pokusa's Horrific Moments in Wrestling #11 – Hulk Hogan vs. The Giant in einem Sumo Monster Truck Match

  • Die "Horrific Moments in Wrestling"-Kolumne beleuchtet in unregelmäßigen Abständen die schlimmsten, peinlichsten & schrecklichsten Gimmicks, Storylines, Angles und Matches, die die Fans je zu Gesicht bekommen haben. Dabei wird ligenübergreifend aus jeder Zeit ein Thema gepickt.


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    Datum: 29. Oktober 1995


    Die folgende Geschichte fällt einmal wieder unter die Kategorie „Will der mich verarschen?“. Oder alternativ auch unter „WTF!?“. Auch wenn es manchmal den Anschein macht: Nein, ich denke mir diesen Blödsinn nicht aus! Durch eine mehr oder weniger reibungslose Kindheit, ein normales Privatleben und nur mäßigen Drogenkonsum kann ich mir diesen ganzen Crap doch gar nicht aus den Fingern ziehen. Dazu fehlt mir schlicht und ergreifend das Talent! Also kurz und knapp: Alles, was ihr lesen werdet, ist definitiv und belegbar wirklich passiert! Jaha! Ich konnte es selbst kaum glauben.


    Wieder einmal spielte sich alles in der WCW ab. Hulk Hogan sicherte sich in seinem ersten Match für World Champion Wrestling überhaupt sofort die prestigereiche World Heavyweight Championship und gab das Gold dann auch die drauffolgenden 469 Tage (!) nicht mehr ab. Hulk Hogan wandelte die WCW während seiner Zeit als Champion Schritt für Schritt in eine Kopie der WWF der späten 80er um – in noch schlechter! Der „Hulkster“ gab einen feuchten Dreck auf die ehrwürdige Geschichte der Liga und sorgte dafür, dass all seine sogenannten Arschkriecher-Freunde einen Job bekamen, die Gimmicks der Wrestler bizarrer Bullshit waren und sich Storys qualitativ auf einem Niveau abspielten, dass einem die (männlichen) Tränen kommen. Die Formkurve der WCW sank quasi seit dem Jahre 1990 kontinuierlich ab. Seit dem Engagement von Hulk Hogan kommt es einem aber so vor, als hätte sich Hogan persönlich mit seinem selbstverliebten Arsch auf diese Kurve gesetzt, um sie mit aller Macht noch rasanter nach unten drücken zu können. Damalige Fans empfanden die Jahre 1994 und 1995 indes als der eigentliche Abstieg der Company, denn die niveauvolle Stammzuschauerschicht hat man mit diesem aufgewärmten Sondermüll natürlich in rasender Geschwindigkeit vergrault. Als die WCW dann Jahre später auch vom Entertainment her nicht mehr überzeugen konnte, sind schließlich alle Zuschauer zur WWF abgewandert. Aber das ist eine andere Geschichte.


    Auf jeden Fall wandelte in der WCW im Jahr 1995 ein Stable herum, das trashiger nicht hätte sein können. Und damit meine ich nicht diesen sympathischen Insider-Trash, ich meine trashigen Crap Trash. Absoluten Dünnpfiff gepaart mit abgrundtiefem Hass gegenüber den Fans. Fast schon absichtlich fabrizierte Scheiße. Das Stable war vollgepackt mit ehemaligen WWF Wrestlern und Hogan-Buddies, die unter anderem die Gimmicks eines Haifisches, einer Mumie und das Monster von Loch Ness verkörperten. Beim besagten Fall Brawl im Main Event aber kam es zu dem vermutlich schlechtesten Match der Geschichte des Wrestlings: Die „Hulkamaniacs“ (Hulk Hogan, Randy Savage, Lex Luger & Sting) gegen den eben erwähnten Dungeon of Dünnpfiff…öh…Doom. Dabei muss natürlich nicht weiter erwähnt werden, dass Hulk Hogan selbst jeden einzelnen der vier Gegner besiegte, während seine Randerscheinungen allesamt den Platz für den Hulkster warmhalten durften. Super-Cena ist heutzutage ein Witz gegen die Ein-Mann-Armee aus den 90er Jahren namens Hulk Hogan! Der World Champion stellte sich der 4-on-1-Handicap Situation wie ein wahrer Mann und schmiss das Match alleine. Aus Ehrfurcht vor dem besten Wrestler aller Zeiten verhielten sich die Mitglieder vom Dungeon of Doom auch passend wie totale Volltrottel. Besonders pervers ist dabei, dass Hogan mit Lex Luger und Sting zwei WCW Topstars in seinen eigenen Reihen dazu verwendete, sich selbst zu präsentieren und sie gezwungenermaßen zu „Hulkamaniacs“ zu machen.


    Hulk Hogan…ne, die „Hulkamaniacs“…nein, eigentlich doch Hulk Hogan alleine gewann dieses Match und bekam mit dem Chef des Dunegons of Dooms, „Taskmaster“ Kevin Sullivan, fünf Minuten alleine im Käfig. Und nein, daraus hat Hulkster kein Porno-Tape gemacht! Auf jeden Fall debütierte dann ein Mann namens „The Giant“, heute besser bekannt als „Big Show“, und attackierte Hogan.


    Auch Paul Wight, so der bürgerlicher Name vom Giant, musste sich seine Sporen verdienen und wurde ins eiskalte Wasser geworfen. Der arme Mann konnte ja nicht einmal etwas dafür, dass die WCW Offiziellen solche Strohköpfe waren. Auf jeden Fall durchforsteten irgendwelche Talent Scouts oder andere Gestalten, die ihren Job nicht einmal ansatzweise beherrschten, bei einer Show das Publikum etwas genauer, um einen neuen Wrestler zu finden. Dabei entdeckten sie einen großen, haarigen Typen, der bis auf sein Dasein als Wrestling-Fan nie irgendwas mit dem Sport an sich zu tun hatte. Ihr lest richtig! Die WCW hat einen Typen in eine Main Event Fehde gegen Hulk Hogan gesteckt, obwohl dieser Typ noch nie in seinem Leben im Ring stand, geschweige denn irgendwelche Aktionen draufhatte. Er war einfach nur ein Fan! Manche Leute mögen von göttlichem Schicksal sprechen, denn ohne die WCW wäre Paul Wight heute kein erfolgreicher Multi-Champion in der WWE. Zu dem damaligen Zeitpunkt war das aber alles einfach nur ein schlechter, trauriger Scherz. Aber das allein ist nur eine Absurdität.


    Nachdem Wight eine Woche ohne Erfolg irgendwelche Basics im WCW Power Plant lernen sollte, war „The Giant“ nun sofort ohne Umwege ein Main Eventer. Einen Platz, den sich Wrestler wie Sting früher hat erarbeiteten mussten. Im Jahr 1995 gesellte sich Anti-Wrestler Giant (er ist doch nur ein Fan…!) hingegen zu den Neu-Main-Eventer wie Braun the Leprechaun oder Brutus Beefacke.


    The Giant schloss sich (passenderweise) dem Dungeon of Doom an und drehte peinliche Promos aus einer Eishöhle (richtig!), aus welcher er Hulk Hogan den Tod wünschte. Anfangs betitelte die WCW den Giant noch verzweifelt als Sohn von André the Giant, leider ließ man das aber aus Angst vor Klagen fallen. Schade, für diesen Mist hätte die WCW ohne Witz bis auf den letzten Penny vor Gericht gezogen werden sollen. Auf jeden Fall lieferte der Giant C-Movie taugliches Rumgeschreie aus einer Höhle ab. Er wolle die Hulkamania zerstören!


    Nun gut, die WCW hätte diesen Schmarrn halt nach einem schlechten Match zwischen Hogan und dem Giant beenden können. Aber das wäre ja viel zu konventionell für das Jahr 1995! Deswegen waren neben Taskmaster Kevin Sullivan noch Motorräder und irgendwelche Mumien involviert. Schauderhaft. Aber das allerbeste kam erst zum Schluss. Aufgepasst: Ein dickes, großes, haariges, brüllendes und gefährliches Monster aus einer Eishöhle, das Hulk Hogan zerstören wollte, konnte für sich alleine genommen nicht für Angst und Schrecken sorgen. Deswegen hat sich The Giant etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Er hat sich einen Monster Truck geholt! Leute…einen verdammten MONSTER TRUCK! MOOOONSTER TRUCK! Mein Gott nochmal.


    Der Giant hat Hogan mit diesem MONSTER TRUCK immer weiter geärgert, angegriffen und terrorisiert, weswegen sich Hogan Pläne machte, diesem Terror ein Ende zu setzen. Der WCW World Heavyweight Champion ließ sich also logischerweise selbst einen MONSTER TRUCK anfertigen, um fortan gegen Giant antreten zu können. Bei Halloween Havoc, die Show, die schließlich am oben genannten 29. Oktober stattfand, kam es also zwischen dem furchtlosen Champion Hulk Hogan und dem Killermonster The Giant zu einem (Zitat) „Sumo Monster Truck Match“ auf dem Dach der Arena! Ziel dieses epischen, fehdenbeendenden Matches war es, seinen Gegenüber aus einem aufgezeichneten Kreis zu schieben. Das ist einer für sich schon peinlich genug, allerdings täuschten Hogan und der Giant ihre Künste am Lenkrad nur vor. In Wirklichkeit lenkten Profis diese tonnenschweren Dinger. Das macht also diesen ganzen überflüssigen Bullshit noch viel überflüssiger. Just for the record: Selbst in einem Sumo MONSTER TRUCK Match konnte Hulk Hogan nicht verlieren, relativ unspektakulär besiegte er den Giant – also beförderte er ihn aus diesen Kreis da.


    Ein rumbrüllender, eher wie ein Geisteskranker wirkender The Giant stürmte nach diesem MONSTER TRUCK „Match“ auf Hulk Hogan zu, der mit einer beschämenden schauspielerischen Leistung seine pure Angst zu Ausdruck brachte. Trotzdem beförderte Hulk Hogan The Giant vom Dach. Noch einmal zum Mitschreiben: Hulk Hogan warf The Giant von einem riesigen Gebäude herunter. Herunter auf Betonboden. Platsch. Tod. Theoretisch müsste The Giant unten noch ein Haufen Matsche sein oder so. Auf einmal kam der mitfühlende Held Amerikas in Hulk Hogan zum Vorschein: Mit einer im Vergleich noch viel schlimmeren schauspielerischen Leistung brachte Hogan dieses Mal seinen Schock zum Ausdruck. Er nuschelte sich irgendein wehleidiges „Oohoh nooo, ohoho noo“ in den blonden Bart und versuchte vergebens sich so darzustellen, als müsse er fast Heulen. Eigentlich heulten aber die Fans vor den Fernsehgeräten.


    Dieser Scheißdreck wurde dann aber noch getoppt! Zurück in der Arena nahm der nach wie vor „geschockte“ Hulk Hogan den Titel an. Es wäre töricht zu denken, dass er so etwas ablehnen würde. Aber Moment? Plötzlich kam The Giant wieder zum Ring gelaufen. Entgegen aller Vermutungen aber quicklebendig, ohne irgendeine Macke. Öh…was zur Hölle? Im Ring fand daraufhin ein ganz normales, unterunterunterunterdurchschnittliches Match zwischen Hogan und dem Giant statt und niemand erwähnte diesen tödlichen Sturz vom Dach.


    War also diese ganze Geschichte mit den MONSTER TRUCKS, dem Dachsturz, den Eishöhlen und den anderen Absurditäten nötig? Verdammt nein! Dieser ganze Angle war einzig und allein auf die kranken Gedankengänge von Hulk Hogan zurückzuführen, der mit einem völlig überdimensionalen Ego die WCW über die Jahre hinweg zerstörte und das machte, was er wollte. Grauenhaft. Grau-en-haft. Der vielleicht peinlichste, schäbigste, lächerlichste und zu allem Überfluss unnötigste „Horrific Moment“ den ich kenne.


    Am Ende sicherte sich übrigens The Giant tatsächlich den Titel, wodurch ein bis vor einigen Wochen noch ganz normaler Wrestlingfan wie du & ich und absoluter Anfänger in Sachen Wrestling der wichtigste Mann der gesamten WCW war. Bravo! Wirklich! Applaus!

  • Pokusa, was ist'n mit dir los??? Das war doch absolutes Weltniveau damals! :D :D Mal ganz im Ernst: Hulkamaniacs vs. Dungeon of Doom und eben jenes Monster Truck Match, war das allererste mal dass ich (über die Bravo Sport und das DSF) mit Wrestling in Kontakt kam und das vor allem dermaßen cool fand. Damals waren Monster Trucks ja tierisch in, dadurch wurde mein Interesse geweckt (bei nem 10 jährigen nicht allzu schwer). Und vielleicht bin ich wegen diesem Segment heute Wrestling Fan - man weiß es nicht ;)

    [align=center]Steiner's Wrestling Tour 2014
    01.02.2014 TNA Maximum Impact VI London
    26.04.2014 wXw Superstars of Wrestling Oberhausen
    03.05.2014 GWP Focus on Optimum II Roth
    12.07.2014 GSW Power Game Marburg
    06.09.2014 NEW SnakePit Erlangen
    27.09.2014 WFW Night of Pride Waldkraiburg
    18.10.2014 wXw Slammania II Mannheim
    25.10.2014 SOW American Catch Wrestling IV Odelzhausen
    22.11.2014 wXw 14th Anniversary Tour Hamburg

  • Und vielleicht bin ich wegen diesem Segment heute Wrestling Fan - man weiß es nicht

    Das habe ich ja in der Kolumne etwas angedeutet: Damals war das alles total cool und "in", weil Hulk Hogan seine Mainstream Fans mitgebracht hat. Als die WWF aber ab 1997/1998 insgesamt gesehen die besseren Shows hatte, schaltete die WCW schlussendlich keiner mehr ein. Denn die Stammzuschauer hat man mit diesem Trash endgültig vertrieben. Man bedenke, dass bis vor einigen Jahren die WCW die besten Wrestler, die besten Matches, die besten Champions und die besten Fehden hatte - egal ob es eine reguläre Veranstaltung oder eine Houseshow war. Die WCW ab 1994 war hingegen lediglich schlecht kopierter Mist von der WWF der späten 80er, die ohnehin eine beschämend niedrige Qualität hatte.