UFC: Nach allen Regeln der Kampfkunst - Experten aus Sport und Medizin fordern offenen Umgang mit Mixed Martial Arts!

  • Nach allen Regeln der Kampfkunst: Experten aus Sport und Medizin fordern offenen Umgang mit Mixed Martial Arts


    Köln, London, 10. Juni 2009. Kaum eine Sportart hat in jüngster Vergangenheit die Gemüter in Deutschland so bewegt wie Mixed Martial Arts (MMA), die am 13. Juni erstmals in Köln präsentiert wird. Während Lokalpolitiker im Vorfeld der ersten Veranstaltung der Ultimate Fighting Championship (UFC) sogar ein Verbot fordern, verweisen unabhängige Experten auf rationale Argumente. Laut Kommentator Tobias Drews zeichnen sich MMA durch eine hohe Professionalität und strikte Regeln aus. Der Sportmediziner Dr. Karl-Heinz Moser betont, dass das Verletzungsrisiko im Vergleich zu anderen Kampfsportarten gering sei.


    Tobias Drews, einer der bekanntesten Box-Kommentatoren bei RTL und Premiere, bezeichnet die modernen MMA-Kämpfer als Allroundtalente: "Jeder Kämpfer muss genauso viel Fähigkeiten im Boxen besitzen wie im Ringen, im Bodenkampf und mit Wurftechniken sowie unterschiedlichen Hebeln und Aufgabegriffen." Aus der Perspektive von Drews beginnt die Geschichte des MMA mit der Frage, wie ein Boxer etwa im direkten Kampf gegen einen Karateka oder ein Ringer gegen einen Judoka abschneidet. "Der Schaukampf Muhammad Ali gegen den Ringer Inoki brachte 1976 keine neuen Erkenntnisse. Erst mit der Entwicklung der neue Sportart MMA konnten sich die einzelnen Kampftechniken verbinden lassen. Wichtigste Voraussetzung: Ein umfassendes Regelwerk und klare Strukturen sowie strikte ärztliche Kontrolle, wie es die führende Organisation UFC, die Ultimate Fighting Championship, garantiert."


    Emotionen im geregelten Rahmen ausleben


    Doch MMA hat noch weitere Funktionen, wie der Sportwissenschaftler Dr. Gunter A. Pilz, Lehrbeauftragter für Jugendgewalt, und Gewaltprävention an der Fachhochschule Hannover, betont. "Es geht bei MMA um Leistung und Wettkampf. Und um - anders als in den vergangenen Wochen vielfach berichtet - verbindliche Regeln, ein wesentliches Element in punkto Gewaltprävention." Der reglementierte Kampfsport erfüllt eine wichtige Funktion: "Was würde ein Verbot von Kampfsport bringen? Wir müssen uns doch die Frage stellen, was passiert, wenn es nicht die Möglichkeit gäbe, Emotionen in einem solchen geregelten Rahmen auszuleben."


    Vergleichsweise geringes Verletzungsrisiko


    Dr. Karl-Heinz Moser, Arzt für allgemeine Chirurgie, Sportmedizin und Spezielle Unfallchirurgie, ergänzt: "Aus medizinischer Sicht müsste man dann natürlich alle professionellen Sportarten mit einem erhöhten Verletzungsrisiko verbieten - neben den Kampfsportarten auch Fußball, Reiten, Skifahren oder Autorennen." Als Ringarzt kennt er das Verletzungsrisiko. "Betrachtet man aber alle professionellen Sportler wie Angestellte der Sportindustrie, muss man ihr Risiko, in Ausübung Ihrer Sportart eine schwere Verletzung zu erleiden, mit dem eines Bauarbeiter oder eines Arbeiters auf einem Bauernhof vergleichen. Nach amerikanischen Untersuchungen liegt das Todesfall- oder Verletzungsrisiko der Arbeiter sogar höher, als das der Sportler."


    Der Vergleich zu anderen Sportarten fällt noch dramatischer aus: "Der professionelle Boxsport hatte in den Jahren 2000 bis 2007 einschließlich der Toughman Fights 68 Todesfälle zu verzeichnen. Bei den geregelten MMA-Kämpfen kam es zwischen 2001 und 2007 zu keinem einzigen tödlichen Zwischenfall. Die Gehirnerschütterungsrate liegt im professionellen Boxsport bei 11,5 Prozent und damit deutlich höher als bei den geregelten MMA-Kämpfen. Mit 3 Prozent entspricht sie der von internationalen Taekwondo-Kämpfen", führt Dr. Moser weiter aus.


    Differenzierte Diskussion über Gewaltprävention


    Für Dr. Ernst Friedrich, Dozent für Pädagogik und Psychologie an der Fachakademie für Sozialpädagogik in München, Unternehmensberater, Coach und Lehrer für Taekwondo, steht die aktuelle Diskussion um MMA in einer Linie mit den Verbotsforderungen von Ego-Shootern und Paintball: "Im öffentlichen Umgang mit diesen Themen findet oft eine Vermischung von objektiven Grundsätzen und populistischen subjektiven Urteilen statt. Genauso wie darauf geachtet werden muss, dass verantwortlich mit der Darstellung und Veröffentlichung dieser Wettkämpfe umgegangen wird (sie z.B. Kindern bzw. Jugendlichen in der Pubertät nicht zugänglich zu machen, ohne sie mit in diesem Bereich erfahrenen Erwachsenen zu reflektieren, Verzicht auf Sensationsberichterstattung), muss die Diskussion über Gewaltprävention viel differenzierter geführt werden, um die Wurzeln zunehmender Gewaltbereitschaft bekämpfen zu können. Die individuelle Gewaltbereitschaft hängt vor allen Dingen davon ab", erklärt Dr. Friedrich, "wie die persönlichen Voraussetzungen, das sozio-kulturelle Umfeld beschaffen sind und welche Lern- und Entwicklungsgeschichte die betreffende Person vollzogen hat."


    Über die Ultimate Fighting Championship (UFC)


    Die UFC ist der weltweit größte Veranstalter von Mixed Martial Arts Wettkämpfen. Die UFC ist ein Tochter-Unternehmen der Zuffa LLC, eines US-amerikanischen Sportvertriebs mit Hauptsitz in Las Vegas, Nevada. Sie wird von den angesehensten Sportaufsichtsbehörden anerkannt und reglementiert.



    Quelle: UFC