Formel 1: Vettel gewinnt spektakuläres Rennen in Monaco
Sebastian Vettels Siegesserie hält. Mit viel Können und der nötigen Portion Glück hat der Weltmeister seinen fünften Sieg im sechsten Rennen gefeiert und zum ersten Mal den Großen Preis von Monaco gewonnen. Nach 78 Runden und 260,520 Kilometern auf dem Circuit de Monaco gewann der Red-Bull-Pilot eine spektakuläre, teilweise chaotische Hatz durch die Häuserschluchten an der Cote d’Azur mit der Winzigkeit von 1,138 Sekunden vor Fernando Alonso. Hinter dem Ferrari-Fahrer sicherte sich Jenson Button im McLaren den 3. Platz (+ 2,378 ).
Platz vier ging an Vettels Teamkollege Mark Webber. Einen überraschenden 5. Rang in Monte Carlo holte der Japaner Kamui Kobayashi - der größte Erfolg in der Formel-1-Karriere des Sauber-Piloten. Hinter dem sechstplatzierten McLaren-Fahrer Lewis Hamilton platzierten sich zwei Deutsche in den Punkten. Adrian Sutil wurde im Force India Siebter, gefolgt von Lotus-Renault-Pilot Nick Heidfeld auf Rang acht. Rubens Barrichello und Sebastien Buemi komplettierten als Neunter und Zehnter die Punkteränge.
Von solchen Platzierungen durften die Mercedes-Fahrer nur träumen. Nico Rosberg beendete seinen Heim-Grand-Prix auf Platz 11. Damit ging der 25-Jährige ebenso leer aus wie sein Teamkollege Michael Schumacher. Der 42-Jährige schied in der 35. Runde mit einem technischen Defekt aus. Auch Timo Glock sah im Virgin die Ziellinie nicht.
Vettel kämpfte verbissen und hat Glück
Vettels Start war nicht berauschend, aber es reichte, um die Führung zu behaupten. Der Grundstein für ein erfolgreiches Rennen war gelegt. Von der Spitze weg hatte der Red-Bull-Pilot zunächst die Konkurrenz im Griff. Nach fünf Runden hatte er schon fast fünf Sekunden Vorsprung auf Button und Alonso, der beim Start Webber kassiert hatte. Von Startplatz 7 auf 5 verbesserte sich Rosberg. Einen katastrophalen Auftakt in den das Rennen hatte Schumacher. Der Mercedes-Pilot musste Rosberg, Felipe Massa, Pastor Maldonado, Vitali Petrov und Hamilton passieren lassen und war Zehnter. Noch in der 1. Runde kassierte Schumacher den McLaren-Piloten, hing dann allerdings auf Platz 9 hinter Petrov fest.
In der 10. Runde holt sich Hamilton jedoch mit einem gewagten, aber gekonnten Manöver Platz 9 zurück. Schumacher kämpfte mit stumpfen Waffen. Seine Reifen waren runter – und nachdem er Barrichello in der 13. Runde ziehen lassen musste, steuerte er umgehend die Box an. Dort bekam Schumacher erneut die superweichen Reifen und eine neue Nase, weil er sich diese in der 1. Kurve nach einer Berührung mit Hamilton demolierte. Als 21. kam der 42-Jährige wieder auf die Strecke – das war’s praktisch schon. Drei Umläufe später kam auch Rosberg zum Service, nachdem auch er zwei Positionen verloren hatte.
In der 17. Runde stoppte der Führende Vettel. Er kam allerdings nicht als Erster wieder raus. Neuer Spitzenmann war Button, der eine Runde vorher gestoppt hatte und sich dank frischer Reifen und freier Fahrt Platz 1 sicherte. Der McLaren-Pilot fuhr auf dem weichen Pneu wie entfesselt und hatte nach 21 Runden 10 Sekunden auf Vettel, der bei den härteren Reifen blieb, herausgefahren. Nach 28 Runden überrundete Button, der einen Mercedes-Motor im Heck hat, Rosberg und Schumacher – eine Demütigung für die beiden Mercedes-Werkspiloten.
In der 34. Runde wurde es zum ersten Mal turbulent. Zunächst stoppte Button zum zweiten Mal und holte sich wieder weiche Reifen. Dann knallte Massa im Zweikampf mit Hamilton im Tunnel in die Leitplanke, so dass das Safety Car auf die Strecke kam. Nur einen Umlauf später blieb Schumachers Mercedes unvermittelt stehen. Das vorzeitige Aus in einem ohnehin verkorksten Rennen des Rekord-Weltmeisters. Die Safety-Car-Phase war äußerst ungünstig für Vettel, denn sein Vorsprung auf Button schmolz zusammen. Nach fünf Runden verließ das Safety Car die Strecke und das Rennen ging praktisch von vorne los. Vettel hatte Button im Nacken und jede Menge zu tun, den Verfolger im McLaren hinter sich zu halten.
Aber es gelang Vettel. Das veranlasste McLaren dazu, Buttons dritten und letzten Stopp in die 49. Runde vorzuziehen. Die neue Reihenfolge lautete: Vettel vor Alonso, Button und Sutil, der im Force India ein sensationelles Rennen fuhr und mit seiner Ein-Stopp-Strategie goldrichtig lag. Das richtige Händchen hatten aber auch die McLaren-Strategen, denn Button kämpfte sich mit Riesenschritten an Vettel und Alonso heran. Die letzten 20 Runden flog das Trio wie an der Perlenschnur gezogen über den Circuit de Monaco, und Vettel verteidigte verbissen seine Führung.
In der 69. Runde kam das Safety Car erneut zum Einsatz, weil es in der Schwimmbad-Schikane heftig knallte. Sutil hatte nach einer Berührung mit der Leitplanke einen Reifenschaden und verließ die Ideallinie. Weil Hamilton auswich, berührte Jaime Alguersuari den McLaren am Heck und schoss anschließend in Petrovs Lotus Renault.
Die Safety-Car-Phase gab Vettel die Gelegenheit, kurz durchzuatmen. In der 72. Runde entschied sich die Rennleitung sogar zu einem Abbruch, weil die Aufräumarbeiten zu lange dauerten und vor allem die Bergung von Petrov aus dem Cockpit viel Zeit kostete. Die Autos positionierten sich in der aktuellen Reihenfolge auf der Start- und Zielgeraden und warteten auf einen Neustart hinter dem Safety Car. Die Teams nutzen die Unterbrechung zum Reifenwechsel, was Vettel natürlich enorm in die Karten spielte. Nach etwa 20-minütiger Pause wurde das Rennen hinter dem Safety Car wieder aufgenommen, das nach nur einer Runde die Strecke wieder verließ. Freie Fahrt also für alle. In den verbleibenden Runden ließ sich Vettel mit frischen Reifen seinen ersten Triumph in Monte Carlo nicht mehr nehmen. Das Risiko des Red-Bull-Rennstalls, Vettel mit nur einem Boxenstopp durchfahren zu lassen, wurde also belohnt.
Quelle: sport.de