WrestlingCorner Kolumne: Rated R Rumble Star!

Veröffentlicht am 7. Februar 2021 um 20:35 Uhr von Vincent Hummel in der Kategorie: Kolumnen.

Wer hätte gedacht, dass wir das nochmal erleben dürfen. Und dabei rede ich nicht einmal über den Triumph dieser Person, sondern eher wegen seiner bloßen Anwesenheit und der Gewissheit, dass Kämpfe kein Tabuthema mehr sind. Der „Royal Rumble 2021“ ist vorbei und er lässt tiefe Einblicke in eine große Zukunft zu.

Es war nicht überraschend. Edge hat zu den großen Favoriten gehört. Und selbst wenn er letztes Jahr per Ankündigung an der Battle Royal teilgenommen hätte, wäre er auch hier der Garant zum Sieg gewesen. Natürlich darf man nicht vergessen, dass sein Dauerrivale Randy Orton immer für eine Überraschung gut ist. Es wäre der dritte Rumble-Sieg, gleichzeitig Rekord, warum also nicht.

Viel mehr freut es mich, dass man die Battle Royal wie einen unendlichen Kampf zweier Kriegsparteien aufgebaut hat. Keiner will sich wirklich geschlagen geben. Und so zieht es sich fast eine Stunde hin, bis dann das krönende Ende naht. Was bei „RAW“ passierte, war zwar eine eindeutige Botschaft, wer als Sieger der anhaltenden Rivalität herausgeht, aber das Storytelling war dieses Mal erste Klasse!

Dass Edge auf seinem Weg nicht McIntyre anvisieren wird, wäre Euch und mir bestimmt auch ohne Meltzer (Wrestling Observer Newsletter) in den Sinn gekommen. Der Universal Championship hat einen ganz besonderen Reiz. Zum einen hat Edge diesen Titel nie tragen dürfen, zum Anderen bekommen wir einen Kampf, der genau das abbildet, was die Diskrepanz zwischen früher und heute ist. Dabei stellt Edge und Roman Reigns ein und dieselbe Person dar. Ersterer hatte früher das gleiche Schicksal erleben dürfen. Roman Reigns bekam es zwanghaft aufgebrummt, auch wenn die Leute es nicht wollten. Zwei absolute Gesichter der WWE würden aufeinandertreffen. Ein in die Jahre gekommener Reigns gegen die Zukunft der Company. So ähnlich könnte man das Match beschreiben. Selbstverständlich macht das Match auch nur Sinn, wenn Edge letztendlich auch gewinnen kann, um den bösen Tribal-Chief zu entthronen, der über das gesamte Roster wie ein Wirbelsturm gefegt ist und nichts mehr übrig ließ, außer vielleicht Daniel Bryan.

In meiner Prognose wählte ich Daniel Bryan als Sieger. Der letzte Weg, den Bryan bestreiten wird, hätte einen guten Abschluss in Form des Sieges von der Battle Royal gefunden, mit gleichzeitigem weiteren Karrierehöhepunkt, dass er Roman Reigns bezwingen konnte und Universal Champion wurde. Das war wohl zu einfach und logisch gedacht. So etwas sieht man bei der WWE nicht gerne. Auch wenn sie sicherlich diese Variante nicht erwogen haben, könnte man doch meinen, dass es bei der tatsächlichen Situation eine Änderung gegeben hätte, wie schon oft in der Vergangenheit.

Erstaunlich ist es jedoch, dass die Zuschauerzahlen weiterhin niedrig blieben. In einer Kolumne erwähnte ich den Satz, dass man „auf altes und bewährtes zurückgreifen wird“. Gemeint war, dass die WWE immer dann die Prominenten-/ Legendenkeule schwingt, wenn es mal schlecht um die Quoten steht. Das war in der Vergangenheit mit dem Undertaker oft der Fall. Triple H musste auch oft herhalten. Da Edge nun rechtzeitig genesen war, hat sich das Arrangement gut geeignet. Dieses Mal ist das Konzept nicht aufgegangen. Natürlich hat man anders gedacht. Edge war in jeder Show diese Woche anwesend, weil die WWE die Entscheidung von Edge’s Gegner hinauszögern will, zumindest „visuell“ nicht jedoch „formell“. Aber auch das ist gründlich vermasselt worden. Zurecht erhebt sich da auch Unmut in der oberen Etage. Jedoch sollte man sich hierbei nicht wieder darüber Gedanken machen, ob man was falsch macht, sondern viel mehr das Augenmerk auf die aktuelle Situation legen. Die Menschen sind überwiegend zuhause, haben mehr Zeit…und sind satt. Sie sind übersättigt. Übersättigt an Medienimpulsen, Shows, Serien und Filmen. Vielleicht will man einfach nur noch im Bett liegen und nichts tun. Daher wäre mein Vorschlag, dieses Ereignis nicht allzu sehr zu interpretieren, zumal natürlich auch jede Wrestling-Show unter den fehlenden Emotionen des Live-Publikums leidet.

Umso mehr freut es mich, dass auf der Seite der Frauen mal keine der „Four Horsewomen“ (im Moment „Three“) im Rampenlicht stand. Nein, es ist, wie bereits schon spekuliert, Bianca Belair geworden. Die Zukunft der Frauen bei WWE und großes Talent in den Reihen. Perfektes Signal nach außen, dass man nicht nur von seinen vier starken Frauen lebt, sondern den „Nachwuchs“ fördert. Und Belair, sollte sie denn bei „SmackDown“ bleiben, hat die große Chance, eine der „Horsewomen“ zu besiegen und damit einen Push zu erleben, von dem sie sich im positiven Sinne nicht allzu schnell mehr erholen wird. Offensichtlich hat man auch mit Asuka eine Kandidatin gefunden, die das Feld durcheinanderwirbelt. Auch in ihr sah man eine gute Kandidatin, um den ständigen Zyklus der rivalisierenden vier Frauen zu unterbrechen und sich anzubieten. Das hat man zum Glück schnell umgesetzt, nachdem man bei „WrestleMania 34“ kolossalen Mumpitz verzapfte.

Bei der WWE hat man das Problem, dass viel zu oft das Hierarchieprinzip angewandt wird. So entsteht der Eindruck, was aber auch dadurch bedingt ist, dass der Markführer uns diesen vermittelt. Will man nur in seinem eigenen Wrestling-Videospiel einen vermeintlichen Undercarder mal pushen, wird man gleich mit der Respektschelle konfrontiert, dass sowas niemals möglich sei, außer man kehrt gestärkt zurück (ich verweise auf 3MB und den zwei World Champions). Der Kernpunkt ist, dass die WWE zu viel Zeit in Hierarchie verschwendet, als vielmehr eine Strategie anzuwenden, die nicht zur Folge hat, dass man junge Talente nie in größeren Rollen sehen wird. Und dazu braucht es einfach mal Mut. Und den hat man endlich bewiesen, als Bianca Belair den Royal Rumble der Frauen gewinnen durfte (Ausrufezeichen)!

Edge & Bianca Belair: Zwei unterschiedliche Personen, die sich immer im oppositionellen Muster ausgleichen (z.B. alt – jung; Favorit – Underdog). Man hat dennoch auf beiden Seiten eine richtige Entscheidung getroffen. Bei den Männern hat man den Kandidaten ausgesucht, der in der Lage wäre, Reigns besiegen zu können. Das hätte man Randy Orton zutrauen können, wurde aber zunichte gemacht, weil Edge die Fehde gewonnen und keine Vergangenheit mit Reigns hat. Das wäre übrigens bei Daniel Bryan auch ein kleines Problem geworden. Also hat man einen Gegner gefunden, der respektabel Roman Reigns hoffentlich entthronen darf, damit man weiterhin in der Annahme gehen kann, dass es nur Legenden schaffen, den Tribal Chief zu stürzen. Legenden? War das nicht immer Orton’s Spezialität? Egal!
Bei den Frauen hat man sich jemanden ausgesucht, der mit diesem Sieg die Zukunft sichern soll. Nicht nur im Main Event, sondern auch in der gesamten Division. Man setzte ein Zeichen für die weitere Arbeit mit aufstrebenden Wrestlerinnen.

Zusammengefasst kann man mit beiden Siegern festhalten: Die WWE wendet wieder ihre Strategie an und überrascht mit einem neuen Zug.

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