WrestlingCorner Kolumne: Aus lang mach kurz

Veröffentlicht am 23. Mai 2021 um 15:23 Uhr von Vincent Hummel in der Kategorie: Kolumnen.

Kurze Titelregentschaften, das war noch nie der Sinn der japanischen Wrestling-Liga NJPW (New Japan Pro Wrestling), zumindest was den Weltmeister-Titel betraf. Der damalige IWGP Heavyweight Championship glänzte mit langen Regentschaften. In 33 Jahren waren es nur 73 Titelwechsel in der gesamten Laufbahn. Als der neue IWGP World Heavyweight Championship, entstanden aus IWGP Heavyweight & Intercontinental Championship, eingeführt wurde, wurde diese Philosophie, wenn auch nicht ganz unfreiwillig, über Bord geworfen.

Antonio Inoki, er war der erste IWGP Heavyweight Champion von NJPW im Jahr 1987. Er setzte den ersten Maßstab von 325 Tagen Titelregentschaft. Die Jahre später setzte es nur kurze Regentschaften, da der Titel oft vakantiert wurde. Da hätten wir zum ersten Mal dieses „unfreiwillig“ auch beim vorigen Titel. Und so kann man das dennoch pauschalisieren und sagen, dass kurze Regentschaften meistens durch eine Verletzungspause des Wrestlers verursacht wurden. Aber natürlich bestätigen sich auch Ausnahmen, die selbstverständlich auch dazu gehören.

Schaut man sich bei anderen Wrestling-Ligen um, kann man sagen, dass diese Philosophie nicht auf alle zutreffen. Zwar räumen viele Ligen ihren Weltmeistern einen großen Stellenwert ein, aber die Länge einer Regentschaft leidet dennoch manchmal darunter. Im Umkehrschluss bedeutet dieser Umstand, dass der Ruhm, das Prestige vom Titel genommen wird. Und das ist auch der Grund, weshalb NJPW eher längere Führerschaften bevorzugt.

Um diesen Vergleich deutlich zu machen, wird die Historie des IWGP Heavyweight Championships von NJPW und dem WWE Championship vom Marktführer genommen. Das Ergebnis ist eindeutig:
Der IWGP Heavyweight Championship wurde am 04. Januar 2021 eingestellt. Bis dahin waren, wie bereits beschrieben, in 33 Jahren 73 Titelwechsel geschehen. Der jetzige Vergleich bezieht sich auf den WWE Championship vom 12. Juni 1987 bis 04. Januar 2021 (identische Zeitspanne zur japanischen Liga). Man kommt zum Ergebnis, dass es in diesen 33 Jahren bei WWE 131 Titelwechsel gab. Dafür hat WWE allerdings von Anfang der 60er bis 1987 auch sehr lange Regentschaften folgen lassen, wie z.B. die 2803 Tage von Bruno Sammartimo oder die 2135 Tage von Bob Backlund.

Die vielen Titelwechsel sind auch Teil der 2000er bei WWE gewesen. Wie sonst soll man bei John Cena auf 13 und bei Randy Orton auf 10 Gewinne kommen? Natürlich waren darunter auch mal längere Regentschaften, aber zieht man diese 23 Titelgewinne „böse“ ab, dann wären es nur noch 108. Immer noch mehr als beim japanischen Konkurrenten.

Die Kritik soll sich dabei nicht rein an WWE richten, sondern allgemein eine Differenzierung aufzeigen:
Es gibt im Wrestling Klassifizierungen und Hierarchie in Card-Regionen. Das hat WWE und auch NJPW. Und diese Titel, die man dann eher der Midcard zuteilt (WWE: United States Championship; NJPW: NEVER Openweight Championship). Solche Titel sind dafür da, dass schnelle Titelwechsel durchaus mal vorgenommen werden können. Gerade bei der Flut an Arbeitnehmern bei WWE kann man sich hier wirklich ausleben. Denn NJPW macht es vor. Hier stehen bis jetzt beim NEVER Openweight Championship 33 Titelwechsel in fast neun Jahren (vgl. Titelwechsel IWGP Heavyweight Championship). Und hier waren es zwar auch längere Regentschaften, man ist allerdings nicht so gebunden. Die WWE hat das mit ihrem United States Championship auch unter Beweis gestellt (171 Titelwechsel in 46 Jahren).

Jetzt müsste man es nur noch hinkriegen, dass die Bedeutungshierarchie bei den Weltmeistern besser und es mehr solcher Brock Lesnar Regentschaften geben wird. Ob man jenen mag oder nicht, bei ihm hat die WWE alles richtig gemacht und der unerschrockenen Bestie ein unbesiegbares Image verpasst.

Zuletzt nochmal zurück zu NJPW. Jetzt gibt es den IWGP World Heavyweight Championship (seit Januar 2021). Wir haben jetzt Mai 2021 und wir können schon zwei Titelträger ausmachen, Kota Ibushi und Will Ospreay. Da Letzterer jetzt verletzt ausfällt, kommt bald der dritte Regent innerhalb von fünf Monaten dazu. Rechnet man das in dieser Spanne auf, würde man jedenfalls nicht an das Niveau von früher anknüpfen können. Sollte das passieren, wird auch hier über NJPW gemeckert!

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