Al Snow spricht über WWE, Reality-Shows, Chris Benoit, neue Talente uvm.!

  • Gestern hatten unsere Kollegen von WrestlingEpicenter.com das Vergnügen, den ehemaligen ECW- und WWE-Wrestler Al Snow zu interviewen. Hier die Highlights aus dem Interview:


    Zuerst sprach Snow von seiner aktuellen Situation, er bestätigte, dass er kein Angestellter von WWE mehr sei, aber er hat viele andere Dinge, die er verwirklichen will. Auch seine aktive Karriere sei keinesfalls vorüber, schließlich hat er schon einige Independent Shows absolviert und ist auch nicht dagegen, wieder zu WWE zurück zu kehren oder gar bei TNAW anzuheuern.


    Er habe auch keine bösen Gedanken hinsichtlich WWE, schließlich haben sie ihm so lange ein Zuhause gegeben und ihn auch gut eingesetzt. Das Problem war allerdings, dass er selbst sein schlimmster Feind war und einige Chancen nicht einmal sah, als sie direkt vor ihm standen. Aber Snow mag auch die Freizeit und Möglichkeiten, die er im Moment hat. Hinsichtlich TNAW sagte Snow, dass er es begrüßen würde wenn sie zu einem echten Konkurrenten werden würden, da Konkurrenz das Geschäft belegt. Ob er jemals Teil der Liga werden würde? Wer weiß? Er sei zwar absolut loyal zu WWE, aber noch loyaler ist er zu seiner Familie und wenn die Situation passt, könnte er sich auch für TNA entscheiden.


    Angesprochen auf die vielen Realityshows, die im Grunde das Konzept von Tough Enough (Eine WWE-Show in der Leute zu Wrestlern ausgebildet wurden, basierte auf "Big Brother" und brachte Wrestler wie Maven, John Morrison oder Matt Morgan hervor kopieren erwiderte Snow, dass es geradezu schmeichelhaft wäre. Shows wie "The Ultimate Fighter", "Top Model" und "The Apprentice" wären wirklich im Konzept wie Tough Enough und er versteht bis heute nicht, wieso das Konzept in der letzten Staffel geändert wurde. Er habe zwar einige Vermutungen, warum die damaligen Kandidaten wie Daniel Puder, The Miz oder der spätere American Gladiator Justice Smith anstelle einer Realityshow diverse Aktionen bei SmackDown! vollbringen mussten, wie bei der jährlichen Diva Search, aber diese Vermutungen wären nicht fundiert genug um sie laut auszusprechen. Schließlich würden die Medien es ja lieben, Spekulationen groß aufzubauschen und sie außerhalb des Rahmens auszuschlachten.


    Dieser Punkt führte zum Thema Chris Benoit. Hier waren viele Menschen der Ansicht, dass Wrestling die Schuld an Benoits Taten trug, was die Leute die gern über Probleme diskutieren, die Möglichkeit gibt, sich von der Tragödie selbst zu distanzieren und anderen die Schuld zu zuweisen. Gleiches galt damals auch für die Tragödie an der Columbine High School, als man einen Sündenbock in Marilyn Manson fand. Der Grund, warum die Benoit-Story so dermaßen in den Nachrichten ausgeschlachtet wurde ist, dass genau diese Meldung hohe Ratings einbrachte und deswegen jeder Sender auf den Zug aufsprang. Angesprochen auf seine Meinung darüber, dass Chris Benoit quasi aus der WWE-Geschichte ausradiert wurde antwortete Snow, dass es die Firma von Vince McMahon wäre. Er ist verantwortlich für sich selbst, für seine Familie und die 1.000 Menschen, die für ihn arbeiten. Er muss tun, was er für sich und seine Firma für richtig hält.


    Die jungen Talente beäugt Al Snow sehr kritisch. Es gibt viele unter Ihnen, die beispielweise Aktionen zeigen, wenn diese gar keinen Sinn machen, demnach keine Ahnung vom Storytelling eines Matches haben. Früher, als Snow anfing, war es sehr schwer im Business Fuß zu fassen, heute ist es dagegen fast ein Kinderspiel. Im Zusammenhang gab es noch eine Anekdote, wieso sich Wrestler eigentlich die Hand schütteln. Damals, als es noch Territorien gab, war der Händedruck ein Standard. Jeder Wrestler wusste, dass er sich auf den Anderen verlassen musste, schließlich könnte jede unbeachte Aktion Einfluss auf das ganze Territorium haben. Heutzutage fühlt es sich an, als könne jeder Typ überall wrestlen und müsste sich keine Gedanken machen, ist für nichts verantwortlich und muss auch nicht soviel trainieren wie früher. Die Jungs heute wüssten gar nicht mehr, warum sie sich eigentlich vor den Matches die Hand schütteln.


    Für Snow ist ein großartiger Worker nicht der beste Entertainer, sondern die wahre Aufgabe sei es die Fans davon zu überzeugen, dass sie einen echten Kampf kriegen. Die Leute müssten in diese Fantasie gesogen werden, so wie es auch bei Filmen passiert. Aktionen, also Moves, zeigt man aus zwei Gründen: 1. Um das Match zu gewinnen. 2. Um das Match nicht zu verlieren. Es macht doch überhaupt keinen Sinn einen atemberaubenden Move zu zeigen um seinen Gegner dann wieder auf die Beine zu zerren.


    Vince McMahon wird gerne dafür verantwortlich gemacht, das Geschäft herunter gewirtschaftet zu haben, weil er die Territorien beendete. Für Snow ist der wahre Grund aber eher, dass irgendwann diese "The Monster Factory"-Trainingscenter aus dem Boden sprießen und sich über das ganze Land breit machen. Immer mehr und mehr Leute mit wenig oder gar keiner Erfahrung haben diese Läden geleitet und mit ihrem Unwissen irgendwelche Typen für viel Geld trainiert. Damals mussten Wrestler aber nicht nur mehr drauf haben, was Ringpsychologie angeht, sondern auch nach "Wrestler" aussehen. Heutzutage geben die Jungs nicht mehr viel darauf, aber Snow ist der Meinung, dass ein Wrestler auch danach aussehen würde, als wäre Training sein Leben - dies bedeutet allerdings nicht, dass er ein 2 Meter-Muskelkoloss sein sollte. Aber austrainiert sollte man als Wrestler schon sein. Viele würden auch nicht verstehen, dass TV-Zeit für eine Firma viel Geld kostet. Natürlich will man als Promoter das Geld wieder haben und somit sollten sich die Wrestler sehr anstrengend, um ihrem Arbeitgeber Gewinn zu erwirtschaften und somit sollten sie immer ihr Bestes geben.


    Das Thema wurde dann auf das ECW-Brand bei World Wrestling Entertainment geleitet. Snow sagte hierzu, dass es Vinces ECW ist und er da unterschiedliche Ansichten hat, als beispielsweise Paul Heyman. Aber auch wenn sie unterschiedliche Auffassungen haben, so haben sie doch alle das selbe Ziel: Gescriptete Kämpfe zu verkaufen.


    Auch wurde Al Snow gefragt, ob er denn ein Buch schreiben wolle, wie so viele seiner Kollegen. Snow antwortete, dass er viele wirklich gute Geschichten über das Wrestling weiß und dies auch das beste Geschäft in der Welt sei, aber er sei nicht sicher ob er das auch alles in ein Buch transportieren könne. Und auch, wenn er schon im Filmgeschäft schnuppern durfte (Snow spielte in "Still Life" mit), so wäre dies keine Konkurrenz für seine wahre Leidenschaft.


    Weiterhin liebte er alle seine Charaktere, die er jemals darstellte. Wenn es dazu diente ihn vor das Publikum zu bringen, damit er vor ihnen wrestlen konnte, dann war es eine gute Sache und es störte ihn nicht im geringsten, was er darstellen musste. Die Menschen sollten das Wrestling nicht so ernst nehmen. Hier zitiert er gerne Joey Matthews, der einst sagte, dass es doch nur zwei Typen in Unterhose seien und er nicht verstehen könnte, wie man das so ernst nehmen könne.


    Noch einmal wurde Snow auf die jungen Wrestler angesprochen, woraufhin er sagte, dass diese immer das beste Match auf der Card haben wollen. Doch darum ginge es gar nicht. Man muss nicht das beste Match haben, sondern das Match, dass die meisten Tickets verkauft. Diese Einstellung mit dem besten Match kommt allerdings davon, dass man Leute beeindrucken will, die Revies schreiben. Diese Reviewer würden mit ihren Sternchen-Ratings zwar einen guten Willen zeigen, hätten aber gar keine Ahnung, da sie selbst nicht in einem Ring standen, was es heißt, ein gutes Match zu zeigen. Die Wrestler würden die Shows mit Leben füllen, nicht die Fans an ihren Schreibtischen.



    Quelle: Genickbruch.com