WrestlingCorner Kolumne: Schweigen ist die beste Medizin

Veröffentlicht am 18. Juni 2022 um 18:00 Uhr von Vincent Hummel in der Kategorie: Intern, Kolumnen.

Am vergangenen Freitag kam der Ex-CEO Vince McMahon zu Beginn von WWE „Friday Night SmackDown“ heraus und stellte sich den Zuschauern. Was wir alle erwarteten, war natürlich eine Stellungnahme zum Schweigegeldskandal und seinem nun erstmal eingeleiteten Rücktritt für den Untersuchungszeitraum. Doch es kam ganz anders und natürlich hat das trotzdem nichtsahnend dazu geführt, dass die Zuschauerquoten enorm stiegen.

Die erste Nachricht war ein Schock und die zweite zwar verständlich. aber ebenfalls ein Schock. So viele Nachrichten rundum Vince McMahon innerhalb einer Woche waren glaube ich noch nie auf den Startseiten der US-Medien gestanden. Das eine betraf den Schweigegeldskandal, als McMahon angeblich über drei Millionen US-Dollar an eine Rechtsanwaltfachangestellte zahle, damit diese nicht ihre sexuelle Beziehung öffentlich macht. Davon eingesackt habe die Dame bereits über einer Million US-Dollar, wie es berichtet wurde. Eine ziemlich große Anschuldigung gegen den Boss, der bis dato eigentlich fast als unantastbar galt. Natürlich wird von seinen Anwälten und intern nicht viel darüber gesprochen, jedoch überraschenderweise nicht geleugnet. Stattdessen fährt man nun die Schiene, dass der Geschlechtsverkehr „einvernehmlich“ gewesen sei. Und damit wäre McMahon aus der Sache raus, doch diese Aussagen sind ohne Beweise und lassen sich nur schwer ohne korrekter Bestätigung der Gegenseite als Wahrheit herausstellen. Viel mehr macht es einen stutzig, dass dann noch Schweigegelder überwiesen werden. Denn was hätte die Dame bei einer einvernehmlichen Nacht zu beanstanden gehabt? Sie hat natürlich nichts gesagt, so wie es vereinbart wurde. Doch das Weitererzählen hat dazu geführt, dass jemand anderes nun sprach, ihr jetziger Freund. Und damit haftet nun große Last auf McMahon. Selbst ohne Schweigegeld ist so eine Affäre immer recht schweirig handzuhaben, da durch die aktuelle Präsenz der Vergewaltigungsvorwürfe gegen namhafte Schauspieler und Personen des öffentlichen Lebens, diese Schuldzusprüche missbraucht werden.

Auf der anderen Seite war es richtig, während der Untersuchung von seinen Funktionen als Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzenden (CEO) zurückzutreten. Interimsmäßig übernimmt Stephanie McMahon die Rolle, wo sie damit nun offiziell unfreiwillig zurückkehrte. Es ändert sich also nicht viel durch diese Umstellung, obwohl McMahon nach wie vor im Hintergrund ein Auge auf Storylines hat. Doch nun ist er erstmal aus der Schussbahn und es ist auch irgendwo verständlich, dass nichts in die Öffentlichkeit von seiner Seite getragen wird. Deswegen kann man ihm dem Auftritt bei „Friday Night SmackDown“ nicht verübeln, wobei man trotzdem sagen kann, dass das wohl wieder nur ein taktischer Schachzug war, um die Quoten zu steigern, was natürlich auch so geschah, denn die Show ging für die aktuellen Verhältnisse durch die Decke. Man kann aber bereits jetzt feststellen, dass sich durch seine Abstinenz nicht viel ändern wird. Vielmehr ist das Unternehmen bereits eingespielt und bestimmt für längere Zeit alles geplant. In diesem Sinne braucht sich McMahon keine Sorgen zu machen, die Kontrolle zu verlieren. Die Öffentlichkeit kann hingegen auch zu einem Laster werden. Und daher ist es natürlich vernünftig, selbst nichts preiszugeben, denn die Medien werden sowieso ihr Bestes geben, und baldige Neuigkeiten posten, auch wenn diese nicht aus erster Hand erfuhren wurden. Und wie undurchsichtig die Faktenlage ist, zeigt ja die jetzige Berichterstattung. Zwar hat das The Wall Street Journal hervorragend berichtet und die Anschuldigungen erklärt, jedoch ist weiter noch unklar, was überhaupt den Freund zu dieser Aussage bewegt hat bzw. warum die Dame es überhaupt jenen erzählt hatte.

Fragen über Fragen, doch die Frau braucht sich deswegen keine Gedanken zu machen. Auch wenn sie ganz offiziell den „Schweigegeldvertrag“ gebrochen hat, braucht sie keine Konsequenzen zu fürchten, denn dieser war niemals öffentlich beglaubigt. Es war mehr oder minder eine Vereinbarung zweier Seiten. McMahon hätte das eigentlich von Anfang an klar sein müssen, dass dieses Schweigegeld nicht unbedingt ein Rettungsanker für ihn darstellt.

Jedenfalls hat man nun doch noch die großen Schlagzeilen über McMahon gefunden, die seine Arbeitszeit bei WWE betraf. Nicht nachträglich, nicht posthum, sondern einfach noch aktuell. Das hat sich jener bestimmt anders vorgestellt. Jetzt gilt es erst einmal die Untersuchung ernst zu nehmen und vor allem die Dame über die „Einvernehmlichkeit“ zu befragen. Denn wenn diese verneint, wird noch eine ganz andere Kammer geöffnet. Und dann bewegt man sich schon mehr in der Persönlichkeitsverletzung und dem Sexualdelikt. Dann wäre zumindest eine Kaution Geschichte und das Gitter vor den Augen wahrscheinlich.

Jedenfalls kann man erstmal sagen, dass für McMahon Schweigen die beste Medizin ist.

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