Der ehemalige WWE- und TNA-Superstar Sean Waltman gab kürzlich dem Miami Herald ein sehr offenes, ehrliches Interview und sprach dabei u.a. über seinen Selbstmordversuch in Mexiko, seine Hepatitis C Erkrankung, die Kliq und übte Kritik am Booking von Total Nonstop Action Wrestling.
Vor wenigen Jahren hätte das Leben des als 1-2-3 Kid bekannt gewordenen Wrestlers beinahe ein tragisches Ende gefunden. Denn Waltman versuchte sich in seinem Hotel Appartmant in Mexiko zu erhängen. „Ich war drei Jahre in Mexiko. Als ich dort war, wurde es richtig schlimm,“ erinnert er sich. „Ich hatte einen hitzigen Streit mit meiner damaligen Freundin Alicia Webb, der darin ausartete, dass ich sie zurückschlug. Ich habe mir immer gesagt, dass ich eher sterbe, bevor ich eine Frau schlage. Als ich es also tat, überkamen mich Schuld- und Schamgefühle. Und ich konnte nicht damit umgehen. Das einzige woran ich denken konnte, war eine Flasche Valium zu nehmen, bzw. das, was noch drin war. Es waren am Ende um die 400mg Valium. Danach erhängte ich mich von der Decke meines Appartments. Es war der dunkelste Moment meines Lebens oder eher der dunkelste, der mich dort hinbrachte. Es haben sich viele Dinge angestaut, mit denen ich nicht umgehen konnte.
Webb, vielen vielleicht noch als Ryan Shamrock bekannt, fand Waltman schließlich. „Ich war tot,“ sagt er. „Sie holte mich runter, aber ich habe keine Ahnung wie sie das getan hat. Sie ist wie Superwoman. Ich schwöre. Sie führte eine Herz-Lungen-Wiederbelebung durch und hielt mich für 45 Minuten lebendig, bis der Notarzt eintraf. Ich war daraufhin 3-Tage an eine Lebenserhaltungsmaschine angeschlossen. Kevin Nash war am nächsten Tag da. Als ich aus dem Krankenhaus kam, war er sofort für mich da. Ich ging daraufhin in die Menninger Clinic in Houston, Texas. Dort blieb ich für vier Monate. Es war fantastisch. Ich habe so viel über mich selbst gelernt. Ich bin immer ein Durcheinander. Versteht mich nicht falsch. Aber jetzt habe ich die Werkzeuge um damit umgehen zu können. Du lernst dich selbst kennen und erfährst, woher du diese ganzen Probleme hast. Manchmal ist es ganz anders, als man denkt. Ich wurde als Kind sexuell missbraucht und ich dachte es käme daher. Aber es war nur ein Teil davon. Es gab andere Probleme. Unbereinigte Probleme von mir selbst, die ich an meine Kinder weitergegeben habe. Momentan arbeite ich daran diese Beziehung wieder aufzubauen. Es ist eben ziemlich scheiße, wenn du versuchst dir das Leben zu nehmen.“
Mit dieser Periode abgeschlossen, ist Waltman bereit für Entwicklung in seinem Leben. Momentan kann er regelmäßig in der „The Cowhead Show“ gehört werden, eine Radioshow, moderiert von Mike „Cowhead“ Calta, die live auf WHPT in Tampa ausgestrahlt wird. Außerdem produziert Waltman seine eigene Show auf Cowhead-TV. Er ist froh, dass er seine Leidenschaft, das Radio, weiterhin betreiben kann. Desweiteren bezeichnet der die Fans, die dort anrufen, als seine Co-Moderatoren. „Ich habe das Radio erstmalig kennengelernt, als ich mit Bubba the Love Sponge hier in Tampa gearbeitet habe, als ich noch bei WWE unter Vertrag stand,“ erklärte Waltman. „Es hat so viel Spaß gemacht. Ich habe mich darin verliebt, als ich mit Bubba gearbeitet habe. Die Radiointerviews die ich davor gemacht habe, liefen immer nach dem Motto ‘Hey alle zusammen, kommt hierhin, kommt dahin‘. Es war sehr langweilig. Das erste Mal auf den Geschmack kam ich mit Bubba und seitdem liebe ich es.“
Waltman arbeitet aber auch an anderen Projekten, seitdem er von TNA entlassen wurde. Zur gleichen Zeit wurde bei ihm Hepatitis C diagnostiziert. „Ich war immer in der Lage zu wrestlen. Ich habe mich irgendwie mit Hpatitis C angesteckt, was auch der Hauptgrund ist, das ich nicht mehr bei TNA bin. Zumindest ist das ihr offizieller Grund. Ich kann antreten. Es darf nur kein Blut involviert sein. Die Leute können sich also nicht ihre Köpfe aufschneiden oder etwas in der Art machen, sondern nachdenken. Es gibt Jungs, die das Selbe hatten und immer noch haben. Sie wollen eben nur nicht so offen sein wie ich.“
Ob er zu TNA zurückkehren würde? „Ich würde für TNA arbeiten, aber nur wegen dem Geld. Dann würde ich versuchen so lange wie möglich auszuhalten, bevor ich verrückt werden würde, weil ihr Writing so grauenhaft schlecht ist. In meiner Show hat es mal jemand angesprochen und ich sagte, das sie ihren Stift in scheiße tunken, bevor sie anfangen Shows zu schreiben. Mit WWE habe ich eine Verbindung die tiefer ist als nur Wrestling. Ehrlich, TNA wäre für mich nur ein Gehaltscheck. Ich habe momentan keine emotionale Verbindung mit diesen Leuten.“
Der Wrestling-Fan ihn ihm weiß aber, dass sie ein sehr talentiertes Roster haben. „Das sie nicht in der Lage sind eine größere Konkurrenz für Vince McMahon zu sein…ich bitte euch. Das kann ja nur an ihrem Writing liegen und womöglich daran, dass sie in den Universal Studios gegen einen verdammten Aufnahmeraum ankämpfen müssen. Ich glaube SpikeTV, ihr Sender, setzt sie unter Druck iMPACT! in anderen Hallen aufzutragen, was ich großartig finde. Es könnte sein das es einer dieser Faktoren sein könnte, der ihnen ein bisschen dort unten heraushilft.“
„Das und sie müssen Vince Russo als Head Writer loswerden. Ich mag die Person Vince Russo. Ich liebe ihn als Mensch. Ich habe den Eindruck, dass er mich auch mag, wenn er vor mir steht, aber sie wollen mich dort nicht mehr, weil ich sage, das etwas stinkt, wenn es scheiße ist. Sie würden dort lieber den Sand in den Kopf stecken, anstatt etwas korrekt zutun oder auf den Input jemand anderes zu hören. Alle sind dort sehr defensiv. Mir persönlich ist es egal, von wem eine Idee kommt. Wenn es eine gute Idee ist, los geht’s! Mir ist egal, wer das Lob dafür erhält…“
Der Ex-X-Pac ist der Meinung, das Eric Bischoff und Hulk Hogan zu sehr in die Rolle der Sündenböcke gedrängt werden, wenn es um Kritik an dem Produkt geht. „Was sollen sie denn tun? An der Oberfläche sehen sie aus wie Partner. Wären sie wirklich Partner (von Dixie) hätten sie Russo als Hauptschreiber der TV Show abgesetzt und ihr mehr Bedeutung verliehen. Das ist meine Meinung.
Waltman beschäftigt sich aber auch mit WWE und dabei ist ihm The Nexus nicht verborgen geblieben. „Es erinnert mich eher an die nWo als an D-Generation X. Es gäbe keine DX, wenn es die nWo nicht gegeben hätte. Es ist dem nWo-Zeug recht ähnlich, mit der Mob-Mentalität, dem simplen Logo. Es ist irgendwie so, wie ‘Lasst es so wenig wie möglich nach nWo aussehen, obwohl wir sie eigentlich kopieren‘. Ich mag Wade Barrett sehr. Er hat Tonnen an Potential. Jemanden wie ihn, der sich noch nie bewiesen hat oder ein emotionales Kapital bei den Fans aufgebaut hat, als Top-Heel oder Babyface zu bringen, ist schwer. Aber es war ein effektives Angle. Sie mussten sich damit retten, da sie so ein seichtes Roster hatten. Die Leute haben es bis zu einem bestimmten Punkt abgekauft, aber es gab eben kein größeres Mastermind hinter der Geschichte, bis zu diesem CM Punk-Ding. Das finde ich besser und ich sehe, das es in eine bestimmte Richtung geht. Ich weiß allerdings nicht ob ich diesen ganzen Initiationsriten-Kram mag, wenn die Jungs im Ring verprügelt werden. Ich mochte sowas nie. Im echten Leben, besonders in einer Street Gang, wer würde sowas tun? Niemand. Ich habe es auch in der nWo gehasst. Obwohl sie es eigentlich nur wirklich in WWE gemacht haben. In der WCW eher weniger. Wir haben nicht unsere eigenen Leute verprügelt. Das ist dämlich. Sorry. Jetzt haben sie diesen Mason Ryan. Naja, ich habe es gehasst. Aber so sind die Writer.“
Waltman bleibt auch heutzutage am Puls des aktuellen Wrestling Business und besucht regelmäßig Shows der WWE-Development Liga Florida Championship Wrestling. „Ich bin relativ oft bei FCW. Ich gehe dort hin und helfe den Jungs. Es gibt dort viele, die mich um Hilfe fragen und auch einen, den ich empfohlen habe. Sein Name ist Alex Koslov, er ist großartig. Ich hab‘ zu ihm gesagt: ‘Mach‘ dein Zeug! Bring dich selbst over. Sonst fällst du auf die Plätze zurück, wie die anderen Jungs.‘ Ich weiß, dass er besser ist als das. Aber die Jungs laufen dort auf Eierschalen. Niemand will etwas tun, was ihnen nicht ausdrücklich gesagt wurde. Du machst es, und wenn sie dir sagen, du sollst aufhören, hörst du auf. Es ist besser ‘Es tut mir Leid‘ zu sagen, als immer um Erlaubnis zu fragen. Ich gehe dort hin und helfe den Jungs. Es geht nicht ums Geld oder das ich einen Job dort möchte. Es gehört eben irgendwie einfach zu meinen Verpflichtungen. Die Leute da sind die Söhne und Töchter von denjenigen, die mir etwas beigebracht haben.“
Im Laufe seines Lebens hat Sean Waltman einige enge Freundschaften aufgebaut. Eine davon ist mit Shawn Michaels, der 2011 in die WWE Hall of Fame in Atlanta eingeführt wird. „Es ist nicht zu früh, denn es musste einfach passieren. Niemand hat es mehr verdient als Shawn,“ Wenn Michaels und die WWE ihn bei der Einführung dabei haben möchten, wird er auch dabei sein. „Es geht dort nicht um die Kliq. Es geht um Shawn Michaels und alle, die er dabei haben möchte. Wenn er mich dabei haben möchte, werde ich dabei sein,“ versprach Waltman. Auf die Frage, wer Shawn wohl einführen wird, antwortete er: „Ich denke Triple H. Davon gehe ich im Moment einfach aus.“
Diverse Fans hoffen auch darauf, dass ein anderes Mitglied der populären Gruppe an dieser denkwürdigen Nacht anwesend sein wird – Scott Hall. Ähnlich wie Waltman, hatte auch Hall immer wieder mit persönlichem Problemen zu kämpfen.
„Scott ist eine andere Person als ich, was die Persönlichkeit angeht. Genau wie es auch Shawn, Kevin und Hunter sind,“ sagte Watlman. „Als ich in meiner schlimmsten Drogenphase war, konnte mir niemand helfen, außer mir selbst. Ich will für Scott da sein. Kevin will für Scott da sein. Aber er muss seinen Teil dazu beitragen oder wir werden einfach emotional ausgesaugt. Ich liebe Scott Hall. Er ist mein Bruder. Ich wünsche mir für ihn, mehr als irgendwas anderes, dass er dauerhafte Heiterkeit und Seelenruhe findet. Scheiß auf Wrestling, Razor Ramon, die nWo, 1-2-3 Kid, X-Pac. Es ist Wrestling. Es gibt mehr im Leben, ob man’s glaub oder nicht. Ich will mein Leben lang in dem Business bleiben, aber es kann nicht der komplette Lebensinhalt sein, denn wenn es irgendwann mal vorbei ist, hat man nichts mehr.“
Fans können Sean Waltman übrigens bei der „WWE Royal Rumble PPV-Watch-Party“ am 30. Januar im Mardis Gras Casino in South Florida treffen. South Florida wird auch immer ein spezieller Ort für Waltman sein. „Wir waren in West Palm Beach und haben eine TV Show gedreht, direkt nach dem Royal Rumble 1995,“ erinnert er sich. „Ich fuhr mit Bret Hart. Wir haben damals noch diese Beeper benutzt. Wir hatten keine Handys. Also hielten wir an der Alligator Alley und erfuhr dort, das ich Vater eines kleinen Mädchens wurde.“
Quelle: Genickbruch
