Christopher Daniels spricht über seine bisherige Karriere, TNA WWE uvm.!

  • Um eine Independent Show zu promoten, gab Christopher Daniels einer Radiostation in Chicago ein Interview, in dem er auch die Anfänge seiner Karriere beschrieb.


    "Ich zog nach Chicago, als ich 21 war. Ich hatte Schauspiel als Hauptfach am College und kam hierher um mehr Chancen in der hiesigen Theaterszene zu bekommen. Aber ich hatte nicht gerade viel Erfolg. Ich habe immer scherzhaft zu meiner Frau, meiner damaligen Freundin, gesagt, dass ich, falls ich es nicht schaffen sollte, immer noch Wrestler werden könne. Sie hat das ernst genommen und mir ein Vorsprechen bei Sam DeCero, dem Besitzer von Windy City Pro Wrestling besorgt. Aus diesem Gespräch kam ich mit glänzenden Augen heraus und wusste, dass es das war, was ich eigentlich wirklich machen wollte. Im Januar 1993 begann ich mit dem Trainig und drei Monate später hatte ich mein erstes Match. Meine ersten beiden Matches fanden am selben Tag statt, ein WCPW TV-Taping. Schon die nächste Show war ihre "Battle of the Belts" Veranstaltung."


    Bei dieser Show gewann Daniels auch schon seinen ersten Titel, den WCWP Lightweight Title, von Trevor Blanchard und blieb bis 1996 bei der Promotion, bevor er nach Kalifornien ging.


    "Bis ich aus Chicago wegzog, wusste ich nicht, wie schwer es sein kann. Ich wusste gar nicht, wie gut die Windy City Schule war, bis ich mich nach anderen Trainingsorten an meinem neuen Wohnort Kalifornien umsah. Man hatte mir zwar den nötigen Respekt für das Business beigebracht aber ich hatte noch keine Ahnung, wie viel Arbeit es bedeutete. Ich habe viele Typen gesehen, die den Zeit- und Arbeitsaufwand scheuten und Wrestling nur als Möglichkeit sahen, reich und berühmt zu werden. Ich habe allen Neuanfängern immer erklärt, dass sie nur das wiederbekämen, was sie investierten. Diese Einstellung habe ich bei Windy City gelernt."


    "Als ich anfing, war ich nur eine halbe Portion. Ich wog nicht einmal 180 Pfund. Sam hatte ein System von Gewichtsklassen, denn ihm war klar, dass es nicht nur 1,90m Typen gab. Er hatte also einen Heavyweight, einen Middleweight und einen Lightweight Titel. Um den Lightweight Titel traten Leute an, die World Championship Wrestling später als Cruiserweights bezeichnete, es war wie eine Art Vorläufer der X-Division. Die meiste Zeit dort verbrachte ich in dieser Klasse und nach meiner Rückkehr auch in der Middleweight Division."


    Zu seinem "Fallen Angel" Gimmick kam er, nachdem der Name "Fallen Angels" für ein Tag Team, bestehend aus ihm und seinem damaligen Partner Kevin Quinn abgelehnt wurde.


    "Ich mochte ihn aber so sehr, dass ich ihn als meinen Spitznamen behielt. Das tatsächliche Gimmick des Priesters kam zustande, nachdem ich Goldust in der World Wrestling Federation gesehen hatte. Das Gimmick machte Eindruck auf mich, weil jeder darauf reagierte, denn das Thema der eigenen Sexualität betraf jeden, gleich welchen Background er hatte. Ich überlegte also, welches andere Thema ähnlich starke Reaktionen hervorrufen würde und die Antwort darauf war Religion. Ich dachte mir also einen Charakter aus, der an David Koresh und anderen Sektenführern angelehnt war. Ich dachte, dass der Fallen Angel sich wie Gott fühlte und sich als Gottes Geschenk an das Wrestling sah. Ich arbeitete lange daran und verwandelte es in das, was man dann bei TNA sah."


    Ein anderes Gimmick, dass Daniels verkörperte, war das des Curry Man.


    "Das war ein Gimmick, das mir verpasst wurde. Ich arbeitete für eine japanische Promotion namens Michinoku Pro, wo alle vier Jahre ein Turnier mit maskierten Wrestlern abgehalten wurde. Ich war dort schon als ich selbst angetreten und man war mit mir zufrieden, sodass ich wieder eingeladen wurde, um den extra für das Turnier erdachten Curry Man zu verkörpern. Während die anderen Charaktere aus dem Turnier danach wieder verschwanden, war Curry Man sehr populär, mein Wrestling kam gut an und ich absolvierte so Tour um Tour mit dem Curry Man Gimmick. Drei Jahre lang trat ich für Michinoku Pro an, bis ich 2000 einen WCW Vertrag bekam. Nach meiner Rückkehr nach Japan machte ich dort und von 2002 bis 2004 auch bei New Japan Pro Wrestling als Curry Man weiter."


    Sowohl die Face- als auch die Heel Rolle hat ihre Vorteile für Daniels und sein Theater Hintergrund war ihm dabei hilfreich.


    "Es macht Spaß, zu wissen, dass die Fans hinter einem stehen und man spürt ihre Energie. Andererseits hat es auch etwas, in die Halle zu kommen und jeden Fan dazu bringen zu können, dass sie mir am liebsten den Hintern versohlen würden. Ich hatte als Heel den meisten Spaß und ich denke, meine besten Auftritte waren auch als Heel. Die besten Gegner, gegen die ich angetreten bin, waren Babyfaces und ich denke, ich war ein guter Gegenpart für sie. Ich hatte noch nie Lampenfieber, soviel ist sicher. Es fällt mir leicht einen Charakter darzustellen, der von dem abweicht, der ich sonst bin. Es fällt mir leicht, ein Mikro in die Hand zu nehmen und zu reden. Wenn man im Ring steht, versucht man, jeden in der Halle einzubeziehen, mit ihnen zu spielen und das fällt mir dank meiner Theater Erfahrung leicht."


    Als Veteran des Business wurde er nach Ratschlägen gefragt, die er jungen Wrestlern geben könne.


    "Es ist alles eine Frage der Vielseitigkeit. Ich sage den Leuten immer, dass sie mit so vielen verschiedenen Gegnern wie möglich arbeiten sollen und an so vielen verschiedenen Orten wie möglich. Der einzige Weg, sich festzusetzen, ist es wenn man in jeder Situation überalle gegen jeden möglichen Wrestler antreten kann. Je eher man das kann, desto eher wird man gebucht. Ich habe mir das erarbeitet und kann gegen einen größeren, einen kleineren, einen Techniker, einen Brawler oder gegen einen Highflyer ein gutes Match abliefern, denn ich habe ein bisschen was von all dem in mir. Dadurch denken sich die Promoter "Wenn ich Christopher Daniels buche, bekomme ich ein gutes Match, egal gegen welchen meiner Leute ich ihn stelle, egal ob im Opener oder im Main Event"."


    Nach Stationen auf der ganzen Welt ist Daniels nun wieder bei Ring of Honor, wo er als einer der Gründerväter gilt.


    "Ring of Honor hat möglicherweise den talentiertesten Locker Room im Business. Sie waren schon immer Vorreiter, wenn es darum ging, neue Leute aufzubauen. Ich als Veteran, kann daher in vielen neuen, frischen Matchkombinationen gegen diese Leute antreten, gegen die ich teilweise noch nie oder schon lange nicht mehr im Ring gestanden habe. ROH hat meiner Karriere neues Leben eingehaucht und ich habe auch wieder frischen Wind zu ROH gebracht, mit Matches wie dem gegen Davey Richards demnächst in Chicago. Ich konnte gegen Eddie Edwards, Kevin Steen, Roderick Strong und Tyler Black antreten, was ich sonst nicht gekonnt hätte. Hier hin zu kommen und gegen ihre besten Leute anzutreten, hilft mir, immer am Limit zu bleiben."


    Im Laufe des Interviews wurde Daniels nach seinen Favoriten unter seinen Kollegen gefragt.


    "Mein Favorit zur Zeit ist Chris Jericho. Ich war schon immer ein großer Fan sowohl seiner Arbeit im Ring, als auch seines Charakters. Ich finde, in der letzten Zeit hat er einige der besten Arbeiten seiner Karriere abgeliefert. Ich bin auch ein großer Fan von Christian. Als er bei TNA war, hat er der Company viel gegeben und auch den Leuten, mit denen er zusammen arbeitete. Bei den Gelegenheiten, bei denen ich mit ihm arbeitete, habe ich ihn als sehr zugänglich und verständnisvoll erlebt. Ich bin ein großer Fan seiner Arbeit und freue mich, dass er erfolgreich ist. Ich mag auch immer noch Edge, Randy Orton und John Cena, bei denen ich ihren Aufstieg vom Beginn bis zur Spitze von WWE verfolgt habe. Und dann die Leute, die ich bei TNA verfolge. Meine Freunde AJ Styles, Samoa Joe und Frankie Kazarian, Leute die schon lange dabei sind und mit denen ich viel gereist bin. Es ist toll, ihre Erfolge zu sehen und ich bin froh, auf eine Weise daran beteiligt zu sein."


    Auch zum Wettkampf zwischen TNA und WWE hat der Fallen Angel eine Meinung.


    "Ich denke, es ist nicht fair, es einen "Krieg" zu nennen. WWE ist ein Riese und es ist für TNA besser, eine Alternative darzustellen, statt sich auf einen Wettkampf auf Augenhöhe einzulassen. Vor allem für die Fans ist es wichtig, eine Wahl zu haben. Lange Zeit gab ihnen TNA eine gute Alternative zu WWE und ich finde, dass war die Zeit, in der man das beste Produkt ablieferte. TNA wird sich weiterhin entwickeln, wird weiter produzieren, neue Fans gewinnen und hat mit Spike TV einen loyalen Sender, sodass es ihnen weiter gut gehen wird. Und WWE ist eben WWE. Sie werden immer da sein und immer ganz oben dabei sein."


    Auch nach 17 Jahren im Ring denkt Daniels noch nicht ans Aufhören.


    "Immer wenn ich mich über den Verlauf meiner Karriere ärgere, denke ich darüber nach, was ich bis jetzt alles tun konnte und was ich heute immer noch tun kann. Wenn ich mir das ansehe, muss ich sagen, dass ich sehr glücklich bin, mit dem Verlauf meiner Karriere und den Dingen, die ich getan habe. Ich habe nicht immer die Chancen bekommen, die ich gerne gehabt hätte aber ich habe viele Chancen bekommen, die andere nicht bekommen. Ich habe viel Glück gehabt und möchte weitermachen, solange ich gesund bleibe und solange es mir Spaß macht. Ich würde auch gern wieder mehr schauspielern. Wenn meine Karriere im Ring vorbei ist, würde ich gern als Kommentator oder als Producer hinter den Kulissen arbeiten und den Jungs dort helfen, sich zu verbessern. Aber im Moment ist das alles noch sehr weit weg für mich."



    Quelle: Genickbruch