WrestlingCorner Kolumne: Obacht vor der Unzufriedenheit

Veröffentlicht am 28. Mai 2022 um 18:00 Uhr von Vincent Hummel in der Kategorie: Intern, Kolumnen.

Sie gibt es in fast jedem Sport, der annähernd für den Weltmarkt interessant ist: Ob Spieler, Wrestler, Funktionäre, Beteiligte, Sponsoren; alle haben das Bedürfnis nach dem Mehrwert. Und gerade bei Spielern oder Wrestlern ist es zumeist nicht nur das liebe Geld, sondern die Einsatzzeiten.

Da gibt es das Wort „Teamgeist“, welches wohl im Zusammenhang einer Mannschaft verwendet werden darf. Jüngst hat dieses Wort Benjamin Henrichs von RB Leipzig im Interview mit dem Kicker ausgesprochen, als es darum ging, dass er den Vortritt in der Stammelf vor Angelino bekam. Man könnte meinen, es würde nun eine Menge Frust im Spieler herrschen, doch vor dem Finalspiel im DFB-Pokal gegen den SC Freiburg wünschte er Henrichs viel Glück für das Spiel und ordnete sich damit seiner „Position“ ein.

Das ist nicht immer so. Denn wenn einem Sportler etwas nicht passt, dann wird man schnell mit Jähzorn konfrontiert. Ob es nun die mangelnde Wertschätzung für Robert Lewandowski ist, das wenige Geld für Serge Gnabry, die totalen Verständnisschweirigkeiten zwischen MJF und Geschäftsmann Tony Khan oder der einfache Gang gen Ausgang während einer Show.

Ob solcher Vermutungen, die an die Presse treten, auch wirklich Glauben geschenkt werden darf, ist eine andere Sache, aber vielmehr lässt sich hier der Eindruck gewinnen, dass man innerhalb der Zuständigkeitsposition an Respekt verliert. Hierarchie ist in fast allen Unternehmen noch verankert, doch Zeitenwende wird hier oftmals mit latenter Anarchie verwechselt. Eigentlich müsste man es dann wohl Arbeitsverweigerung, Vertragsbruch etc. nennen, um wirklich rein juristisch die Begrifflichkeiten abgeklärt zu haben. Doch mehr und mehr lässt sich erkennen, wie wenig noch eine Formalie oder Klausel wert ist.

Eigentlich müsste man nun nicht mehr allzu viel in diese Materie einsteigen, um zu erkennen, dass sich das Bewusstsein geändert hat. Fußballer bekommen einen Höhenflug, weil ihre Einnahmen exorbitant pro Vertrag steigen, Wrestler pfeifen auf Verträge, weil ihnen ihre eigene Überzeugung wichtiger ist. Wo führt das hin? Hier geht es nicht mal um strafbare Handlungen seitens der Arbeitgeber. Es wird nicht über Vergewaltigungen, Diskriminierungen, Gewalttaten oder im Allgemeinen Missbrauch gesprochen, sondern viel mehr darüber, dass man mittlerweile seine Persönlichkeits- und Menschenrechte in ein Licht stellt, welches für Professionalität fehl am Platz ist. Und gerade wenn man den Status der Öffentlichkeit besitzt, ist so ein Verhalten gefundenes Fressen der Journalisten und vor allem ein werdender Imageschaden für die handelnden Personen.

Natürlich wird dann erstmal das Auffangnetz aufgeschlagen. Wird Unzufriedenheit im Fußball publik, na dann wechselt der Spieler eben den Verein und bekommt noch mehr von seinem Gehalt. Und dann gibt es die amerikanische Wrestling-Liga AEW (All Elite Wrestling), die sich bereit erklärt hat, allen unzufriedenen Wrestlern bei WWE einen Platz zu versichern, den sie nicht bereuen würden. Anders braucht sich WWE darüber aber auch nicht beschweren, denn sie würden es bestimmt im Falle eines MJFs ebenfalls darbieten.

Aber was zeigt der Fall MJF? Ein ziemlich interessanter Fall ist zutage getreten: Die Unzufriedenheit bestand bei einem AEW-Wrestler. Ich möchte jetzt nicht MJF mit vielen anderen Superstars der Promotion vergleichen, weil die Hintergründe gar nicht konkret genug sind und ich auch die Person MJF gar nicht kenne, aber es ist bis jetzt zuvor noch nicht klar erkennbar gewesen, dass sich Unzufriedenheit bei der aufsteigenden AEW zeigt. Allerdings war das dennoch irgendwo ein zu erwartendes Szenario. Warum? Durch die Größe des Kaders kann man nicht allen gerecht werden. Das führt dazu, dass einige Wrestler in der Luft hängen und zu den Nebenshows abgeschoben werden. Zwar versucht man mittlerweile wieder die Stimmung (nach außen) etwas zu heben, und kündigte neue Titel an, die Trios Championship. Kein schlechter Einfall, um den Stables wie „Death Triangle“ o.a. eine Präsenz zu verleihen.

Wo ich gerade beim Thema bin: PAC, Mitglied des „Death Triangles“, war von WWE gegangen, weil er mit seiner Position unzufrieden war. Fairerweise muss man jetzt dazu sagen, dass sich seine Lage, besonders jetzt auch nach „Double or Nothing 2022“ bei AEW nicht sehr verbessert hat, als die, die er bei WWE innehatte. Vielleicht hat das Ende seines Matches gegen „House of Black“ zu bedeuten, dann wäre es wiederum Zeit geworden oder aber es bleibt bei dieser unglücklichen Lage.

Ohne jeden Zweifel wird es auch bald zu mehr Unzufriedenheit bei AEW führen, weil sie etwas weitergeführt hatten, wie der Marktführer zuvor. Der Kader ist zu groß und die Leute eben auch, um nur reiner Platzhirsch in der Umkleide zu sein. Man kann zwar immer noch Leute auffangen, aber irgendwann wird AEW auch Kürzungen vornehmen müssen. Ob dann noch Negativschlagzeilen aufzuhalten sind…

Einer Sache muss sich nämlich AEW immer bewusst bleiben: Sie sind nicht WWE, die sich bis jetzt auch immer dadurch auffangen konnte, weil sie der eben genannte MARKTFÜHRER sind.

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