pokusa's Horrific Moments in Wrestling #5 – Fake Sting

  • Die "Horrific Moments in Wrestling"-Kolumne beleuchtet in unregelmäßigen Abständen exklusiv auf WrestlingCorner.de die schlimmsten, peinlichsten & schrecklichsten Storylines, Angles und Matches, die die Fans je zu Gesicht bekommen haben. Dabei wird ligenübergreifend aus jeder Zeit ein Thema gepickt.


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    Datum: 27. Oktober 1990


    Es klingt komisch, aber auch ein Sting musste sich erst die Sporen verdienen, damit er der sein konnte, der er heute ist. Das Jahr 1990 – wie bereits in der letzten Kolumne breitgetreten wurde – gehörte ohne jeglichen Zweifel zu einem der schlimmsten der WCW Geschichte. Erinnert ihr euch zurück, so standen in meiner letzten Ausgabe einige völlig berechtigte Worte über den Robocop-Angle. Da stand auch, dass Sting verletzt ist, die WCW aber nicht auf ihn verzichten wollte. Und da stand auch (wenn auch leicht angedeutet), dass Ole Anderson ein schlechter Booker ist. Hiermit möchte ich mich für diese Worte gegen Anderson entschuldigen, denn wie waren zwar nur angedeutet aber sehr unpassend. Unpassend im Sinne von untertrieben. Denn Ole Anderson war bzw. ist zweifelsohne von der Qualität her so kreativ wie der Tagesablauf eines Hundes. Aber ich schweife ab.


    Sting hat sich von seiner Verletzung mittlerweile erholt und war hinter Ric Flair der beliebteste und gefragteste Worker der WCW. Der längst überfällige Titelwechsel hin zum damals noch als großes Talent geltenden Sting war also nur noch reine Formsache, Flair hat auch schon zum Wechsel zugesagt. Alles war angerichtet und ein sehr schönes Main Event Match beim Great American Bash sorgte dann letztendlich auch für die Übergabe der Fackel: Sting war NWA Champion. Leider hat man diese ganze Storyline wie so oft nicht ganz bis zum Ende hin überdacht, denn nun hatte man neben Ric Flair keinen Heel mehr, welcher Sting gut aussehen lassen konnte. Ole Anderson und Jim Herd (damals Chef der Liga) waren aus welchen Gründen auch immer strikt dagegen, dass die bei den Fans äußerst beliebte Fehde zwischen Ric Flair und Sting fortgesetzt werden sollte. Ein Ergebnis aus diesem sinnfreien Gedankengang war übrigens eines der schlimmsten Gimmicks aller Zeiten, aber dazu in der nächsten Ausgabe mehr.


    Ergebnis war aber auch, dass Sting als NWA Champion bei weitem nicht so gut ankam, wie man es sich insgeheim erhoffte hatte. So blieb die erwünschte Steigerung der Ticketverkäufe zwar nicht komplett aus, das gewollte Maß wurde aber ganz und gar nicht erreicht. Anderson und Herd wollten Ric Flair überhaupt gar nicht gegen Sting sehen, weshalb improvisiert werden musste. Und das haben die beiden gar nicht so schlecht gemacht, denn Sid Vicious war hinter Ric Flair nicht nur der beste Heel Performer der WCW, er war bei den Fans auch sehr beliebt. Natürlich, Heel und beliebt passt nicht. Aufgrund seines großen Charismas aber schlüpfte Vicious in eine Rolle, wie sie beispielsweise Steve Austin acht Jahre später in der WWF inne hatte.


    Die ganze Sache hatte aber zwei Probleme: Auf der einen Seite war Vicious als Titelkandidat gänzlich unpassend, was natürlich auch an seiner Overness kratzte, auf der anderen Seite war er in keinster Weise in einer Position, wie sie ein Ric Flair hätte einnehmen können. Sprich: Er konnte keine Niederlage bei einem PPV gebrauchen. Selbiges galt natürlich für Sting, weswegen Anderson weiter „improvisieren“ musste. Das nicht vorhandene Improvisationstalent beschert uns nun also einen weiteren „horrific moment“.


    Die Crowd wusste mit Vicious als Herausforderer nichts anzufangen, wodurch das Match zwar nicht schlecht (ehr sogar gut) aber irgendwie deplatziert war. Gegen Ende des Titelkampfes kämpften Sting und Vicious dann auf der Stage, also dem Eingangsbereich weiter. Die beiden gingen dann gar in den Backstagebereich, anscheinend gewilligt hier doch etwas atemberaubendes abzuliefern. Aufgrund mysteriöser Umstände konnte die Kamera aber den beiden nicht folgen.


    Plötzlich rannte ein beleibter Mann mit Gesichtsbemalung die Ramp herunter in den Ring. Wer ist das? Moment, das ist Sting? Richtig, es ist Sting! Zumindest sollte es Sting sein. Barry Windham in einem Sting Köstum ist halt doch etwas limitiert in Sachen Double-Qualitäten, besonders wenn man bedenkt, dass er gut und gerne 20 Kilogramm mehr auf die Waage brachte und viel größer war. Hintergrund der ganzen Geschichte sollte sein, dass Sting Backstage von den Four Horsemen attackiert wurde und sie statt Sting einfach Windham rausgeschickt haben, damit sich Vicious den Titel sichern konnte. Die Halle wusste aber sofort was los ist und strafte diesem vermeintlichen genialen Angle mit Schweigen ab.


    Zu allem Überfluss dann kam der originale Sting dann doch irgendwann wieder in den Ring und das Match ging von vorne los. Sting hat schlussendlich den Titel verteidigt und diese ganze Sache mit dem gefakten Sting war verdammt, verdammt unnötig. Das alles wäre nicht passiert, wenn man sich ein wenig Gedanken gemacht hätte und nicht so stur gewesen wäre. Denn hätten wir Sting gegen Ric Flair als Match beim Halloween Havoc 1990 gehabt, nun, dann würde es die Ausgabe dieser Kolumne wahrscheinlich nicht geben.


    Genauso wenig gegeben hätte es dann den Absturz von Sid Vicious. Dessen Push war plötzlich vorbei, ein potentieller Main Eventer jobbte nur noch und ging irgendwann zur WWF. Okay, wie 75% aller Wrestler kehrte er dann irgendwann wieder von der WWF zur WCW zurück, Fakt ist aber, dass man etwas großes zerstört hat. Pikanterweise wurde vor einem der schlechtesten Angles aller Zeiten ein weitere schreckliche Storyline fortgesetzt: Die zwischen Sting und dem Black Scorpion. Damit, bzw. mit dem Scorpion, beschäftigte ich mich dann aber in der nächsten Ausgabe. Bis dann.


  • Steht im letzten Absatz ;)

    Oh, sorry ich wohl irgendwie den letzten Absatzt übersehen haben als ich den Text auf dem WC Newsboard lesen habe, denn nach "...dann würde es die Ausgabe dieser Kolumne wahrscheinlich nicht geben", habe ich gedacht das der Text zu ende ist, weil es sich für mich wie das ende angehört hatte. Aber dann werde ich mich auf die nächste Aussgabe mit dem Black Scorpion freuen.

  • Ich musste diese Stelle mit dem Fake Sting mehrmals lesen. Das war echt so? Man hat einfach so, OHNE jeden Sinn, einen Fake Sting herausgeschickt, der absolut nix und auch wirklich nix gebracht hat? Mein Gott, es ist schon eine Leistung, um überhaupt auf diese "Idee" zu kommen! Ansonsten habe ich schon gewusst, dass Sid Vicious zu dieser Zeit wirklich ein potenzieller ME-Kandidat war. Schade darum, denn er war wirklich nicht schlecht.
    Ansonsten vielen Dank für den recht unterhaltsamen Konzept, schön ausgearbeitet.

  • Mal wieder klasse, pokusa.


    Wobei: Soooo irre finde ich den Angle nicht. Schon bescheuert, aber damals hätt's doch auch funktionieren können? ;) Grundidee gut, Umsetzung schlecht.

    [align=center]Steiner's Wrestling Tour 2014
    01.02.2014 TNA Maximum Impact VI London
    26.04.2014 wXw Superstars of Wrestling Oberhausen
    03.05.2014 GWP Focus on Optimum II Roth
    12.07.2014 GSW Power Game Marburg
    06.09.2014 NEW SnakePit Erlangen
    27.09.2014 WFW Night of Pride Waldkraiburg
    18.10.2014 wXw Slammania II Mannheim
    25.10.2014 SOW American Catch Wrestling IV Odelzhausen
    22.11.2014 wXw 14th Anniversary Tour Hamburg

  • Wobei: Soooo irre finde ich den Angle nicht. Schon bescheuert, aber damals hätt's doch auch funktionieren können? ;) Grundidee gut, Umsetzung schlecht.


    Naja, es war halt gänzlich unpassend. Sting gegen Flair lag auf der Hand und war eine einfache Weiterführung der Storyline, etwas selbstverständliches. Aber dann zaubert man so etwas einfach ohne Grund dahin, an Unnötigkeit nicht zu überbieten. Es hätte ja etwas werden können, wenn man 1.) nicht ausgerechnet einen größeren und schwereren Typen als Double genommen hätte und man 2.) den echten Sting nicht einfach 5 Minuten danach wieder zurückgeschickt hätte, damit er einfach das Match völlig stumpf gewinnt. Dieser Fake Sting erfüllte keinen Zweck, er war ein völliger Fremdkörper. Und vom Grundgedanken her sind fast alle Horrific Moments ganz gut^^

  • Erneut eine sehr starke Kolumne von Dir. :thumbup:


    Die Sache mit dem Fake Sting war zwar absolut unnötig und billig gemacht, aber so schlimm fand ich das damals gar nicht, da man es als Trick der Four Horsemen verbuchen konnte und es mal etwas anderes war. Da gibt es noch weitaus schlimmere Momente ... ^^

  • Wieder eine wirklich tolle, Kolumne, pokusa! Sehr genial geschrieben. Weiter so! :thumbup:


    Habe ich überlesen, oder hatte man da wirklich einfach ohne Grund einen gefakten Sting auftreten lassen? Ich verstehe den Sinn absolut nicht. :D