16. Oktober 2025

WrestlingCorner Kolumne: Der Dauerchampion

Man kann Roman Reigns mittlerweile als Dauerchampion bezeichnen. Nicht weil er so viele Titel innerhalb kürzester Zeit gewann (es sind immerhin gerade mal sechs World Championships). Nein, es geht um seine aktuelle Regentschaft mit über 612 Tagen.

Generell ist an langen Titelregentschaften nichts auszusetzen. Es hat sogar einen sehr großen Vorteil, denn dadurch behält der Titel, in diesem Falle der Weltmeistergürtel im Schwergewicht, sein Prestige. Das war nicht immer so bei WWE. Durch Stipulationen wie für den Halter des „Money in the Bank“ Koffers kam es schon zu schnellen Wechseln innerhalb nur zwei Personen und man hatte nach 10 Tagen wieder den alten und neuen Champion zurück. Aber auch des Öfteren einfache Titelwechsel nach ein paar Wochen oder Monaten standen ebenfalls auf der Tagesordnung.

Da lobte ich immer die japanische Wrestling-Liga NJPW (New Japan Pro Wrestling), die in 33 Jahren die mittlerweile eingestellte IWGP Heavyweight Championship nur 73 mal wechseln ließ. In einer vorigen Kolumne hatte ich das mal präzisiert. Und auch jetzt mit der neuen IWGP World Heavyweight Championship verhält es sich nicht unbedingt anders. Hier war es zwar unglücklich, dass der Titel einmal öfter wechseln musste, da sich Will Ospreay verletzte und damit der Gürtel für vakant erklärt wurde, sind in Differenz drei Titelträger in einem Jahr präsentiert worden. Für NJPW-Verhältnisse eigentlich trotzallem viel, aber dennoch wird man sicherlich eine dreistellige Regentschaftszeit bei vielen weiteren Champions (nach Shingo Takagi und Kazuchika Okada) lesen.

Und nun hat man bei WWE einen Titelträger mit 612 Tagen Regentschaft. Das ist eine Top-Marke. Zwar wird Reigns mit Sicherheit nicht Bruno Sammartino mit 2803 Tagen einholen, aber für die noch nicht lange aktive Universal Championship ist es schon die Bestmarke (504 Tage von Brock Lesnar). Und auch die Liste der erst 14 Titelträgern in fast sechs Jahren ist lobenswert und zeigt eindeutig, wie wichtig dieser Titel ist. Anders verhält es sich mit der WWE Championship, aber das ist eine andere Geschichte, in der sicherlich John Cena und Randy Orton große Aufmerksamkeit bekommen werden.

Doch wie soll es jetzt weitergehen? Ja, die Nachricht ist wahr, dass man Roman Reigns als den besten und größten Champion aller Zeiten darstellen möchte und auch in Zukunft. Dazu muss er nicht den Rekord von Sammartino egalisieren, sondern einfach noch eine Zeit lang Champion bleiben, obwohl es mittlerweile schon eine ausreichende Zeit ist, keine Frage.

Anbieten würde sich natürlich eine Regentschaft bis „WrestleMania 38“ und die folgende Entthronung durch seinen Cousin The Rock in der Traumvorstellung vieler Fans, wenn denn schon Reigns eigentlich unbesiegbar sein soll.

Aber bis „WrestleMania 39“ ist es noch lange hin, es war ja gerade erst die 38. Ausgabe abgelaufen. Und diese Zeit muss überbrückt werden. Jetzt hat man schon einen Undisputed Champion aus Reigns gemacht, um auch etwas mehr Spielraum bei der Gegnersuche zu haben, welcher nun aus beiden Brands kommen darf, dennoch bleiben aber nicht viele übrig.

Gegen Reigns werden ausnahmslos nur Main Eventer bzw. Uppercarder antreten. Mit Drew McIntyre hat man hier einen guten Gegner gefunden und man wird sicherlich auch den „All Mighty“ Bobby Lashley irgendwann mit dem Tribal Chief konfrontieren. Einer kurzen Zeit mit Seth Rollins erneut steht auch nichts im Wege. Aber da ist ja noch Cody Rhodes, der durch seine Präsenz und Vermarktung eindeutig als jemand aufgebaut werden könnte, der Reigns gefährlich wird. Und somit würde vielleicht sogar das Rock-Szenario wegfallen, wenn Rhodes der „WrestleMania“-Gegner wird. Denn eines ist klar: Cody wird dann gewinnen und deshalb wird es vor dieser Großveranstaltung nichts werden, sollte man es wirklich so durchziehen. Eine Niederlage von Rhodes gegen Reigns, sollte es zu dieser Konstellation kommen, macht überhaupt keinen Sinn und wäre ein Betrug an die Fans.

Sodann kommt man aber langsam zum Ende. Denn viel mehr Leute hat man nicht mehr im Main Event oder in dieser Kategorie, es sei denn man probiert es mit den Springern wie Kevin Owens, die immer mal wieder in ihrer Relevanz schwanken. Doch wenn man erstmal nur zwei in der Hinterhand hat, ist es immer noch fast ein Jahr bis „WrestleMania 39“ und allzu oft sollte man eine Matchpaarung nicht ansetzen. Da war schon die Fehde zwischen Seth Rollins und Dean Ambrose in der Frequenz fast schon zu oft.

Am Sonntag steht dann das Premium Live-Event „WrestleMania Backlash“ an. Und aufgrund der vorigen Analyse ergibt sich auch, dass Reigns wohl kein Championship Match haben sollte, um es irgendwo dann die Regentschaft „künstlich“ zu ziehen. So, wie man es bei Brock Lesnar gemacht hat, der aber auch aufgrund vertraglicher Vereinbarungen nicht öfter ein Match bestreiten durfte. Doch ein Premium Live-Event ganz ohne Reigns wäre nicht möglich, denn immerhin ist jener der Kassenschlager. Also hat man ihn folgerichtig nicht in ein Championship Match verwickelt, sondern in ein Six-Man Tag Team Match, was wiederum die Pläne des Unification Matches für die RAW & SmackDown Tag Team Titel umwarf.

Roman Reigns & Drew McIntyre stehen sich also gegenüber, aber ohne Titelbeteiligung. Man will sich vermutlich ein Aufeinandertreffen der beiden in Einzelleistung noch für Events wie den „SummerSlam“ aufbewahren.

Wenn man so will, könnte oder sollte sogar Reigns der Abwechslung wegen für die Big-Four der WWE („SummerSlam“, „Survivor Series“, „Royal Rumble“, „WrestleMania“) auch vier unterschiedliche Gegner haben. In zwei lassen sich McIntyre und Lashley stecken. Eventuell Rollins in die dritte und Rhodes /Rock in die vierte Veranstaltung. Doch zwischen diesen Events finden auch noch wichtige statt, die eine Beteiligung Reigns erfordern. Dann hat aber WWE die Möglichkeit, auf Szenarien zurückzugreifen, die man jetzt „WrestleMania Backlash“ sieht.

Will man also wirklich Reigns bis „WrestleMania 39“ als Champion präsentieren und die Auswahl tatsächlich so eng bestückt bleibt, muss man fairerweise sagen, dass sie alles richtig machen.

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