WrestlingCorner Kolumne: Die Imperium-Kontroverse

Veröffentlicht am 16. April 2022 um 18:00 Uhr von Vincent Hummel in der Kategorie: Intern, Kolumnen.

Für diesen Beitrag sollte man sich einfach nochmal vorstellen, wie das Stable „Imperium“, in Form von Gunther, Marcel Barthel und Fabian Aichner, geschlossen bei „NXT 2.0“ auftraten. Und das war es auch eigentlich schon mit etwas unterzeichnetem Humor, das Thema ist etwas ernster und bedarf einer genauen Beurteilung. Denn nicht nur in Deutschland ist man ein wenig geschockt von der Darstellung des Trios.

Es fing an mit Kleinigkeiten und wurde später präzisiert mit deutlicher Symbolik. Doch für dieses Thema muss man etwas länger in der Zeit zurückgehen. Etwa zu diesem Zeitpunkt, als die Marke „Ringkampf“ noch unter diesen Leuten (bis auf Fabian Aichner) bestand. Schon damals stand der Stil des Stables unter patriotischem Schirm und mit Sprüchen wie „Die Matte ist heilig“ und Namenszusätzen wie für WALTER (Gunther) als „Ringgeneral“ ging man bereits in eine Richtung, die sich etwas grenzwertig anfühlte, aber nicht falsch. Man sah Repräsentanten des Wrestlings, die dem Sport ihre Treue und Verbundenheit versprochen haben. Allzu sehr ins Detail gehe ich nicht, denn dann müssten noch Personen wie Timothy Thatcher und weitere vorgestellt werden.

Als man dann jedoch Axel Dieter Jr. (Marcel Barthel) zu WWE holte und wenig später auch WALTER, hatte man das perfekte Stable wieder vereint. Doch mit „Ringkampf“ war erstmal Schluss. Wie so oft bei WWE wollte man die Wrestler nicht mehr mit ihrer Indy-Vergangenheit in Verbindung bringen lassen. Deshalb nahm Dieter Jr. zunächst seinen Realnamen an, während WALTER überraschend lange seinen Indy-Namen bei „NXT UK“ behielt. Das Stable vereinte sich zusätzlich noch mit Alexander Wolfe, der natürlich auch eine Vergangenheit mit „Ringkampf“ hatte. Und so entstand die Gruppierung mit „Imperium“. Einzig der Name änderte sich zunächst, denn Dvoraks 9. Sinfonie in e-Moll ertönte weiter und brachte recht schnell Beliebtheit auf das Stable. Es war nämlich so ganz anders wie eigentlich sonst immer. Plötzlich hörte man deutsche Promos und sah typische Gesten der Mitglieder. Eine klasse Kopie war geboren – auf WWE Niveau.

Wenig später wurde Alexander Wolfe entlassen und damit war er auch aus dem Stable ausgeschieden. Jener wird für die Analyse noch eine wichtige Rolle spielen, doch erstmal sollte nun über Imperium geschrieben werden. Um es hart zu erfragen: Entstand da ein Nazi-Gimmick bei den Personen in Form des Stables? Ich als Autor würde es mit „nein“ beantworten, da das Erlebte, gerade auch in den Indy-Zeiten, dagegen spricht.

Zunächst aber mal die Analyse:

Los ging die Debatte immer wieder mit Sprüchen, die von Seiten der Wrestler kamen. So postete Gunther einmal ein Foto mit dem Wort „EINMARSCH“ und die Mitglieder stellten das Stable „über alles“. Nicht allzu fern liegt da die Vermutung, dass es sich hier um Indizien handelt, die auf ein derartiges Gimmick schließen. Der Einmarsch als Symbol für die damaligen Überfälle im zweiten Weltkrieg des Blitzkrieges gegen andere Länder und die Aussprache „über alles“ in Verbindung zur ersten Strophe „Lied der Deutschen“ mit dem Beginn „Deutschland Deutschland über alles“. Das waren die ersten Aufreger. Es ging weiter. Die Namensänderung von WALTER zu Gunther. Eher unspektakulär, weil WWE ja immer zu einer Änderung des Namens neigt. Doch wäre da nicht die Überlegung gewesen, eine Schutzmarke für den Namen „Gunther Stark“ anzumelden. Und dieser Schritt wäre wohl fatal gewesen, da es deutlicher nicht mehr ginge. Gemeint ist der spätere Kapitänleutnant zu See Günther Stark für die Kriegsmarine der Nationalsozialisten. Fehlt nur der Umlaut ist die Ähnlichkeit zum Namen immer noch rapide hergestellt. Doch der Marktführer ließ ab und gab jenen nur den Vornamen Gunther. Jeder mag dazu seine eigene Meinung haben, aber da war WALTER wohl doch noch der Legenden-Name. Und dann gab es noch die scheinbare Reichskriegsflagge, abgebildet auf dem Höschen von Marcel Barthel – gut zu sehen beim NXT Tag Team Championship Triple Threat Match von „Stand & Deliver“. Diese ist zwar erst seit kurzem in Deutschland verboten, doch viele Neo-Nazis verwendeten diese Flagge damals zur Kundgebung, demzufolge hat sie kein gutes Ansehen mehr. Fairerweise muss man aber sagen, dass die Kombi von „Schwarz-Rot-Gold“ auf der Hose abgebildet war. Durch Kameraperspektiven heraus ergibt sich allerdings der Anschein der Farben „Schwarz-Weiß-Rot“ und ob bewusst oder nicht vollzogen – das wäre sicherlich ein No-Go gewesen.

Denn genau hier ist man nun am Punkt angelangt: Man fragt sich, wo die Grenze denn sei. Die deutsche Flagge hätte wieder die patriotistische Art hergestellt – wie bei „Ringkampf“. Doch mit anderer Darstellung sind eigentlich die Zeichen klar, wohin WWE das Stable stecken will. Es spricht eigentlich niemand dagegen, die „bösen Deutschen“ darzustellen, doch wieder mit der Nazi-Keule zu schwingen, ist kompletter Unfug.

Allerdings, so fair muss man sein, können das die Wrestler am besten einschätzen. Denn z.B. Wolfe meinte mal in einem Interview, dass er einen Nazi-Charakter nie spielen werde. Und laut Sports Illustrated haben die anderen Parteien auch kein Interesse daran. Sowohl Gunther als auch Barthel & Aichner werden eine Grenze haben. Die Frage ist nur, wann sie erreicht ist. Jetzt hat sich das Stable erstmal in seiner Formation geändert. Gunther & Barthel sind im Main Roster, während Aichner bei „NXT 2.0“ weiterhin spaziert.

Doch wäre es nicht so spannend, hat man nun auch Marcel Barthel einen neuen Namen verpasst: Ludwig Kaiser. Die Recherche fand nur einen Treffer, der meinte, dass Kaiser ein Jurist während der NS-Zeit war und ein Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Also die völlig andere Richtung jetzt. Ob gewollt oder nicht, man hat nun ein gutes Argument, um jegliche Gerüchte um ein Nazi-Gimmick zu verneinen. Weil Gunther nur Gunther heißt und bei Unbekanntheit über die Geschichte nicht assoziiert wird, und weil Ludwig Kaiser ein Held war.

Fazit:

Um es vorsichtig auszudrücken: Der Hauch ist da, aber die Grenzen sind noch nicht erreicht. Man kann nur hoffen, dass es nicht gegen den Willen der Wrestler endet und die Maxime von Gunther & Kaiser verletzt werden. Das haben sie nicht verdient, nur weil einer Österreicher ist und als Anführer gilt und der andere als gefolgsamer Deutscher ihm zur Seite steht.

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