniert“ um zu sehen, was auf mich zukommen könnte. :)“

WrestlingCorner.de: Zunächst gibt es immer die Einstiegsfrage; Wie bist Du zum Wrestling gekommen und wie kam es später zu dem Job des WWE Kommentators? Vielleicht kannst Du unseren Lesern etwas empfehlen, die sich auch für den Beruf als Wrestling-Kommentator interessieren? Welche Voraussetzungen sollte man mitbringen?

Bernhard Wulff: „Tja, wie bin ich zum Wrestling gekommen: Quasi wie „Der Große Butcheronie“ zum Boxen, nämlich mit’m Buss. gg Ja, ich weiß schon, den alten RTL Samstag Nacht Gag kennen heute nicht mehr viele, aber er bot sich hier einfach an. Also, Spaß bei Seite. Ich bin damals durch einen Freund aufs Wrestling aufmerksam geworden der mir den Summerslam 92 im Wemblay Stadion auf Video zeigte. Ich war sofort fasziniert von dieser Show die da abgezogen wurde und wollte immer mehr sehen. Natürlich, wie wohl bei den meisten von uns, zum Missfallen der Eltern. Also eher meines Vaters. Meine Mutter hat es recht bald unterstützt.

Schnellvorlauf: 15 Jahre später kam das große World of Wrestling Moderatoren & Kommentatoren Talent-Casting, zu dem ich einfach mal hin bin, um mir das Ganze anzugucken. Der Gedanke war: „Was die können, krieg ich auch hin.“ Allerdings ist die Realität dann eine ganz andere. Man bekommt es nämlich NICHT so einfach hin. Das ganze verlangt sehr viel Spontanität. Man muss sich auf die jeweilige Situation einstellen können und das am besten von jetzt auf gleich. Ich vergleiche es immer ein bisschen mit einem Schauspieler, der sich in einem Improtheater auf die Zurufe aus dem Publikum einlassen muss.
Zu den Voraussetzungen: Ich kam als kompletter Quereinsteiger dazu. Das ist der absolut schwierigste Weg, und dürfte wohl heut zu Tage nicht mehr praktikabel sein. Solltet ihr wirklich vorhaben in den Medien bzw. als Kommentator Fuß fassen zu wollen, kann ich Euch nur ans Herz legen ein Medien Studium zu absolvieren und eine Sprecherausbildung zu machen. Das kostet zwar alles Zeit und Geld, ist aber meiner bescheidenen Meinung nach die beste Möglichkeit, um sich auf solch einen Job richtig vorzubereiten.“

WrestlingCorner.de: Seit wann schaust Du Wrestling und hast Du seitdem nur die WWE verfolgt, oder auch andere Ligen wie z.B. NJPW, ROH, Lucha Underground oder TNA? Und wenn ja, was hältst Du von diesen Ligen? Sind sie eine Konkurrenz für die WWE?

Bernhard Wulff: „Wrestling schaue ich seit 1992. Wie oben schon geschrieben war der damalige SummerSlam der Auslöser. Natürlich hab ich damals nicht nur WWE geguckt, sondern alles was man verfolgen konnte. WCW, Japanisches Wrestling auf Eurosport (wo auch viele WWE Wrestler dabei waren), dann später die (original) ECW und als ich dann beim WOW Team als Kommentator anfing, Smokey Mountain Wrestling und AAA. TNA hab ich nur so „Fetzenweise“ verfolgt, allerdings auch nicht von Anfang an, sondern erst später. NJPW und ROH hab ich noch gar nicht gesehen und für LU fehlt mir leider die Zeit. Eine Konkurrenz zur WWE zu werden ist schwer. TNA hat es versucht, aber leider irgendwie das Bein nicht richtig auf die Erde bekommen. Eine wirkliche Konkurrenz, so wie früher die WCW gibt es in dem Sinne nicht mehr. Allerdings gibt es eben durch Ligen wie ROH, PROGRESS und viele andere eben viele Ausweichmöglichkeiten.“

WrestlingCorner.de: Gibt es ein Wrestlingerlebnis, welches dich geprägt hat, bzw. was dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Bernhard Wulff: „Aus der Jugend gibt es da drei. Zum einen das überaus, auch aus heutiger Sicht, geniale Leitermatch bei WrestleMania X zwischen Shawn Michaels und Razor Ramon.
Zum anderen das Sarg Match zwischen Yokozuna und dem Undertaker beim Royal Rumble, dass der Undertaker verlor und sich danach „aus dem Sarg“ nochmal zu Wort meldete. Diese Szene war auf Grund der Präsenz des Undertakers einfach unfassbar für mich und blieb mir seither in Erinnerung.
Zu guter Letzt noch die Gründung der NWO beim Bash at the Beach. Ich war einfach schockiert, dass mein Jugendidol Hulk Hogan solch einen schändlichen Verrat beging.“

WrestlingCorner.de: Da wir nun zum Einstieg bereits beim Thema „WWE Kommentator“ waren: Wie war denn das Arbeitsklima bzw. die Zusammenarbeit so mit Carsten Schaefer, Sebastian Hackl & Holger Böschen? Und wie schlägt sich deiner Meinung nach dein „Nachfolger“ Manu Thiele am Mikro?

Bernhard Wulff: „Wie in jeder anderen Firma auch, hat man gute und schlechte Tage. Mal läuft alles rund, und mal „faucht“ man sich gegenseitig an. Das gehört einfach dazu. Und selbst wenn es mal „Stress“ gab, hat man das Ganze ausdiskutiert und dann war alles wieder in Butter. Was meinen Nachfolger Manu angeht, so muss ich ehrlicher Weise sagen, dass ich seit meinem Ausscheiden vor einem Jahr keine einzige WWE Sendung mehr gesehen habe. Was ich gesehen habe, war das ein oder andere Promo-Video für die Sendungen, die ja auch z.B. auf der Tele5 Facebook-Seite veröffentlicht werden. Und da wirkte Manu, zumindest am Anfang noch ein wenig unsicher oder anders gesagt, wie es mal ein Kollege Mir gegenüber bei meinen ersten ON-Cam’s ausdrückte: „Wie das Kaninchen vor der Schlange.“ Aber ich denke das ging uns allen am Anfang so.“

WrestlingCorner.de: Habt ihr im Team denn auch mal über andere Ligen gesprochen (z.B. über wXw, Lucha Underground, TNA oder ROH)? Erzählt man sich morgens beim Kaffee, wie die letzte Ausgabe von TNA war? Oder wird man echt ein eingefleischter WWE Fan und vergisst alles andere um einen herum? Gerade wo so viele Stars aus den Indies den Weg zur WWE finden? Waren Euch z.B. CM Punk, Daniel Bryan, Cesaro etc. schon vorher bekannt?

Bernhard Wulff: Das kam eher selten vor. Meistens hatte man schon mit WWE genug zu tun, auch mit den Vorbereitungen, das man vielleicht mal im Nebensatz erwähnt hat, dass man irgendwas über TNA z.B. gelesen oder gehört hätte. Das einzige Mal als meine Kollegen sich tatsächlich über sowas unterhielten und Ich der jenige war der sich dachte: „von was reden die eigentlich“ war beim Debüt von Finn Bálor (Prince Devitt). Und ja, ich gebe es zu, ich hatte damals wirklich nicht die Zeit um mich mit jedem Indy-Wrestler zu beschäftigen, der den Sprung zu WWE schaffen könnte. Sorry.“

WrestlingCorner.de: Warum hast Du denn deinen Job als WWE Kommentator beendet? Hast Du dich komplett vom Wrestling verabschiedet?

Bernhard Wulff: „Nun, WWE war immer mein großer Traum, da ich damit, und natürlich auch mit allen anderen Ligen die man damals so verfolgen konnte, aufgewachsen bin. Doch irgendwann, wenn man älter wird, stellt man sich die Frage, ob das schon alles ist, oder ob es da draußen auch noch etwas anderes gibt, das einem vielleicht genau so viel Spaß macht. Deshalb war es für mich nach gut 14 Jahren bei der WWE einfach mal an der Zeit etwas neues auszuprobieren. Wer in den letzten 12 Monaten ein bisschen die Augen auf Facebook aufgehalten hat, der weiß durch meine Facebook-Seite – Bernhard „The Wulffman“ Wulff -, dass ich nach wie vor im Wrestling unterwegs bin. Zwar nicht so gehäuft wie ein aktiver Wrestler, aber der ein oder andere Einsatz bei POWER of Wrestling in Hannover & Hildesheim und inzwischen auch schon die zweite Show bei Championship of Wrestling (cOw) in Birkenfeld/Nahe war dabei. Und es sollen noch weitere Termine dazu kommen. Ich bin da für alles offen.“

WrestlingCorner.de: Kannst Du dir es vorstellen nochmal für die WWE zu kommentieren?

Bernhard Wulff: „Es gibt ja diese alte, abgedroschene Floskel: „Sag niemals Nie.“ – Allerdings muss ich aus momentaner Sicht diese Frage mit Nein beantworten.“

WrestlingCorner.de: Da du dem Wrestling ja Gott sei Dank treu geblieben bist: Welche Liga/Promotion begeistert Dich denn zur Zeit am meisten und wer sind aktuell deiner Meinung nach die drei besten Wrestler auf diesem Planeten?

Bernhard Wulff: „Da gibt’s momentan für mich nur eine Liga die mich richtig fesselt. Und das ist PROGRESS Wrestling. Die Jungs die dort auftreten sind einfach der Wahnsinn! Wenn es um die besten Wrestler überhaupt geht, ist das ja immer sehr subjektiv. Da ich nun nicht jeden kenne oder mal gesehen habe. Viele sehen ja Nakamura als den besten der Welt an. Für mich sind es Zack Sabre Jr., Marty Scurll und Will Ospreay.“

WrestlingCorner.de: Das sind aber auch wirklich drei herausragende Wrestler aus England. Besonders Zack Sabre Jr. der ja zuletzt auch das wXw „16 Carat Gold 2016“ und PWG „BOLA 2015“ Tournament gewinnen konnte. Doch zurück zur WWE…Wie ist denn Deine Meinung zu der heutigen Umsetzung und Darstellung von Storylines, Charakteren etc. und was sagst Du zu der Führungsart von Vince McMahon? Ist diese in deinen Augen noch zeitgemäß? Wäre es nicht Zeit das Ruder an Triple H & Stephanie McMahon zu übergeben?

Bernhard Wulff: „Puh, das ist eine schwierige Frage. Vince McMahon muss in den letzten Jahrzehnten irgendwas richtig gemacht haben, sonst wäre WWE nicht da, wo sie heute sind. Jedoch merkt man den deutlichen Unterschied zwischen der Ausrichtung von NXT, wo Triple H das Sagen hat, und den Main Shows in denen Mr. McMahon das letzte Wort hat. Deshalb funktionieren wohl auch die ein oder anderen NXT Gimmicks in den Main Shows dann leider nicht, was bei vielen dann doch sehr schade ist. Ich denke es ist eher eine Frage ob Mr. McMahon kürzer treten möchte, oder nicht. Und ich denke, so lange seine Gesundheit mitspielt, wird er sicher nicht so bald ans aufhören denken.“

WrestlingCorner.de: Wie findest du die aktuellen WWE Shows? Verfolgst du sie woanders, wenn du sie schon nicht im Deutschen TV dir anschaust, und was hälst du vom aktuellen Booking bzw. der kreativen Ausrichtung der WWE?

Bernhard Wulff: „Wie ich es ja gerade schon angerissen habe, hab ich seit meinem Ausscheiden keine einzige WWE Sendung mehr gesehen. Das letzte Match das ich sah, war das von Sting gegen Triple H bei WrestleMania 31. Daher kann ich diese Frage leider nicht zur Zufriedenheit des Fragenstellers beantworten, denke ich. Sorry.

WrestlingCorner.de: Welchen aktuellen WWE Superstar würdest du pushen, wenn du das Sagen hättest?

Bernhard Wulff: Wie gesagt, ich bin seit einem Jahr raus, aber wenn ich von Meinem Stand von vor 12 Monaten ausgehe, dann ganz klar Finn Bálor. Er ist für mich ein absoluter Main Event Kandidat.“

WrestlingCorner.de: Zum Schluss kannst du unseren Lesern gerne noch sagen, warum es sich lohnt, eine Wrestlingveranstaltung einer deutschen Promotion wie. z.B. von cOw oder POW, wo du ja auch oftmals zugegen bist, zu besuchen.

Bernhard Wulff: „Eine Euro-Show lohnt sich immer. Egal ob POW, cOw oder eine der anderen Ligen. Wer noch nie bei einer Euro-Show war, sollte dies unbedingt ändern. Es ist eine ganz andere Stimmung als z.B. bei einer WWE Show. Bei Euro-Shows geht es viel familiärer und entspannter zu. Es hat einfach einen ganz anderen, besonderen Reiz. Und auch hier gibt es absolut hochkarätige Wrestler zu sehen, wie z.B. zuletzt bei der cOw Douglas Williams, der ja auch ein Stammgast bei POW ist. Übrigens ist am 16.04.2016 bei der POW in Hildesheim ein alter Bekannter der TNA, Eric Young am Start, der gegen Chris „The Bambikiller“ Raaber antreten wird um den aller ersten POW Heavyweight Champion zu krönen. Wer also in der Gegend um Hildesheim wohnt, sollte dort auf jeden Fall vorbei schauen.
Und wer „Bad Bones“ John Klinger mal außerhalb von wXw sehen will, der sollte sich den 02.07.2016 vormerken, wenn cOw in Saarbrücken „SaarWars“ veranstaltet.“

WrestlingCorner.de: Besten Dank nochmal für das Interview, und ich wünsche dir für deine weitere Zukunft im Bereich Wrestling und auch außerhalb alles Gute.

Bernhard Wulff: „Ich bedanke mich auch und hoffe das ich alle Fragen zur Zufriedenheit der jeweiligen Fragensteller beantworten konnte. Und wer weiß, vielleicht sieht man sich ja mal irgendwann bei ner Euro-Show. Dann sprecht mich einfach an! Ich freu mich immer über ein Pläuschchen. In diesem Sinne, bis bald mal.“

Das Interview führte Martin Mahony für WrestlingCorner.de und die Facebook Wrestling-Gruppe „WWE & Pro Wrestling Inside“.

(Fotocredit: T. Baumstark@Facebook.com)

Kommende Veranstaltungen

8
error: Content is protected !!