WrestlingCorner Kolumne: Promo mit Nostalgie

Veröffentlicht am 4. Juni 2022 um 18:00 Uhr von Vincent Hummel in der Kategorie: Intern, Kolumnen.

Was der Wrestler MJF (Maxwell Jacob Friedman) am Mittwoch bei „Dynamite“ im Ring ablieferte, ist in weiten Kreisen der AEW-Fans als legendär abgestempelt worden. Nicht nur das: Einigen bereitete seine Promo ein Nostalgiegefühl an längst vergangene Zeiten. Für andere wiederum, die im Unternehmen involviert sind, hatte dies gute Reaktionen ausgelöst, um auch gegen das Unternehmen zu sprechen.

Seit Monaten wird bereits über die Streitigkeiten zwischen MJF, Wrestler von AEW, und Tony Khan, Eigentümer von AEW, gesprochen. Bereits durch die gestiegene Brisanz in diesem Thema ist diese Kontroverse bereits an die Öffentlichkeit getragen worden – ob unfreiwillig oder nicht. MJF beklagte Unzufriedenheit aufgrund seines derzeitigen Vertrags. Dabei ging es hauptsächlich um die Gehaltsfrage, bei der er sich nicht gewürdigt fühlte. Ein Wort, welches nun immer öfter im Sport verwendet wird. Doch die einzelnen Berichte gaben MJF recht und tatsächlich ist der Superstar nicht in der höheren Gehaltsklasse der Liga anzutreffen. Was allerdings nicht bedeutet, dass das speziell nur auf AEW zutrifft. Tatsächlich wurde der Vergleich nur mit Verhältnissen des Marktführers WWE gezogen, wovon sich MJF anscheinend inspirieren ließ und mit denen er bereits liebäugelt.

So bizarr ist dieser Gedanke gar nicht. Schließlich ist MJF ein Wrestler, mit dessen Format er perfekt in die Klasse von WWE passen würde. Nebenbei gilt er bisweilen als bester Heel im Geschäft. Es wäre also für beide Seiten kein schelchter Deal. Wenn er also einen Wechsel zu WWE anstrebt, bleibt immer noch die Frage, ob man dann die Frechheit besitzen muss, Streitigkeiten über Vertrautes und Internes in der Öffentlichkeit zu klären. Im
 Sinne dessen zeigte sich MJF nicht von seiner besten Seite, denn auch wenn WWE offensichtliches Interesse hat, muss man noch lange nicht seinen ehemaligen Arbeitgeber schlechtreden. Denn wie man bei EC3 sah, kann es auch ganz schnell gehen und WWE verlor das Interesse. Da ist es gut, wenn man ein weiches Polster hat, das einen auffängt.

Natürlich sah man das bei AEW ein – bestimmt auch MJF & Khan. Was dann passieren musste, war klar: Schadensminimierung. Wenn man schon im Fokus der Öffentlichkeit steht, kann das ganze auch als Story verbaut werden. Man erinnert sich: Die Promo von MJF am Mittwoch. Es ist die perfekte Inszenierung gewesen, wenn es so war. Zumindest war die Promo so glaubwürdig rübergebracht worden, dass man nicht mehr sicher war, ob diese jetzt so in dieser Richtung geplant war oder nicht. Was man weiß, ist, dass MJF ordentlich Frust ablassen durfte. Und seine Worte und Argumente spiegelten sich durch die Zuschauer wider. Denn all die möglichen Probleme, die AEW aufweist, wurden vom Publikum mit Applaus beantwortet. Dennoch blieb die Verwirrung am Ende. Allein das Abdrehen der Lautstärke des Mikrofons war ein Schachzug, um noch mehr Verwirrung zu stiften.

Viele spekulieren jetzt, was von der Promo zu weit ging. Doch ich stelle hier mal eine ganz andere These auf: Für mich war die Promo eine eingefädelte Sache. Aber man wollte sie so direkt nicht stehen lassen. Wäre keine Maßnahme ergriffen worden, als sie das Mikrofon ausstellten, wäre man mit Sicherheit der Tatsache gefolgt, dass man hier von einer einstudierten Sache reden durfte. Da es aber von Seiten der Produktion so hingestellt wurde, wie wenn es nicht erlaubt wäre, hat man wieder einmal eine gelungene Aussicht gewonnen, um das Thema vielleicht nicht zu beenden – oh nein, jetzt erst recht nicht -, sondern eher keine direkte Antwort darauf geben zu müssen. So entstand der Eindruck der Unwissenheit. Darf er das oder nicht? Die offene Frage bleibt so offen und damit hat man das perfekte Mittel gefunden, um wieder Abstand von der Brisanz zu nehmen, um keiner Seite der Argumentation einen Spielraum der Wahrheit zu lassen. Denn wie bei der Pipe-Bomb von CM Punk bei WWE ließ man „fast jeden Tabubruch durchgehen, um die besondere Anmutung und Schockwirkung des Segments zu steigern“, wie man auf Medienseite schrieb.

Dementsprechend fanden viele Leute die Promo als Nostalgie. Und das darf auch so gewertet werden, denn immerhin hat man fast das gleiche Bild wie bei Punk damals mit WWE erreicht. Vergleichen möchte ich beide Promos nicht, sondern viel mehr noch darauf aufmerksam machen, dass diese Beliebtheit bei einigen anderen Wrestlern innerhalb von AEW für Unverständnis sorgte. Die andere Hälfte wiederum offenbarte dann, und das ließ die Bombe platzen, dass alles, was MJF erzählte, stimme. Dass dies anonyme Beiträge einiger AEW Wrestler war, ist verständlich. Schließlich waren diese Kommentare dann doch zu viel des Guten. Das stellte nämlich wiederum die Liga wieder vor Probleme und grenzte nicht ab, was man eigentlich erreichen wollte, dass man keiner Argumentation folgen werde.

So schwer auch der Verlust von MJF bei einem Fanfest war, dass anscheinend kein Boykottversuch von jenem war, sondern vielmehr eine Aktion, da er nicht in der Lage war, dabei zu sein, so gravierend entwickelte sich jetzt die Ansprache der Anonymen auf die Firmenpolitik aus. Denn WWE versuchte dadurch, Schaden von sich abzuwenden. AEW erreichte das zwar auch, hatte aber nicht mit weiterer Gegenwehr gerechnet.

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