WrestlingCorner Kolumne: Konkurrenzlos

Veröffentlicht am 1. August 2021 um 0:38 Uhr von Vincent Hummel in der Kategorie: Kolumnen.

Konkurrenzlos ist die WWE nach Aussagen von Geschäftsführer Vince McMahon, der zur amerikanischen Wrestling-Liga AEW (All Elite Wrestling) befragt wurde. Mit einem komischen Satz am Ende befeuerte er die Gerüchteküche. Doch ganz so selbstbwusst kann auch gefährlich sein.

Was ich immer nicht mag, sind Worte oder Sätze der Untastbarkeit. Das hat mich schon während der Hochwasserkatastrophe aufgeregt, als man sich gegen Schutzlager aussprach, da man sich vor allem gefeit fühlte. Verglichen damit ist es ziemlich hochgepokert, wenn man von einer vermeintlichen Unantastabarkeit spricht, auch, wenn man sich Marktführer nennt.

Die Quoten sind klar. Seit längerer Zeit haben sich die Flaggshows von „RAW“ und „SmackDown“ eindeutig von „Dynamite“ abgesetzt. Ein positiver Vorteil ist die Tatsache, dass AEW auch nach dem Wechsel von „NXT“ auf den Dienstag weiterhin bessere Zuschauerzahlen einfährt. Doch ganz so relevant im Vergleich ist „NXT“ da nicht. Auch McMahon nimmt hier eindeutig seine Main Shows als Beispiel.

Es ist nicht überraschend, dass sich die beiden Shows der WWE immer über 1 Mio. Zuschauern bewegen. Für AEW ist das hingegen ein grandioses Ergebnis. Und diese Konstanz zeigt die Liga schon seit Längerem. Wo man dachte dass es nur um die Spezialepisoden geht, sind nun auch die entsprechenden normalen Weeklies wieder über dieser magischen Grenze, die für die eine Liga positiv überschritten und bei der anderen nie negativ unterboten werden darf.

In letzter Zeit war der Unterschied zwischen „RAW“ und „Dynamite“ nicht sehr groß. Natürlich kann dieser kurze Zeitraum nicht als Maßstab benutzt werden, dennoch zeigt es einen leichten Druck auf die eigentlich größte Show der WWE. Dass McMahon von einer Konkurrenzsituation unabhängig der damaligen Fehde zwischen WWE und WCW spricht, ist logisch. Die damaligen Umstände waren viel dramatischer. Dahingehend braucht sich McMahon keine Gedanken machen. Bevor eine Überlagerung der Konkurrenz stattfinden wird, wäre eine Alternative bereits erdacht – so war es in der Vergangenheit bisher immer.

Fasst man alle Fakten zusammen, ist die Annäherung von AEW an WWE nicht unbedingt bedenklich für den Marktführer. Natürlich muss man diese immer im Blick haben, dennoch geht es auch indirekt um den finanziellen Spielraum und da kann die WWE aus dem Vollen schöpfen, wogegen die AEW von ihrem Geldgeber profitiert, aber auch auf eine weitere Erwirtschaftung angewiesen ist.

Eine viel größere Verwirrtheit entstand bei mir, als ich den Satz von Mr. McMahon hörte, dass sie Talente an die AEW abgeben sollen. Es ist kein Geheimnis, dass sie auf Talente setzen und diese auch entwickeln, doch die gleiche Philosophie verfolgt auch die WWE – durch „NXT“ und dem „Performance Center“. Dadurch ist es verstörend zu hören, wie der Chairman mit diesem Satz alle verwirrt. Denn so wie es sich aus den US-Medien liest, hat sich McMahon keinerlei Ironie anmerken lassen. Und was dieser Satz für immense Gerüchte entstehen lassen kann, zeigt sich an dem Beispiel, dass viele nun denken, dass beide eine Partnerschaft eingehen würden. Bei weitem kann ich mir das nicht vorstellen.

Es bleibt sein Geheimnis, was damit gemeint ist. Ich kann verstehen, wenn McMahon durch seine jahrelange gute Arbeit und Wirtschaft konkurrenzlos denkt und handelt, dennoch sollte man weiterhin die Augen offen halten. Nur weil es lange keine Konkurrenz gab, heißt das nicht, dass daraus ein Dauerzustand entsteht. Denn aufkaufen ist dieses Mal eher nicht möglich und bei keiner Beachtung kann schnell von der mittleren Fahrspur auf die Überholspur gewechselt werden.

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