WrestlingCorner Kolumne: Neuanfang in Amerika

Veröffentlicht am 1. April 2022 um 21:14 Uhr von Vincent Hummel in der Kategorie: Intern, Kolumnen.

Info: Nein, es ist kein Aprilscherz, dass heute schon die Kolumne fürs Wochenende veröffentlicht wird. Der Grund liegt nahe: Am Wochenende ist es Zeit für die Großveranstaltung „WrestleMania 38“ von WWE. Damit wir für Euch dauerhaft berichten können, wurde die Kolumne nun auf den heutigen Freitag vorverlegt.

Tony Khan hat die amerikanische Wrestling-Liga ROH (Ring of Honor) gekauft und übernommen. Das sind nun wirklich keine neuen Nachrichten mehr. Was damit aber verbunden ist, ist interessant zu erwähnen.

Mit dem heutigen Event „Supercard of Honor XV“ geht nicht nur der PPV in 16 Jahren zum 15. mal über die Bühne, sondern stellt auch einen Neuanfang in Amerika dar. Warum 15? Rechtzeitig zum damaligen zehnjährigen Jubiläum bereitete ROH ein zweitägiges Event vor. Das war exakt vor sechs Jahren am 01. April 2016.

Nun aber kann man fast sagen, dass sich der besagte Neuanfang für die 15. Ausgabe fast anfühlt, als wäre der PPV nie zuvor veranstaltet worden. Denn wie bei der amerikanischen Wrestling-Liga AEW (All Elite Wrestling) begann alles mit dem PPV „Double Or Nothing“ – natürlich mit jährlicher Wiederholung. Die Zeitrechnung würde also von vorne beginnen, würde nicht da eine Liga bestehen, die so legendär ist wie ihre ehemaligen Weltmeister und aktuellen Superstars an der Weltspitze.

Das Produkt war überholt. Längst eingeholt schon damals, als man sich entschied, mit einer neuen Liga in Amerika an den Start zu gehen. ROH war einmal die gute Indy-Alternative im Norden von Amerika. Und dann gab es ja noch Ausweichmöglichkeiten. Doch was früher die Liga WCW (World Championship Wrestling) repräsentierte, ist nun AEW geworden, auch wenn hier der Promotion höchstwahrscheinlich nicht das gleiche Schicksal widerfährt.

Also war es nur sinnvoll, dass im November 2021 verkündet wurde, mit dem bisherigen Konzept nicht mehr weiter an den Start zu gehen. Dabei war es doch das große Gegenstück zu den damaligen und jetzigen Riesen WWE und Impact Wrestling (ehemals TNA). Da bei den größeren Ligen das Wrestling immer als Show betrachtet wurde, hatte man mit ROH eine Promotion gefunden, die sich bewusst an die „Smart-Marks“ richtete – denen also bewusst ist, dass es sich bei einer Geschichte auch um eine Geschichte (Storyline) handelt.

Der Verkauf von ROH richtete sich auch an den Marktführer WWE. Das Interesse war nicht groß, schließlich wurde die Liga jenen nie gefährlich. Doch Khan von AEW schlug zu. Zwischen 30 und 40 Millionen Dollar legte er auf den Tisch und der Deal wurde finalisiert. Und das war zum Glück eine gute Wendung. Denn wenn WWE die Liga gekauft hätte, wäre sie wohl nie mehr so gewesen, dass man sie als eine derartige Promotion bezeichnen könnte.

Khan hat damit eine gute Entscheidung getroffen. Denn so wie bei WWE hat man sich mittlerweile in die gleiche Lage begeben, dass man ständig einkaufte. Durch die Menge an verfügbaren Wrestlern wurden sogar zwei weitere Shows („Rampage“ & „Dark: Elevation“) eingeführt. Zusätzlich bestehen noch Kooperationen mit Impact Wrestling und der japanischen Wrestling-Liga NJPW (New Japan Pro Wrestling). Eine Art Indy-Allianz also, wenn man das ganze wirklich vorsichtig ausdrücken will, da AEW durch ihre Quoten keine Indy-Liga darstellt.

So gesehen hat Khan nun die Möglichkeit, einige seiner Wrestler in das Lager „ROH“ zu verschieben oder auch nur auftreten zu lassen. Mit dem heutigen PPV gehen gleich einige an den Start (u.a. FTR – Cash Wheeler & Dax Harwood, Wheeler Yuta, Mercedes Martinez). Zwar sind diese Wrestler nicht unterbeschäftigt bei ihrem eigentlichen Arbeitgeber, haben aber die Möglichkeit, sich nun zu profilieren.

Und wenn man mal zurückblickt…da war doch die Einführung verschiedener Wrestler in die „Hall of Fame“ der Liga, welche noch nie zuvor stattfand und deshalb als guter Abschluss einer Ära gilt – ein Grund mehr, das neue Konzept als Neuanfang zu bezeichnen. Allerdings beschränkte sich diese auf die Wrestler CM Punk, Bryan Danielson, Samoa Joe, The Briscoes (Jay & Mark Briscoe) und Cary Silkin (Legacy Wing). Aber das sind wohl die verdientesten Wrestler (und Funktionär), die sich jetzt ebenfalls zu AEW verbunden fühlen. Es wäre nun also möglich, die derzeit noch aktiven „Hall of Famer“ bei AEW, bis auf Silkin (Eigentümer von 2004-2011), mit dem jetzigen Legendenstatus wieder einzubinden und damit der Liga einen neuen Status zu verleihen. Denn wäre die Liga nicht verkauft worden, wäre es ziemlich unwahrscheinlich gewesen, dass sich diese Wrestler nach ihrem WWE-Abgang (CM Punk, Bryan Danielson, Samoa Joe) dort einfinden werden.

Ob man jetzt ROH mit AEW gleichsetzen muss, weil quasi das gleiche Roster nun besteht, ist dennoch falsch. Aber es ist abermals auch falsch, die Liga nun als Talentschmiede zu bezeichnen. Letzteres mag vielleicht in ein neues Konzept von Khan passen, aber es ist und bleibt auch immer die Ausweichmöglichkeit für andere Wrestler, die sich bereits ihren Pro-Status verdienten. Es wird also nicht darauf ankommen, nun auch mit ROH in Konkurrenz zur Welt zur gehen, sondern die Liga wieder ins rechte Fahrwasser zu bringen.

Zumindest den Status von damals sollte ROH auf jeden Fall wieder bekommen. Die Quoten werden anfangs natürlich wieder höher sein als wenn es sich wieder eingependelt hat, aber man kann dennoch damit rechnen, dass die Liga nicht in ihrer Bedeutung verschwindet, wie es fast ohne der Notbremse passiert wäre.

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