WrestlingCorner Kolumne: Neue Dimensionen

Veröffentlicht am 14. März 2021 um 10:46 Uhr von Vincent Hummel in der Kategorie: Kolumnen.

Für viele Wrestling-Ligen stellen Nebenshows ein gutes finanzielles Polster dar. Natürlich wird hierbei weniger der Fokus auf etwaige Rivalitäten gesetzt, wohl eher das Match in den Vordergrund gestellt. Doch genau das wird von vielen Wrestling-Fans gut angenommen, wobei sich als Resultat sagen lässt, was von vielen Mainstream-Konsumenten kritisch gesehen wird, dass Stories eben nicht immer zum Wrestling gehören.

Wenn es um das Thema „Nebenshows“ geht, dann wird einem sofort der Titel „Main Event“, „Superstars“, „Dark“ und neuerdings „Dark: Elevation“ einfallen. „Superstars“ wurde abgesetzt und eine Cruiserweight-Division mit eigener Show eingeführt – nicht wirklich eine komplette Nebenshow. Doch mit „Main Event“ hat die WWE noch immer ein gelungenes Konzept für Nebensächliches und einer Art „Pre Show“ vor „Monday Night RAW“. Was früher teilweise noch als Fehdenfortführung galt – damals war „Superstars“ noch die richtige Nebenshow (bis 2016) – ist heute nur noch ein Auftritt von Midcard-Wrestlern (oder Cruiserweights), die die Leute 20 Minuten unterhalten werden. Alles Weitere ist eine, natürlich nachträglich bearbeitet, gute Zusammenfassung von „RAW“ und einigen Storylines. Für Leute, die also keine Zeit hätten, die große Show der WWE zu verfolgen, hätten hier eine gute Möglichkeit, alles Wichtige zu erfahren.

Das Gleiche gilt für die amerikanische Wrestling-Liga AEW (All Elite Wrestling). Hier sieht man auch eine kluge Struktur und eine klare Abgrenzung zu der Haupt- und Nebenshow. Wenn „Dark“, so heißt die Nebenshow, anfängt, dann sieht man meistens eine beeindruckende Zahl von über zehn Matches. Und diese sind dabei nicht mal qualitativ schlecht. Die Annahme dieser Show ist beeindruckend positiv. So positiv, dass man gleicherhand noch eine zweite Nebenshow auf die Beine stellte und sich dabei auch noch Paul Wight (fka. Big Show) als Kommentator und Hyper geschnappt hat, um den Anfang ein bisschen zu erleichtern. Am Montag startet die erste Ausgabe. Schon jetzt ist die Nachfrage sehr hoch, was sich sicherlich auch in den Rezensionen am Dienstag widerspiegeln wird.

Zwei große Wrestling-Ligen mit dem gleichen Konzept? Wohl eher nicht. Der Unterschied zwischen beiden Lagern könnte nicht größer sein. Nicht nur der Konkurrenz wegen, sondern auch bezüglich der unterschiedlichen Herangehensweisen an so ein System.

Die WWE bleibt sich ihrer Linie treu. Viel Storyline, vermischt mit durchschnittlichen Matches. Hierbei wäre das Element „Storyline“ wohl eher nicht wegzudenken. Besonders die Zusammenfassungen bei „Main Event“ geben der Nebenshow wieder den Charakter, die bloße „Matchkultur“ nicht zu ehren, wie es beispielsweise im japanischen Wrestling der Fall ist. Und doch hat es was eigenes, wenn man mal ein andere Art von Showaufbau sieht.

Wenn man zur AEW blickt, können wir den Unterschied deutlich herausarbeiten. Zwei bis drei Matches der WWE bei „Main Event“ gegen zehn bis fünfzehn Matches bei „Dark“ spricht ohne genaue Analyse Bände. Und dabei sieht man, wie deutlich die Diskrepanz zwischen beiden Geschäften liegt. Zwar baut AEW auch einige Storyline-relevante Matches in die Card und die ein oder andere Ankündigung darf nicht fehlen, aber allein die andere Anzahl und der Aufbau lässt vermuten, dass es auch anders geht. Und dabei braucht sich die AEW nicht zu verstecken und geht einen Schritt weiter mit einem neuen Konzept.

Bei der WWE würde eine solche zweite Show, wie „Dark: Elevation“, sicherlich auch Sinn machen und würde auf größere Akzeptanz stoßen. Jedoch ist dabei der Grundsatz von der Firma nicht erfüllt. Natürlich könnte es eine Show geben, in der noch einmal alle Storylines von „SmackDown“ gezeigt werden, aber das ist hinsichtlich der Talkrunden nicht notwendig. Wenn es danach geht, könnte man auch „Main Event“ streichen, was wiederum bedeutet, dass der Vorgeschmack fehlen würde. Bei „SmackDown“ konnte man das bis vor kurzem noch mit „205 Live“ gut kompensieren.

Zusammenfassend zeigt diese Auflistung dann doch, dass beim Wrestling Storylines nicht wegzudenken sind. Das zeigt sich auch bei der AEW, die solche Elemente immer gerne einbaut. Jedoch fängt dennoch eine Umstrukturierung an, wenn man versucht, den Fokus dann doch mehr auf die Matches zu legen. Und wenn das passiert, kann jeder Fan auch mal interessant zuschauen und diese Sportart lieben, da es im gleichen Fall immer doch ein Aufeinandertreffen von zwei unterschiedlichen Gimmicks / Charakteren ist, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, eine Geschichte in ihrem Kampf zu erzählen. Also braucht sich keiner Sorgen zu machen, dass die Storylines zu kurz kämen.

Manchmal sind Geschichten anders versteckt, als man sie, wie bei WWE, offensichtlich präsentiert. Und wer diese Dimension erreicht, um den Mehrzweck einer Matchgestaltung analysiert zu betrachten, wird auch den Fokus nicht mehr auf die reine Promophase richten, sondern viel mehr darauf achten, was denn eigentlich in einem Match passiert.

Und nebenbei ist das keine Kritik an der WWE. Auch jene bauen des Öfteren solche Elemente ein, jedoch überwiegt eben dort der Teil der großen Face-To-Face Schemata.

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