WrestlingCorner Kolumne: Neues Roster – gleiche Personen
Wir kennen sie doch alle. Egal ob beim neuen WWE „Draft“ die Häuser gewechselt oder neue Talente dem Main Roster zugeteilt werden: Es lindert die Gefahr der gleichen Matches und bringt frischen Wind in den weiteren Verlauf. Doch bleibt es tatsächlich interessant?
Spätestens nachdem man sich wieder vorgenommen hatte, dass WWE seine Roster teilt bzw. die Shows wieder eigene Titel bekommen, hat sich herausgestellt, dass sich durch die Fülle an Wrestlern bessere Chancen und mehr Champions kreieren lassen. Man stelle sich vor, wir hätten nur einen Weltmeister bei den vielen Main Eventer zurzeit.
Es hat sich gelohnt und so konnten sich beispielsweise bei „RAW“ ein Brock Lesnar ungehindert und fast unbesiegbar über nahezu ein Jahr als ferner Champion beweisen und bei „SmackDown“ ein ungewollter Star sämtlichen Titelverteidigungen stellen und alles aus dem Weg räumen.
Die Anfangszeit war wahrlich nicht die Beste. Aber man hatte trotz der vielen unzufriedenen Entscheidungen doch das Glück, endlich wieder spannendere und vor allem mehr Titelkämpfe zu bewundern. Allein diese Erkenntnis machte für viele den Unmut über die handelnden Akteure wet. Es entstand ein System und es entstanden endlich wieder Rivalitäten zweier Häuser für den PPV „Survivor Series“.
Diese Rosterteilung ist mittlerweile schon seit fast fünf Jahren aktiv. Natürlich profitiert WWE von ihren vielen Talenten bei der Nachwuchsliga „NXT“, die in Sachen Main Roster die nötige Frische mitbringen, aber es zeigt sich mittlerweile doch recht deutlich, was passiert, wenn nach fünf Jahren immer noch zwei Wrestler an der Spitze der Company stehen: Wir erleben einmal mehr den „WrestleMania“ Main Event (damals schon in mehrfacher Beteiligung der gleichen Personen in verschiedenen Jahren).
Es ist keine Schande Wrestler wie Brock Lesnar oder Roman Reigns im Main Event zu haben. Doch wenn dies fünf Jahre fast der Fall ist, mit Ausnahme kurzer Unterbrechungen, entsteht ein Hauch von Desinteresse am eigentlichen Match, vor allem, wenn eine Fehde der handelnden noch nicht mal Jahre zurückliegt. Das Gegenargument bringt die andere Seite, bei der die „neuen“ Leute „neue“ Chancen bekommen. Hier listet sich ein Kofi Kingston, ein Bobby Lashley, ein Drew McIntyre und jetzt ein Big E.
Für viele ist das vielleicht Grund genug, um sich wenigstens dahingehend auf eine Fehde zu freuen, als wenn auf der Gegenseite ein weiteres Mal die gleichen Leute antreten. Dieses Problem lässt sich oftmals nicht vermeiden. Je länger eine Rosterteilung anhält, desto öfter wird man mit einer doppelten oder dreifachen Begegnung – gerade im Main Event – konfrontiert sein. Geht es denn auch anders?
Ich erinnere mich gut an die Zeit um 2017, 2018 bei der japanischen Wrestling-Liga NJPW (New Japan Pro Wrestling): Kazuchika Okada war Weltmeister und niemand konnte ihm das Wasser reichen. Es war nicht Tetsuya Naito, es war nicht Hiroshi Tanahashi, es war nach dem dritten Versuch Kenny Omega. Und es manifestierte sich ein Bild der oberen Klasse und man konnte sich immer wieder für das nächste „Wrestle Kingdom“ eine neue Konstellation dieser vier Kandidaten. Am Ende (jetzt) wurden alle überrascht. Die Champions trugen nun nicht mehr die Namen der vier, sondern es passierte die metaphorische Renovierung. Auf einmal standen Kota Ibushi und Will Ospreay an der Spitze. Letzterem gab man ein neues Stable, um seinen Anspruch auch zu rechtfertigen. Und tada: Wir haben wieder neue spannende Matches, um den Lauf der Zeit gut zu gestalten.
Ich wünsche mir sehr, auch wenn es die Seite rundum Big E schon gibt, dass WWE versucht, andere Gesichter in den Fokus zu rücken. Auch wenn es bereits mit vielen Wrestlern geschah, fehlt mir hier die Konstante. Ich habe vielmehr das Gefühl, dass die Gewinne des Weltmeistertitels für Wrestler wie Kofi Kingston ein Geschenk darstellte oder für The Miz wie als Anerkennung für seine Treue und guten Leistungen in den vielen Jahren bei WWE. Denn die Frage darf man ruhig stellen: Wo ist Kingston jetzt?