WrestlingCorner Kolumne: YES!, YES!, YES!

Veröffentlicht am 30. März 2021 um 8:17 Uhr von Vincent Hummel in der Kategorie: Kolumnen.

Déjà-vu würden jetzt einige sagen, wenn sie die Nachricht gelesen haben, dass aus dem stattfindenden Universal Championship Match zwischen Champion Roman Reigns und Herausforderer, auch Royal Rumble Gewinner, Edge, ein Triple Threat Match wurde, oder wie die WWE neuerdings zu sagen pflegt: Ein Three-Way Match. Daran wäre nichts besonders, wenn es denn ein anderer Kandidat als Daniel Bryan wäre.

Ich weiß es noch ganz genau, es war im Jahre 2014 und ich saß im Wohnzimmer und las, und das wirklich selten, die BILD-Zeitung. Wie es der Zufall so will, war ein Wrestling-Beitrag enthalten. Niemand geringeres als Stephanie McMahon, CBO (Chief Branding Officer) der WWE und Tochter des CEO (Chief Executive Officer) der WWE, Vince McMahon, gab sich die Ehre und wurde interviewt. Dazu muss man sagen, dass die ganze Reportage etwas laienhaft formuliert war, da es die breite Masse ansprechen sollte. Daher wurden auch so Fragen wie der Echtheit gestellt. Dennoch war es viel interessanter zu lesen, als die Frage aufkam, wie die großen Superstars bei WWE entstehen. McMahon sagte daraufhin, dass es vom Publikum und der Sympathie abhänge, dass eine eigene Geschichte entstehe. Sofort kam sie auf Daniel Bryan zu sprechen.

Daniel Bryan ist das Paradebeispiel dafür, dass etwas passierte, was nicht vorgesehen war. Auch wenn man sich noch so sträubte, musste man neidlos anerkennen, dass dieser Ausnahmewrestler ein wahres Talent und Zuschauermagnet war. Folglich wurde eine Storyline entwickelt, die sich bis zu jener „WrestleMania“ zog, die nicht nur wegen dem Inhalt besonders war, sondern gleichzeitig ein Jubiläum darstellte. Bei „WrestleMania 30“ konnte Daniel Bryan den Höhepunkt seiner Karriere feiern. Nach langen Intrigen, die ihm von der Autorität (Triple H) in den Weg gelegt wurde, wurde er WWE World Heavyweight Champion. Das Ende einer turbulenten „WrestleMania“. Das Ende der Streak wurde sodann verdaut. Bryan konnte zweifach punkten. Er besiegte am gleichen Abend erst einmal Triple H, um dem Main Event hinzugefügt zu werden und dann auch noch Randy Orton (WWE World Heavyweight Champion) und Batista (Royal Rumble Gewinner). Die Sequenz am Ende, ein froher Bryan, viel Jubel, YES!-Chants und eine Umarmung mit dem kleinen Connor, der kurz darauf seiner Erkrankung erlag.

„Sie schaffen es, dass sich die Fans Sorgen machen, dass sie emotional berührt werden. Das beste Beispiel war Daniel Bryan (…)“, sagte Stephanie McMahon der Bild. Und es beweist genau das, was vorher gefragt wurde: Wie entsteht ein Star? Daniel Bryan war so ein Star, dann kam seine schwerwiegende Verletzung. Natürlich war so jemand wie Bryan nicht schnell zu ersetzen, aber man hatte jemanden im Auge, der sein Erbe antreten könnte. Zwar entwickelte sich diese Sache in eine völlig falsche Richtung, man überwarf sich mit allem und am Ende stand ein unfertiger Reigns im Main Event und als WWE World Heavyweight Champion. Man muss sich nur den Vergleich 2015 & 2020 ansehen, welche Veränderung Reigns durchgemacht hat, im positiven Sinne. Man wird schnell merken, dass die WWE richtig gedacht, aber falsch gehandelt hat.

Reigns und Bryan sind zwei völlig unterschiedliche Typen. Bryan ist ein Techniker und herausragender Athlet. Er war talentiert und konnte innerhalb kürzester Zeit lernen, ein Star zu werden. Reigns brauchte da länger. Man hat Druck aufgebaut. Man wollte schnell einen Nachfolger, nahm sich keine Zeit. Deshalb waren die Fertigkeiten nicht gerade vergleichbar mit denen von Bryan, auch jetzt nicht. Aber darum geht es der WWE nicht.

Seitdem Reigns die unangefochtene Nummer 1 bei WWE war, hatte ich mir immer gewünscht, dass es mal ein Aufeinandertreffen von jenem und Bryan geben würde. Zwar war mit „Fastlane“ vor ein paar Jahren ein Match gezeigt worden, aber ich wollte es lieber in anderen Verhältnissen sehen. So, wie es jetzt bei „Elimination Chamber“ und „Fastlane“ der Fall war. Zwar dominierte hier Reigns die Matches, aber es war alles wieder auf eine Sache ausgelegt, dass Bryan den Main Event hinzugefügt wird. Déjà-vu 1!
Der scheiternde Bryan, dem Steine in den Weg gelegt werden, war nicht nur 2013 zu sehen, sondern auch jetzt aktuell. Immer wieder musste sich Bryan der Übermacht von Reigns und seinen Spielchen stellen. Aber er gab nicht auf und kämpfte sich voran, so wie vor „WrestleMania 30“. Sieben Shows später merken wir beim Aufbau ein kleineres, aber dennoch ein Déjà-vu 2!
Es könnte für Bryan der letzte große Moment vor einer Pause werden, die für immer sein wird, dem Karriereende. Wir erinnern uns an das tragische Ende seiner Karriere, als er nach einer Verletzung die Titel „abgeben“ musste und keine Chance mehr hatte, dass eine Rückkehr möglich gewesen wäre. Wird es auch dieses Mal so der Fall sein, dass es danach wieder „Thank You, Bryan“ heißt, dann ist es zwar nur indirekt das Gleiche, dennoch ein Déjà-vu 3!

Roman Reigns (c) vs. Edge vs. Daniel Bryan. So lautet das Match, der Main Event bei „WrestleMania 37“. Grundsätzlich können alle drei gewinnen. Für alle Wrestler gibt es ein Szenario, das wie folgt aussieht:

Szenario 1: Roman Reigns verteidigt seinen Titel.

  • Sehr unwahrscheinlich, zumal es dann keine wirklichen Optionen mehr gibt, außer auf die Teilzeit-, oder Legendenoption zurückzugreifen. Seit längerer Zeit war es für die WWE wichtig, einen würdigen Gegner zu finden und den Titel wechseln zu lassen. Das Gerücht mit Daniel Bryan konnte man mit Royal Rumble Gewinner Edge sehr schnell dementieren, aber nur für kurze Zeit. Eine winzige Restchance sollte ihm aber zugestanden werden, da es immer sein kann, dass man den „SummerSlam“ als Wechseloption anvisiert, um Reigns den weiteren Run zu ermöglichen und die Länge der Regentschaft auszubauen, wie es damals bei Brock Lesnar der Fall war („WrestleMania 34“ – „SummerSlam“).

Szenario 2: Edge gewinnt den Titel.

  • Erst 14 von 34-mal konnte ein Royal Rumble Gewinner das Titelmatch bei „WrestleMania“ gewinnen. Eine Statistik, die einen zunächst überrascht, weil jener eigentlich immer Favorit ist und, so denkt man, immer gewinnen sollte. Aber so verhält es sich auch mit den Siegern des G1-Climax der japanischen Wrestling-Liga NJPW (New Japan Pro Wrestling). Ein Sieg war bis vor Bryan’s Teilnahme noch wahrscheinlich. Durch das hohe Verletzungspotenzial und der wenigen Matches, die er laut Vertrag nur bestreiten darf, wäre es wieder ein Verfall in alte Muster. Daraus müsste die WWE gelernt haben. Edge wäre zwar ein guter Universal Champion, aber es würde im Fall eines Titelwechsels die weniger erklärende Lösung sein.

Szenario 3: Daniel Bryan gewinnt den Titel.

  • Edge könnte wie Batista den Pinfall einstecken, um Reigns nicht zu schaden und Bryan wirklich als Person dargestellt werden, die Reigns nie besiegen konnte. So könnte sich jener wieder den Titel schnell zurückholen bei der nächsten Show oder PPV. Man würde dabei nur den WrestleMania-Moment für Bryan bereithalten und keine lange Dominanz in Sachen Titelregentschaft. Ein Pinfall gegen Reigns würde eher bei einem anderen PPV Sinn machen, um der Regentschaft von Bryan den Stempel aufzudrücken. Tatsächlich ist Bryan in diesem Match der größte Favorit.

Diese drei Szenarien sind möglich und alle haben einen logischen Hintergrund. Besonders bei Bryan sticht die Geschichte hervor, die es schon einmal gegeben hat, was einen Kenner im Wrestling zunächst stutzig macht, ob man sowas wirklich wiederholen will, oder vorher nur den Schein zu wahren. Letzteres ist oftmals schon als Methode eingesetzt worden, um die größten Wettquoten zu durchkreuzen und als Niete zu deklarieren.

Es muss ja wirklich dazu gesagt werden, dass ein letzter Run von Bryan angekündigt wurde, aber ob dies mit einem Titel geschehe, ist nicht eindeutig festgelegt und liegt nicht in Bryan’s Hand. Somit könnte das auch wieder nur eine Verlockung sein, die sich dann enttäuschend als falsch herausstellen wird. Bryan sei es nochmal vergönnt. Sollte es wirklich mit einer Titelregentschaft einhergehen, sehe ich keinen besseren Zeitpunkt als jetzt. Natürlich könnte man Reigns erst zu einem späterem Zeitpunkt verlieren lassen, oder Edge vs. Bryan für den „SummerSlam“ vorbereiten, wenn Edge Champion wäre, aber das macht dennoch keinen Sinn. Wenn also Bryan wirklich den letzten Weg in seiner Karriere bestreiten will, sollte ihm die WWE zu Ehren dieses Märchen erneut wahr werden lassen.

Auch wenn es nicht mehr aktuell ist, will man am Ende doch auch wieder YES!, YES!, YES! rufen.

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