WrestlingCorner Kolumne: Lebt AEW von Plutokratie?

Veröffentlicht am 15. November 2020 um 12:00 Uhr von Vincent Hummel in der Kategorie: Kolumnen.

In der gesamten Welt und mitunter des Sports sieht man nun des Öfteren erstrebenswerte Personen, die sich an der Spitze eines Vereins einkaufen und, der Tradition genommen, eine Entscheidungsgewalt darstellen. Bestes Beispiel hierzu wäre der Fußball. In diesem Sport ist mittlerweile vieles in überdimensionale Richtungen verlaufen. Die Exaltiertheit ist groß. Aber es gibt nicht nur im Fußball solche Muster. Längst hat dieses „Geschäftsmodell“ das Wrestling erreicht und mit AEW einen perfekten Garant gefunden.

Steht AEW für Plutokratie? Hat der Sport seine Echtheit verloren? Diese Frage kommt immer wieder auf. Ein gewisser Einfluss von Geld bedeutet auch den Einfluss von Macht sowie den Einfluss von Chancen. Letzteres wird wohl der größte Parameter sein, den Sportvorstände und -konzerne verfolgen. Lange Zeit hat man solche derartigen Muster nicht erkannt, weil es sehr oft eine Auslandsstrategie war. Da so etwas natürlich im Laufe der Zeit national ankommt, ist es nur eine Frage der Zeit. Der Fußball hat es schon seit Jahren in Deutschland erreicht und viele Leute verlieren nun die Lust am Sport.

Wir, als Wrestling Fans, haben lange eine Abwehrhaltung dagegen empfunden. Für uns war das immer in weiter Ferne und in der Umsetzung schwierig. Doch gerade die größten Firmen im Wrestling befinden sich im Ausland, sodass die meisten Wrestling-Fans gezwungen sind, ihr Augenmerk auch dorthin zu richten. Und für die Auslandsstrategie, die beschrieben wurde, erhalten wir die größte Bestätigung, sodass wir mit der amerikanischen Wrestling-Liga AEW (All Elite Wrestling) eine Liga und einen großen Geldgeber gefunden haben.

Natürlich könnte man jetzt weitere Beispiele anführen, wie z.B. die Auslandsvermarktung der WWE in Saudi-Arabien, das Aufkaufen kleinerer Ligen von WWE als Kompetitionsstopp. Das sind jedoch Beispiele, für die kein Geldgeber verantwortlich war, sondern durch kluges Wirtschaften eines Familienbetriebs etwaige Verfahren überhaupt erst möglich wurden. Es ist also bei weitem realistisch, in diesem Fall AEW zu beleuchten.

Es beginnt mit einer einfachen Idee zwischen einer Handvoll Wrestler. Angetrieben durch eine Wette und gleichzeitiger Booking-Laune veranstaltete man damals ein große Show mit namhaften Wrestlern. Das kam alles so gut bei den Fans an, dass die Gründung einer neuen Liga nicht fern blieb. Mit AEW legte man den Grundstein einer neuen Philosophie und Darbietung. Das stieß auf große Kritik, jedoch ferner auf größeren Erfolg, sodass man sich eindeutig als Konkurrenzliga zum Marktführer WWE betiteln könnte.

Wenn wir auf die Führungsetage von AEW blicken, erkennt man Namen wie Cody Rhodes, Kenny Omega, die Young Bucks…und Khan. Khan? Wer soll das denn sein? Das wird sich wohl ein jeder Wrestlingfan zu Beginn der Ära „AEW“ gedacht haben. Um das im Kurzformat zu erklären: Antony Rafiq Khan ist ein amerikanischer Geschäftsmann. Er ist der Sohn des Milliardärs Shahid Kahn und Teilbesitzer der Jacksonville Jaguars, des Fulham F.C…und Gründer der amerikanischen Wrestling-Liga AEW. Soweit so gut. So könnte man seine Biografie kurz und knapp sowie einleuchtend beurteilen. Allerdings fehlt ein kleines Detail, dass mit dem Stichwort „Geldgeber“ seine Vollendung findet.

Tony Khan, der Milliardär und gleichzeitig der Macher. Denn, wenn man ehrlich ist, ohne jenem hätte das Projekt, gerade in der Anfangszeit, keine großen Erfolgszahlen geschrieben, da, wie bei jeder anderen Indy-Liga, zunächst ein kleiner Geldrahmen zur Verfügung steht. Zweifellos würden Cody, Omega und die Bucks genügend Geld geben können, um eine stabile Liga zu entwickeln, nur ist die Liquidität erstmal begrenzt, so dass ein Mann mit täglichen Einnahmen in überdimensionaler Größe eine gute Alternative darstellt. Man hat also den richtigen Mann gefunden und die Liga in Rekordzeit etabliert.

Doch Geld heißt auch immer Macht. Und die Frage, die sich bei AEW stellt: Wer hat die Macht? Offiziell werden einige in der Leitung geführt (u.a. Cody, Omega, Bucks). Allerdings sieht die Wahrheit oft erschreckend anders aus. So oft man sich US-News durchliest, wird man merken, dass sich alle, inkl. Khan, oft nicht einig werden. Was dann passiert ist oft die logische Konsequenz: Tony Khan entscheidet alleine. Ein gutes Beispiel dafür wäre die Verletzung von Matt Hardy. Hierbei waren sich die Vize-Chefs und Khan nicht ganz einig. Es führte dazu, dass Khan jenes Match, wo Hardy sich verletzte, abbrechen ließ.

Es sind Kleinigkeiten, die vielleicht auch den anderen Teilhabern nicht stören, jedoch ein entscheidender Faktor, um der Eingangsthese zu bestätigen, dass Tony Khan sehr wohl der Plutokrat im Geschehen ist und durch seine enorme Hilfe und Bereitschaft sowie Liquidität die Macht besitzt, um sich alleinig einer Mehrheit zu widersetzen. Ob man das befürwortet oder nicht liegt im Auge des Betrachters. Jedoch sollte man immer bedenken, dass Wrestling, speziell AEW, kein Einzelfall ist und bleiben wird. Die Zukunft ist diesem System offener als jemals zuvor. Und uns als Zuschauer braucht es nicht zu kümmern, so lange wir ein Produkt zu konsumieren genießen.

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