WrestlingCorner Kolumne: Blut, Sprache…anderer Name

Veröffentlicht am 2. Juni 2024 um 18:00 Uhr von Vincent Hummel in der Kategorie: Kolumnen.

Worin unterscheidet sich der Marktführer (WWE) von anderen Promotions? Denkt gerne mal darüber nach. Der Titel verrät Euch schon die Schlagwörter. Es ist manchmal ziemlich amüsant, wenn man versucht, eine weitere Nachricht an Euch Leser heranzutragen. So las ich vor wenigen Stunden die wohl großen Unterschiede zwischen WWE und der amerikanischen Wrestling-Liga AEW (All Elite Wrestling). Für einen Journalisten ist es dann interessant, ob es sich lohnt, dieser Mitteilung Beachtung zu schenken und in unserem Falle dem deutschen Publikum zur Verfügung zu stellen. Nein, das muss nicht unbedingt ein eigener Beitrag werden, dachte ich. Es wäre viel konstruktiver, meine Gedanken diesbezüglich zu äußern – in meiner Kolumne.

Erstmal werden die wohl „großen“ Unterschiede, wie es WrestlingINC schrieb, deutlich gemacht:

Blut

  • Ein heikles Thema für WWE. Der Marktführer versteht sich als „familienfreundlich“. Da sie eine große und breite Masse ansprechen, darunter auch Kinder, ist es für die Verantwortlichen sehr wichtig, mit diesem unverzichtbaren Lebenselixier sparsam umzugehen. Damit ist wohl nicht der wahre Blutfluss gemeint, der aufgrund einer unsauberen Tätigkeit vergossen wird, sondern das bekannte „Blading“. Wenn es nicht unbedingt sein muss und nicht gerade ein Kampf ansteht, bei dem man derartiges erwarten könnte, bedient man sich diesem Effekt auch nicht. Bei AEW wiederum ist es kein Geheimnis, dass es dort wesentlich rauer und brutaler zugeht. Fast jede Woche sehen wir Wrestler mit blutenden Stellen, jeden Monat blutüberströmte Gesichter. In diesem Falle kann von sparsam nicht die Rede sein. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass AEW dann doch auch ein anderes Klientel ansprechen will oder zumindest auch versucht, einzubinden – die Hardcore Fans, die es gerne dreckig und brutal mögen.

Sprache

  • In der Interna des Marktführers herrscht ein regelrechtes Fluchverbot. Es wird gemunkelt, dass die Wrestler selbst auf ihren eigenen Social-Media-Seiten auf ihre Wortwahl achten müssen. Fans, die sich die Shows in deutscher Sprache ansehen, werden es vielleicht noch mehr spüren als andere. So ist es durchaus möglich, dass das ein oder andere Wort mal von der geschnittenen Kurzfassung für unser Land von WWE herausgeschnitten oder zensiert wird. Mittlerweile ist das alles nicht mehr so nötig, weil den Wrestlern kaum noch ein böser Fluch über die Lippen kommt. Auch hier hat sich AEW ein eindeutig anderes Image aufgebaut. Bestes Beispiel dafür ist MJF, der ja bekanntlich einer der besten Heels auf dem Markt ist. Da macht es keinen Unterschied, dass er gut und gerne auch mal über Social-Media oder bei Autogrammstunden seine Fans beleidigt. Aber die halten das aus. Mal ehrlich: Wenn man MJF sieht, will man sich beleidigen lassen!

Anderer Name

  • WWE war schon immer darauf bedacht, dass sie für ihre Wrestler auch eigene Namen verwenden. Nicht nur, dass sie als Wrestler mit völlig anderer Identität auftreten, nein, sie sind auch bei WWE keine Wrestler, sondern „Superstars“. Wer etwas über den Tellerrand schaut und auch andere Ligen verfolgt, wird bestimmt einige Wrestler auf ihrem Werdegang zum größten Unternehmen verfolgt haben und merken, dass sie den Namen, der sie bekannt machte, nicht mehr tragen. Gunther (Walter), Ludwig Kaiser (Axel Dieter Jr. / Marcel Barthel), Aleister Black (Malakai Black / Tommy End), Seth Rollins (Tyler Black) usw. – die Liste ist lang. Und sehr amüsant wiederum ist die Tatsache, dass, wenn AEW einige der Superstars von WWE verpflichtet, diese meistens wieder mit ihrem „Indy- Namen“ auftreten. Es ist dann wie ein „Home-Coming“, wie z.B. bei Dean Ambrose, der sich vorher seinen größten Namen als Jon Moxley machte, auch wieder als jener auftaucht. Aber es ist auch völlig in Ordnung, wenn man sich als Big-Boss wie WWE eigene Namen überlegt, um sich auch ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen. Nicht umsonst werden diese Namen meist dann auch als Marken patentiert.

Zusammengefasst zeigen sich doch schon große Unterschiede. Was man aber bitte nicht vergessen sollte, ist, dass „familienfreundlich“ nicht immer auch das bedeutet, was es eigentlich heißt. Es gibt einfach Richtlinien, die jedes Unternehmen für sich fasst und dazu gehört auch, dass man seine Philosophie auch so umsetzt, wie es am besten unternehmerisch zum Erfolg führt. Ich würde mit gefährlichem Halbwissen behaupten, dass WWE einst auch etwas brutalere Kämpfe tolerierte als heute. Und aus der anderen Sicht ist es völlig logisch, dass man ein anderes Unternehmen nicht kopieren will. Also auch ein Alleinstellungsmerkmal hervorheben, um unabhängig zu bleiben. Vielleicht erspart das auch einen Rechtsstreit oder führt dazu, dass eine Person, die absolut speziell in eigener Interpretation von Wrestling ist, nun eine Liga gefunden hat, die die Wünsche und Erwartungen erfüllt. Ganz so schlecht scheint es ja für AEW nicht zu laufen. Ihre Interpretation von Wrestling hat auch großen Erfolg. Unterhaltungswert sehe ich trotzdem mehr bei WWE.

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