WrestlingCorner Kolumne: Gerechtes Lob

Man sieht einen Boxkampf, man schaut MMA (Mixed Martial Arts), Ringen oder bleibt einfach beim Wrestling. Was haben alle drei gemeinsam? Richtig, den Ringrichter. Eine nicht wegzudenkende Persönlichkeit im Ring. Beim Wrestling wird ihm jedoch die wohl größte Rolle zuteil.

Wie beim Schiedsrichter im Fussball muss auch der Ringrichter darauf achten, dass sich die Kontrahenten an die Regeln halten. Das ist somit der wichtigste Parameter, den ein Ringrichter beachten muss. Da zählt beim Boxen z.B. die Schläge auf den Nacken als strafbare Aktion, ebenso der Tiefschlag. Allzu lange dürfen die Boxer nicht im Clinch verharren, denn auch dann sorgt der Unparteiische für eine Trennung und erneuter Freigabe des Kampfes.

Außerdem ist es wichtig, die Gesundheit der Beteiligten im Auge zu behalten. Etwa sollte ein Boxer nicht dreimal auf der Matte liegen oder im stehenden KO weitere Schläge einfangen. Dafür ist ein Abbruch notwendig, den der Ringrichter vollzieht. Es ist also ein elementar wichtiger Baustein, der wohl alle Kämpfer schützen wird. Nicht umsonst wird nach jedem Takedown die Festigkeit der Fäuste und die Spannung der Arme beurteilt. Für schwerere Fälle kann der Ringrichter auch einen Arzt zur Hilfe holen und sich ein indirektes Gutachten geben lassen, wenn er sich über die Befindlichkeit unsicher ist.

Das Anzählen („Counten“) ist dementsprechend mit den anderen Aufgaben selbstverständlich gleichwertig in der Bedeutsamkeit. Irgendwann muss es, wie überall, einen Sieger geben. Und dafür hat der Ringrichter die alleinige Vollmacht. Natürlich gibt es manchmal Situationen, in denen ein Sieger nicht anders zu ermitteln ist, aber dennoch war es schon oft eine Frage der Subjektivität. Die Entscheidungsmacht nach überstandenen Runden liegt bei den Punkterichtern. Ein kleiner Nebeneffekt spielt auch das eigene Lager eines Boxers. Diese können selbst auch den Richter spielen und das Handtuch in den Ring werfen, wenn es nach ihren Einschätzungen gegen die Gesundheit des Boxers geht.

Jetzt habe ich viel von den anderen näheren Sportarten gesprochen und alle eint der Ringrichter. Wie ist es nun im Wrestling? Ein laienhafter Zuschauer wird vielleicht erst einmal feststellen, dass manchmal der Respekt gegenüber jenen Offiziellen nicht so erscheinen mag. Das würde ein Box-Fan sofort unterschreiben. Auch heimtückische Attacken auf den Ringrichter sind im Wrestling nicht selten. Es ist manchmal die blanke Respektlosigkeit, die den Ringrichtern entgegengebracht wird. Dabei ist, wie bereits erwähnt, der Ringrichter dennoch im Wrestling am wichtigsten.

Als wohl einziger Offizielle hat der Ringrichter beim Wrestling ein Knopf im Ohr. Dieser ist verbunden mit der „Kommandozentrale“. Es werden wichtige Informationen übermittelt, die den Kampf wesentlich beeinflussen können. Zu sehr steige ich hier nicht in die Materie ein. Denn ganz von Involvierung kann hier nicht gesprochen werden. Man schaue sich das Match von The Undertaker gegen Brock Lesnar bei „Wrestlemania 30“ an und kann nun den durchgezogenen Three-Count des Ringrichters und das bekannte Ende der Streak beobachten. Jeder weiß und sieht, wie Chad Patton bei seinem Count zögerte. Anderes Beispiel bietet ein Match zwischen Chris Jericho und Adrian Neville. In diesem Match verletzte sich der Brite, Neville, am Knöchel. Im Sinne dessen wurde dies dem Ringrichter übermittelt, der es wiederum Jericho mitteilte. Und dieser machte mit seiner langen Erfahrung genau das richtige. Er provozierte eine Disqualifikation, indem er den Ringrichter anging.

So langsam entsteht ein Muster zu den gleichen Aufgaben der Ringrichter in anderen Sportarten. Und doch bleibt das Lenken der wohl größte Schatz für den „Ref“ im Wrestling. Und das macht ihn zum mächtigsten aller in diesem Sport. Damit behaupte ich, dass er nicht nur steuert, sondern auch zur wichtigsten Figur im Wrestling jenen Sport repräsentiert. Und sollte dann doch einmal die Schubserei oder Schlägerei gegen den Ringrichter losgehen: Leute, wir sind im Wrestling!