Peter Neururer im großen Revier Sport Interview

  • "All das, was ich gesagt habe, würde ich jederzeit wiederholen. Dazu stehe ich!"
    Nein, Langeweile hat Peter Neururer wirklich nicht. Am heutigen Donnerstag reist der Fußballlehrer mit seiner Familie nach Catania in Spanien, wo er bei der Hochzeit seines ehemaligen Bochumers Spielers Peter Madsen zu Gast ist. Ab dem 1. Juli weilt er dann wieder für knapp eine Woche auf Mallorca, ist einer der prominenten Trainer in Rudi Völlers Fußballschule in Cala Millor. Keine zwei Wochen ist es her, als er mit ein paar guten Kumpels auf einer Harley Davidson durch Michigan/USA düste. Und gerade zurück im Revier, schob er mit seiner Frau ein paar Tage auf Mallorca ein.


    Dort eigentlich auf Erholung aus, platzte daheim die Bombe. Neururers Aussagen über Doping im deutschen Fußball lösten eine beispiellose Diskussion über ein Thema aus, das man fern ab vom Lieblingskind der Deutschen beim Radsport wähnte. Er selbst hatte zunächst in seinem Urlaubsdomizil gar nichts davon mitgekriegt. Als ihn ab Mittwoch, Donnerstag vergangener Woche ein paar Dutzend Journalisten und noch viel mehr ehemalige Spieler und Kollegen anrufen wollten, ahnte er, was passiert war und schaltete erst einmal sein Handy aus.


    Freitag war es wieder an und er zurück in Gelsenkirchen. Dass nicht alle Leute mit dem Finger auf ihn zeigten, war die einzige Schmach, die ihm nach der Geschichte erspart blieb, im bildlichen Sinne taten es aber doch die meisten. Für viele (ehemalige) Kicker und Berufskollegen ist er ein Nestbeschmutzer, dessen ohnehin nicht klinisch reiner Ruf nun vollends im Dreck versackt scheint.


    Beim Gespräch mit RevierSport im sauberen Ambiente des Golf-Clubs Haus Leythe in Resse, wo er gerne mit dem "Schalker Golf-Kreis" um den Vorsitzenden Helmut Kremers und "Vize" Klaus Fischer aufs Grün geht, erklärt Neururer, wie es zu der Geschichte über Doping im Fußball kam und einige andere Dinge, über die er sich ganz schön wundert.



    Herr Neururer, es ist nun eine Woche her, seit Sie Fußball-Deutschland mit Ihren angeblichen Aussagen über Doping im Fußball in Atem gehalten haben. Nun fordert der DFB Sie zu einer Stellungnahme auf, in der Sie Namen nennen sollen. Ist das inzwischen passiert?


    Nein, das werde ich auch nicht tun. All das, was ich gesagt habe, würde ich jederzeit wiederholen. Dazu stehe ich. Es ist aber ein riesengroßer Unterschied, ob ich aufgezeigt hätte: Neururer möchte sich mal melden, schließlich hat man drei Wochen lang nichts von mir gehört oder mich jemand anruft und konkret auf einen Spieler anspricht und eine Aussage von mir dazu hören will. Das Gleiche habe ich am Montag auch dem DFB mitgeteilt. Ich bin doch nur ein kleiner Fußballtrainer, der sagt etwas, noch nicht einmal etwas Konkretes und über eine Sache, die 20 Jahre her ist, aber plötzlich schreit ganz Deutschland auf.



    Haben Sie in den zurückliegenden Tagen nicht erwogen, Klage gegen die betreffende Zeitung oder den Verlag zu erheben?


    Nein, die Aussagen sind inhaltlich schon richtig wiedergegeben worden, aber es war nur die falsche Zeit wiedergegeben worden. Das kam in der Sport Bild einfach scheiße rüber, obwohl das in der aktuellen Ausgabe teilweise korrigiert und korrekt wiedergegeben wurde.



    Wie ist es denn überhaupt zu der Geschichte gekommen?


    Ich erzähle Ihnen jetzt mal, wie das genau abgelaufen ist. Ich habe einen Anruf von einem Journalisten bekommen, der gesagt hat: Jens Lehmann hat das und das gesagt. Ich habe geantwortet, ich weiß nichts davon. Der Journalist sagte: Lehmann war doch damals ihr Spieler. Ich habe erwidert: Wenn es die Zeit gewesen sein soll zur Anfangsphase seiner Profikarriere, dann war er auf Schalke unter anderem mein Spieler. Ich habe ihn damals zur Nummer eins gemacht, vorher saß er auf der Bank. Schon möglich, dass er da etwas mitgekriegt habe, von dem ich nichts weiß. Wenn Jens dies geäußert hat, wird er seinen Grund dafür gehabt haben, den ich aber nicht kenne.



    Wie war die Reaktion bei den Leuten, die sich von Ihren Ausführungen angesprochen gefühlt haben müssten – oder auch nicht. Schalkes Manager Andreas Müller hat zum Beispiel von einer ‘Riesen-Sauerei‘ gesprochen!


    Ich habe mit Andy telefoniert und ihm gesagt, wie diese Geschichte zustande kam. Darüber hinaus haben mich viele Spieler und Kollegen angerufen und mir Recht gegeben, aber auch gesagt: Aber Namen nennst du doch nicht, oder? Das mache ich natürlich nicht, denn noch einmal: Es ist 20 Jahre her und es interessiert doch keinen mehr. Ich habe mich am Dienstag mündlich mit dem DFB auseinandergesetzt und das Ganze noch einmal in schriftlicher Form dargelegt. Dieser Brief liegt jetzt beim DFB vor.



    In dem Artikel ist zu lesen, dass bei Schalke die Einnahme von Captagon gang und gebe gewesen sein soll. Zwei Tage später haben Sie in einem Fernseh-Interview diese Darstellung revidiert und klargestellt, Ihre Aussagen hatten sich auf Ihre Zeiten bei Rot-Weiss Essen und Alemannia Aachen bezogen. Was denn nun?


    Ich kann eindeutig sagen, dass ich während meiner Zeit bei Schalke 04 nichts davon festgestellt habe. Ich habe in dem besagten Interview und auch in meiner Stellungnahme gegenüber dem DFB die Begründung dafür mitgeliefert: In Schalke war ich von 1989 bis 1990 Trainer. Ich habe mich aber auf die Zeit davor bezogen, sonst wäre es auch nicht 20 Jahre, sondern nur 17, 18 Jahre her gewesen. Danach gab es kein Doping im Fußball, die Dopingliste ist erweitert worden und die Kontrollen waren viel strenger. Doch davor war die Einnahme von Captagon, ob früher zu meiner aktiven Zeit in der Oberliga und meinen ersten Jahren als Trainer, durchaus Gang und Gebe. Es war so, dass Spieler Captagon genommen haben und auch andere Mittel wie Nasenspray, obwohl es dafür keine medizinische Indikation gegeben hat. Kaum einer hat sich richtig bewusst gemacht, was er sich da antut. Da lag neben den Mineralgetränken und den Vitaminpillen eben auch Captagon.



    Warum haben Sie als Verantwortlicher für die Spieler nicht eingegriffen und die Einnahme solche Stimulanzien verboten oder sich gleich an die Öffentlichkeit gewandt?


    Ich habe ja gesagt: Hört auf mit dem Scheiß. Es wurde aber nicht als Doping angesehen, das hat keiner thematisiert. Und jetzt denken Sie mal daran, dass ich mit 29 Jahren als ganz junger Trainer angefangen habe. Wenn ich das gemacht hätte, wäre das doch mein letzter Arbeitstag gewesen. Besonders schlau wie wir waren, gerade von der Uni gekommen, wollten wir unser frisch erworbenes Wissen um den Fußball anwenden. Da gehst du eben nicht hin und stellst diese Dinge an den Pranger, zumal, wie ich schon erwähnt habe, Doping kein Thema war.



    Gerard Kuipers war in den 80er Jahren Masseur auf Schalke. Er hat ausgesagt, ihm wäre ‘das ein oder andere aufgefallen. Die Spieler waren hoch motiviert und sind gerannt wie wahnsinnig‘!


    Er war vor und nach meiner Trainerzeit Physiotherapeut auf Schalke. Deshalb kann ich dazu nichts sagen, aber ich wiederhole mich gerne: Bei Schalke ist mir in der Hinsicht nichts aufgefallen.



    Ist es nicht egal, ob dieser Betrug am Sport 17 oder 20 Jahre her ist?


    Da kommen wir schnell zu einer Diskussion, ob Doping überhaupt vertretbar ist. Ich wundere mich nur darüber, dass eine Geschichte, die so lange her und juristisch viermal verjährt ist, auf einmal solche Wellen schlägt. Und weil es über 20 Jahre her ist, sehe ich aus ethisch-moralischen Gründen keine Veranlassung, Namen zu nennen. Aber jetzt kommt ein ganz schlauer Mensch wie Herr Kindermann und fordert, ich solle meine Lizenz abgeben. Dabei haben vorher Leute wie Franz Beckenbauer, Toni Schumacher, Joachim Löw und Jens Lehmann offen und konkret über Doping im Fußball gesprochen, ohne dass vergleichbare Konsequenzen gefordert werden. Da frage ich mich schon, was das soll, ist das vielleicht eine Kampagne?



    In wie weit ist die Diskussion über Doping im Sport überhaupt eine scheinheilige, wenn man gerade die Geständnisse der Radsportler in den vergangenen Tagen sieht?


    Zunächst gibt es da einen ganz klaren Betrug an der Sportart, am Konkurrenten, am Wettbewerbsgedanken und der Raubbau am eigenen Körper. Das ist für mich moralisch nicht in Ordnung. Diese unglaubliche Scheinheiligkeit besteht jedoch darin, dass sich alle, von Bjarne Riis bis Marco Pantani, in dem Erfolg gesonnt haben. Nun wird auf einmal mit dem Finger auf Leute gezeigt, von denen doch jeder wusste, dass da etwas getan wird. Erinnern Sie sich nur an die letzte Tour de France, als Floyd Landis nach einer Etappe völlig zusammengebrochen ist. Das ist bei diesen Strapazen eine für mich völlig verständliche körperliche Reaktion. Dann geschah plötzlich die Weltrekord-Regeneration und er ist bei der nächsten Etappe allen weggefahren. Das ist mit normalen Mitteln und noch so viel Kohlehydraten nicht möglich. Und nun wird Riis der Toursieg aberkannt, aber was ist mit dem Zweiten?



    Glauben Sie aufgrund der recht umfangreichen Geständnisse an einen Selbstreinigungsprozess, der gerade dem Radsport wieder zu einem besseren Image verhelfen kann?


    Wenn der Wettbewerb so bleibt, wie er ist, dann bin ich sehr skeptisch. Die Zuschauer wollen Top-Leistungen sehen und die Medien darüber berichten. So ist es nun einmal. Ich weiß aber, dass es mit normalen Mitteln nicht möglich ist. Warum macht man als Leichtathlet Höhentraining oder eine Eigenblut-Therapie?



    Und wie ist es im Fußball?


    Ich bin davon überzeugt, dass der Fußball sauber ist. Wenn einer, wie damals Roland Wohlfarth, mal ein Nahrungsergänzungsmittel genommen hat, dann war das eine Dummheit, aber der will doch nicht bewusst betrügen. Und was nützt es zum Beispiel, wenn ein Torwart Captagon nimmt? Der neigt dann doch nur zu Überreaktionen. Raimund Aumann hatte zum Beispiel mal bei einem Spiel Zahnschmerzen ohne Ende, aber er durfte nicht spielen, denn er hätte Schmerzmittel nehmen müssen, die auf der Dopingliste standen. Deshalb plädiere ich dafür, dass man bei einer notwendigen medizinischen Indikation diese Mittel anwenden darf. Ich weiß aber auch, dass dann ganz schnell die Grenzen verschwimmen könnten.



    Anderes Thema: Um den Trainer Peter Neururer ist es still geworden. Werden Sie nicht langsam wahnsinnig, dass Sie derzeit ein großes Thema sind, aber eben nicht so, wie Sie es sich wünschen?


    Bis zum 30. Juni läuft ja noch mein Vertrag mit Hannover 96. Aber ich will arbeiten, ganz klar, das weiß jeder, der mich kennt. Ich hatte in letzter Zeit mehrere Angebote aus dem Ausland, aber da war noch nichts dabei, was mich richtig berührt hat.



    Zum Beispiel?


    Es gab Angebote aus Nigeria und Ägypten, wo ich hätte Nationaltrainer werden können. Aber das ist nicht mein Ding. Wenn ich nicht emotional hinter einer Sache stehe, dann kann ich das meinen Spielern auch nicht glaubhaft rüberbringen. Verbandsarbeit ist ohnehin nichts für mich. Ich möchte jeden Tag auf dem Platz stehen. Nehmen wir Jogi Löw als Beispiel. Er hat immer nur begrenzte Zeit, um mit seinen Spielern zu arbeiten und muss sich ansonsten auf die Arbeit der Bundesligatrainer verlassen.



    Wann läuft die Uhr für einen Trainer, der schon lange im Geschäft ist und bei zahlreichen Vereinen gearbeitet hat, ab?


    Ich bin in einem Alter, das in dem Job noch akzeptabel ist. Mit über 500 Spielen als Bundesligatrainer habe ich eine gewisse Erfahrung, die bei manchen Verantwortlichen gefragt ist. Ich habe Kalli Feldkamp letztens auf dem Flughafen getroffen, er ist nach Malaga geflogen und ich nach Mallorca. Ich habe ihm gesagt: ‘Glückwunsch, Kalli!‘ Das ist doch klasse, dass er Galatasaray übernommen hat. Er ist zwar laut Pass 73, aber gefühlt höchstens 50. Wieso sollte er also nicht mit Erfolg arbeiten?



    Schalke und Bochum waren zwei Stationen Ihrer wechselvollen Karriere und natürlich auch zwei Leidenschaften, in beiden Vereinen sind Sie Mitglied. Wie beurteilen Sie die abgelaufene Saison des S04 und des VfL?


    Ich fange mal bei Schalke an: Vom Verlauf der Saison war es enttäuschend, dass es nicht zur Meisterschaft gereicht hat. Eigentlich war die Entwicklung sensationell gut, bis dahin, als Sie Platz eins übernommen haben. Leider konnte die Mannschaft die Leistung nicht bis zum letzten Spieltag halten und dass die Führung ausgerechnet in Dortmund abgegeben wurde, war natürlich für alle Schalker absolut bitter.



    Trägt Schalke nun ein Loser-Image mit sich herum, das es erstens so schnell nicht mehr los wird und zweitens bei den Nachbarn, besonders in Dortmund, für besonders viel Schadenfreude sorgt?


    Ach was, so etwas wird gerne als Argument angeführt, hat aber nichts zu sagen. Gerade bei Schalke war außer Gerald Asamoah doch keiner mehr von 2001 dabei. So kann sich keine Sieger-Mentalität entwickeln, wenn ich als Trainer den Spielern auch noch das Gefühl gebe, sie können das und das nicht schaffen.



    Über "Ihren" VfL singen die eigenen Fans gerne: ‘Wir steigen auf, wir steigen ab und zwischendurch UEFA-Cup!‘ Das hat auch etwas Fatalistisches!


    Richtig, bei sechs Abstiegen ist das auch nicht wirklich ein Wunder, sollte aber, wie im Falle von Schalke, nicht als Alibi für schwache Leistungen herangezogen werden. Der VfL hat für mich eine sensationelle Saison gespielt. Man muss ja gucken, wie miserabel die Mannschaft in die Saison gestartet ist. In einem anderen Umfeld hätten die Verantwortlichen sicher schon anders reagiert. In Bochum war das nicht so und das ist gut so. Wenn in der Winterpause einer gesagt hätte, Bochum landet am Ende der Saison auf Platz acht, jeder hätte ihn für verrückt erklärt. Der VfL hat das Optimale aus seinen Möglichkeiten rausgeholt.


    Diskussionen gibt es auf Schalke gerade verstärkt um den bevorstehenden Abgang von Lincoln!


    Mir klingeln die Ohren, wenn ich an Sprüche denke wie 'den sollte man mit der Schubkarre wegbringen'. Aber wenn er wirklich geht und es läuft sportlich mal nicht, dann sind das die ersten, die schreien: Wie konnte man einen solchen Mann nur gehen lassen?



    Ist der Fußball heute so schnelllebig geworden, dass das Große und Ganze gar nicht mehr gesehen wird?


    Die Kurzfristigkeit ist vorgegeben. Mittelfristigkeit bedeutet heute schon, wenn man an das nächste Spiel denkt. Armin Veh ist das beste Beispiel dafür: Er wurde als Überganstrainer bezeichnet, startete denkbar schlecht in die Saison und war so gut wie gefeuert. Und was passiert? Er wird Deutscher Meister. Es setzt sich nur derjenige Verein durch, der in der Führung Stärke zeigt. Unabhängig davon, was im Umfeld geredet oder geschrieben wird.



    In dieser Hinsicht schwärmen Sie noch immer vom VfL-Vorstand!


    Nur in Bochum habe ich eine Führung gehabt, die zu 100 Prozent zu mir gestanden hat. Dabei herausgekommen ist ein Aufstieg, ein neunter Platz, der UEFA-Cup-Einzug inklusive tragischem Ausscheiden und danach eine Pause, die passiert, wenn in Bochum Leistungsträger verkauft werden müssen. Wo gibt es solche Vereine, bei denen man die Chance hat? Es müsste eine Bewusstseinsveränderung von Statten gehen, aber ich glaube nicht mehr daran. Ich habe in Bochum Entwicklungen erlebt, wie den Bau des Stadioncenters, neue Trainingsgelände und plötzlich traumhafte Bedingungen im Umfeld, die meißeln sich automatisch ins Gedächtnis. Da könnte ich 30 Mal Meister werden, 10 Mal die Champions League gewinnen, das ist ein Gänsehautgefühl, das lässt sich nicht steigern.



    In der Schlussphase der Saison wurde das Verhältnis zwischen den Schalker-Fans und denen aus Bochum und Dortmund stark belastet, noch immer schlägt dieses Thema hohe Wellen. War die Stimmung bei den Derbys von Hass geprägt?


    In Bochum war die Atmosphäre eine rivalisierende, aber keine unsportliche. Der VfL brauchte die Punkte, musste gewinnen. Von Hass, der eh nicht in den Sport gehört, war nichts festzustellen. Aber in Dortmund war das anders. Das war ganz schlimm. Auf der Gegentribüne wurden aggressive Handlungen vorgenommen, so etwas habe ich in den letzten Jahren auch nicht erlebt.


    Von der oft zitierten Ruhrgebietsmentalität ist also keine Spur mehr?


    Das hängt auch vom Standort in der Tabelle ab. Schalke hat Dortmund so weit rechts überholt, das ist kaum noch zu fassen. Identität im Revier tritt dann auf, wenn es gegen Bayern gehen würde. Stuttgart hat eine sympathische Rolle gespielt, außerdem berühren sie uns nicht im Revier. Bayern ist das Feindbild, obwohl das der bestgeführte Verein ist. Aber Schalke, Bochum und Dortmund bieten Berührungspunkte, beispielsweise im Büro. Solange alles sportlich fair abläuft, ist das wunderbar. In Dortmund war das nicht der Fall. Aber mal ehrlich: Wenn der vermeintliche Schalke-Fan sagt, dass er Dortmund den Abstieg gönnt, dann hätten ihm die zwei Derbys in der kommenden Saison schon gefehlt. Unsere Region lebt einfach von diesen Derbys.



    Wird man Sie auch in Zukunft auf den Tribünen des Reviers sehen?


    Ich hoffe nicht ganz so lange, das würde ja bedeuten, dass ich immer noch frei bin. Aber sonst habe ich das immer so gehalten, dass ich nur zu Vereinen im Revier gefahren bin. Wenn ich in Stadien gehe, heißt es gleich, dass ich einen Job suche. Aber Trainer werden gefunden, da habe ich doch keinen Einfluss drauf. Meine Verpflichtung ist es doch, dass ich mich informiere, mir die Spiele angucke. Ich kann sonst nicht sagen, dass ich einen Verein übernehmen werde, aber leider hab ich diesen noch nie gesehen. Und hier im Pott habe ich das nicht, werde einfach akzeptiert. Deswegen fahre ich höchstens mal zu Länderspielen in andere Arenen.