WrestlingCorner Kolumne: Das Okada-Syndrom

Veröffentlicht am 2. Mai 2022 um 18:00 Uhr von Vincent Hummel in der Kategorie: Intern, Kolumnen.

Anmerkung: Die Kolumne für Samstag wurde aus Zeitgründen erst heute veröffentlicht. Die nächste wieder wie gewohnt für Euch am Samstag!

Neun Jahre BULLET CLUB! In der Überschrift steht aber jemand, der so gar nichts mit dem Stable zu tun hat – stimmt ja auch. Ich wollte es trotzdem mal erwähnt haben, um eine gelungene Einleitung zu finden. Denn eigentlich soll es dieses Mal um einen Wrestler gehen, der nicht nur kommerziell ein Erfolg ist, sondern auch im Ring.

Die japanische Wrestling-Liga NJPW (New Japan Pro Wrestling) veranstaltete am letzten Samstag ihren PPV „Wrestling Dontaku 2022“. Und am Ende, als Kazuchika Okada seinen Triumph und Titelverteidigung des IWGP World Heavyweight Championships gegen Tetsuya Naito feierte, kam der BULLET CLUB raus und mit ihm sein Anführer Jay White, der gleich mal Okada klar machte, dass er der nächste Herausforderer sein wird. Und so wurde es auch bestätigt: Beim PPV „Dominion“ fordert White Okada um den Titel heraus. Und der BULLET CLUB stand am Ende des PPVs vereint als letztes im Ring. Das war nicht nur eine Machtdemonstration, sondern auch eine schöne Geste! Denn alles begann für den BULLET CLUB bei „Wrestling Dontaku“!

Zurück sind auch wieder Doc Gallows & Karl Anderson. Letzterer als Gründungsmitglied des bekanntesten Stables der Ligen außerhalb der WWE hatte sich auch gleich ein Titelmatch geschnappt. Der neue NEVER Openweight Champion Tama Tonga, der ja absolut nicht mehr dazugehört, wird von einem ehemaligen Kollegen herausgefordert. Und White? Der darf mal wieder gegen Okada ran und ihn eventuell sogar besiegen…

Man erinnert sich schnell an die Gegner, die Kazuchika Okada besiegen konnten – so viele waren es ja nicht. Unter anderem taucht da aber auch der Name Jay White auf. Und dieser war schon einmal Weltmeister bei NJPW, was Okada in eine tiefe Krise stürzte. Aber jetzt hat er erstmal wieder einige Kontrahenten aus dem Weg geräumt – allen voran Tetsuya Naito.

Okada zieht immer. Er ist das Erfolgsrezept von NJPW. Er kurbelt nicht nur Verkäufe für die Shows an oder verkauft seinen Merchandise, nein, er ist auch noch sehr erfolgreich im Ring. Er ist mit Abstand der beste Wrestler der Welt und das stellt er immer wieder im Main Event und den Matches unter Beweis. Also ist es nur fair, dass ihn eine handvoll Leute besiegen dürfen.

Man muss tiefer in die Materie blicken, un zu verstehen, wie das alles so läuft bei NJPW:

Wie bereits erwähnt, ist Okada immer ein Erfolg. Er kann Weltmeister werden und man tut niemanden weh. Die Fans feiern ihn und er bedankt sich mit außergewöhnlichen Matches. Das war jedoch nicht immer so. Ein Versuch war es wert, als man Shingo Takagi zum Weltmeister machte, der in seinem Stable „Los Ingbobernables de Japon“ eigentlich immer die Nummer Zwei hinter Naito war. Er galt und gilt bei „Non-Japanern“ als das Talent des Unternehmens und es hat wohl alle gefreut, als man ein frisches Gesicht im Main Event sah. Die Wrestlingwelt außerhalb Japans hat es jedenfalls prächtig gefunden. In Japan jedoch verzeichnete NJPW einige Verluste. Abonnentenzahlen, TV-Zuschauer, Ticketvekäufe…alles war weniger geworden und für ein Geschäft, das nach dem maximalen Gewinn strebt, kein gutes Modell. Also hat man folgerichtig reagieren müssen und Okada zum Champion gekrönt, der, auch wenn er nur eine Übergangslösung darstellen soll, wovon nicht auszugehen ist, wieder Stabilität brachte.

Und dann kam Naito. Ich dachte ja wirklich, dass man ihm den Titel gönnt, da er ebenfalls ein sicherer „Worker“ ist und wie man sieht, hat man Shingo Takagi mittlerweile woanders untergebracht, wenn er sich mit Taichi um die Trophäe streitet. Naito war also wieder die klare Nummer Eins. Im Nachhinein verständlich, warum jener das Match gegen Okada verlor, da er sich einer Augenoperation unterziehen muss.

Doch dann kam jetzt wieder Jay White. Wie sieht es bei ihm aus? Nun ja, man kann so viel sagen, dass er nicht so interessant ist, wie ein Will Ospreay. Das war wohl auch der Grund, warum auch er seinen Weg an der Spitze als Weltmeister aufgeben musste und man Ospreay den Vorzug gab und White gen Amerika verbannte, wo er mit seinem BULLET CLUB in verschiedenen Ligen Matches bestreitet und NJPW „Strong“ repräsentiert. Jetzt ist er jedoch wieder zurück und das vielleicht auch, weil Ospreay krankheitsbedingt ausfällt. Jedoch ist diese These etwas gefährlich, weil man davon ausgehen konnte, dass Ospreay US-Weltmeister von NJPW geworden wäre und gegen Hiroshi Tanahashi gewonnen hätte. Dann würde es wiederum Sinn machen, dass man eindeutig mit White im Main Event als „Non-Japaner“ plant. Denn einen weiteren Versuch kann man ja starten. Schaut man auf den Booker Gedo gibt es eben seine zwei Lieblinge: Okada und White.

Wenn Ospreay allerdings planmäßig gegen Tanahashi wirklich verloren hätte und der jetzige Ausgangspunkt der eigentliche Plan war, wäre man vielleicht doch mit einer anderen Meinung über das Schema im Main Event besser bedient. Aber man muss auch sagen, dass Sicherheit wohl der größte Faktor für den Main Event ist. Und da kann man, so frech und arrogant es klingen mag, keine verletzungsanfälligen Wrestler gebrauchen. Und leider hat man mit Will Ospreay da einen Kandidaten gefunden. Analog verhält es sich zu Kota Ibushi, der ebenfalls nur kurzzeitig Weltmeister war. Verletzungen können zwar immer wieder passieren und auch einen Okada kann es treffen, aber man hat eben ein sicheres Gefühl bei Wrestlern, die möglicherweise nicht öfters Probleme haben.

Und somit hat man eigentlich schon die Antwort des „Okada Syndroms“ gefunden. Er ist der höchste Trumpf, das Ass etc. Mit ihm macht man im Main Event nichts verkehrt. Und sollte man was ausprobieren, warum denn nicht? Es läuft doch immer darauf hinaus, dass man auf etwas oder jemanden zurückgreifen kann, der wieder alles retten kann, falls was kaputt geht. Viel zu oft erwähne ich da bei WWE die Attitude-Legenden. Bei NJPW erwähne ich das Ass im Ärmel: Kazuchika Okada!

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